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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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etwas – um mir zu danken, dass ich sie in die Welt gesetzt habe und für alle Privilegien, die sie genießen. Du bist also nicht allein, und besonders generös ist dein Angebot nicht!«
    »Was schlagt Ihr mir dann vor, Vater?«
    »Die Hälfte Deiner Einkünfte als Generalgouverneur.«
    »Ein Drittel, Vater.«
    »Du bist ein echter Cibo!« Innozenz lachte, »nun gut, ein Drittel sei gewährt. Hätte ich zwei Drittel eingefordert, hättest du mir die Hälfte angeboten.«
    »Vielleicht, Vater.«
    »So sei es. Die Vereinbarung ist getroffen. Und nun, sag mir, wie der Brief aussehen soll.«
    Cristoforos Augen begannen zu leuchten. »Die Form überlasse ich Euch, Vater. Der Brief sollte jedoch die Bitte enthalten, dass ich empfangen und angehört werde – und dass mein Anliegen sorgfältig und wohlwollend geprüft werde. Außerdem, bitte ich dich zu argumentieren, solle der Leser die großen Vorteile bedenken, die ihm zuteil würden, wenn er mir meine Bitte gewährte. Fünf Briefe, Vater, erbitte ich, einen für jeden Herrscher und einen für Jakob Fugger, den deutschen Kaufherren.«
    »Du wirst Sie bekommen«, sagte der Pontifex. »Aber sprich mit niemandem darüber, auf dass du nicht für wahnsinnig gehalten wirst. Sage denjenigen, an die du dich wenden willst, nur, dass du Katai und Zipangu erreichen willst, um die Handelswege zu verbessern und sie von der Türkenplage zu befreien. Nur so wirst du dir Gehör verschaffen können.«
    »Ihr glaubt mir also, Vater?«
    »Von wegen! Nicht einmal im Traum, aber das hat nichts zu sagen. Entdecke eine neue Welt und erreiche Katai. Mir ist es egal. Und nun«, unterbrach sich der Papst, »würdest du bitte so freundlich sein und mir diese Blätter geben?«
    * * *
    Noch bevor die zwölfte Stunde um war, hielt Cristoforo die Briefe in seinen Händen. Sie waren von einem obskuren Sekretär geschrieben worden und vom Haupt der Christenheit höchstpersönlich unterzeichnet und mit seinem Siegel versehen. Während Cristoforo sich tief vor ihm verbeugte, konnte er nicht umhin, ein leichtes, aber triumphierendes Lächeln aufzusetzen. Er hatte die wichtigste Partie in seinem Leben gespielt und gewonnen. Vielleicht wusste sein Vater, dass er die geheimen Thesen des Grafen von Mirandola sehr wohl gelesen hatte. Und vielleicht hatte er zwischen den beiden Möglichkeiten, die ihm nun blieben, da er einen Mitwisser hatte – Cristoforo einfach umzubringen oder ihn für sein Schweigen zu bezahlen –, den Weg, der sich am meisten lohnte, gewählt. Indem er ihm sein Geheimnis erzählt und auf seine Habgier gesetzt hatte, war Cristoforo mit dem Leben davongekommen. Ob der Pontifex nun aber wusste, dass er wusste oder nicht – der Papst würde ganz andere Probleme bekommen, wenn er die Geheimnisse des Grafen erst selbst lesen würde. Cristoforo stellte sich das Gesicht seines Vaters bei der Lektüre vor: Wer weiß, ob das Herz des Alten das überstehen würde.
    Er ging auf den Vorplatz der Basilika und mischte sich unter das bunt gekleidete Volk, das feierte und froh war, ein weiteres Jahr voller Hunger, Krankheiten, Verfolgungen und Flüchen überlebt zu haben. Viele waren als Papst oder Kardinal verkleidet und hatten auf ihre Gewänder Obszönitäten gemalt. Aber es war der erste Januar, ein heidnisches Fest – und Dinge, die sonst mit Peitschenhieben und Ketten oder dem Pranger bestraft worden wären, und zwar nicht zu knapp, wurden heute toleriert. Cristoforo meinte, Giuliano della Rovere als Römerin verkleidet gesehen zu haben – das Gesicht weiß gepudert, mit rot bemalten Lippen und von einer Gruppe halbnackter Soldaten begleitet. Cristoforo hüllte sich in seinen schwarzen Umhang und verbarg sein Gesicht. Bevor er sich in das Labyrinth aus Gassen aufmachte, um zum nächsten Ablegeplatz am Tiber zu gelangen, warf er einen letzten Blick auf die Kathedrale der Christenheit – denn vielleicht würde er sie nie wiedersehen. Möglicherweise würde sie auch bald vom Volke niedergebrannt werden – von demselben Volk, das in Angst vor Bestrafung durch einen grausamen und rachsüchtigen Vater lebte.
    Sollte sie doch brennen: Er wäre gut 6.000 Meilen entfernt, wenn es wirklich dazu käme.

Florenz
    Freitag, 7. Oktober 1938
     
    Das Wichtigste war, das Manuskript zu retten; an sein eigenes Leben würde er erst später denken. Giacomo de Mola war sich bewusst, dass seine Häscher mittlerweile ganz nah an ihm dran waren. Es war ein schlauer Schachzug von ihnen gewesen, Giovanni als Köder zu

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