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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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der ganzen Fahrt zur Belvedere-Festung. Als sie ankamen, kurbelte Elena die Scheibe herunter und nahm ein Päckchen Camel aus ihrer Handtasche. Die Ohrfeige traf sie ohne Vorwarnung. Instinktiv hatte sie die Hand gehoben, um zurückzuschlagen, aber Zugel hielt ihr Handgelenk fest.
    »Weißt du nicht, dass es verboten ist, amerikanische Zigaretten zu rauchen?«, fuhr er sie an.
    »Idiot! Du hast mir weh getan«, schrie Elena. Das Gefühl von Ohnmacht und Demütigung hätte sie beinah zum Weinen gebracht, aber es gelang ihr, den Impuls zu unterdrücken.
    »Aber die Klapse auf den Hintern gefallen dir.«
    »Tu das nie wieder, du Hurensohn …«
    Die zweite Ohrfeige, diesmal mit dem Handrücken verabreicht, tat noch weher als die erste – nicht nur körperlich.
    »Und nun sage, was du zu sagen hast, oder ich mache weiter.«
    »Und wenn ich anfange zu schreien?«
    »Komm, steig aus«, sagte Zugel sanft.
    Sie gingen an einem kleinen Platz entlang, der hinter den Gärten der Panoramaterrasse lag, von wo aus man über ganz Florenz schauen konnte. Die nächtlichen Nebelschwaden waren zu dünn, um Giottos Glockenturm, die Domkuppel und rechts den Turm des Palazzo Vecchio zu verschleiern.
    »Gib mir eine amerikanische Zigarette.«
    Auf seine Ellbogen gestützt lehnt Zugel an der Brüstung. Er atmete den süßen Duft der Camel ein und ließ ihn durch die Nase wieder entweichen.
    »Du kannst reden, Elena. Wie du siehst, ist hier niemand, außer uns und vielleicht irgendeinem Spanner in den Gärten. Was wolltest du mir sagen?.«
    Elena holte Luft.
    »Giovanni ist verschwunden. Seit über drei Tagen hat er mich weder angerufen, noch ist er bei mir vorbeigekommen. Das passt nicht zu ihm. Das Antiquariat ist geschlossen.«
    Zugel legte seinen Arm um ihre Schultern, und Elena erschauderte. Er presste sein Glied an ihr Pobacken. Sie ließ ihn gewähren, vielleicht würde ihn das etwas ablenken.
    »Schau, Elena«, sagte er und presste sich enger an sie, »das macht mich sehr traurig. Glaubst du, er hat den Rückwärtsgang eingelegt?.«
    »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Darum habe ich dich angerufen.«
    »Ich verstehe.«
    »Ich habe Angst, dass etwas schiefgegangen ist.«
    »Es gibt Schlimmeres, vor dem man sich fürchten muss, meine süße Elena.«
    Zugel schob sie mit Gewalt an die Brüstung, drückte ihr die Zigarette auf dem Handgelenk aus und hielt ihr mit der anderen Hand den Mund zu, um sie am Schreien zu hindern. Elena versuchte, ihn zu beißen, doch er lehnte sich auf sie und blockierte ihre Arme. Ein Ohrring fiel 20 Meter tief in den Abgrund.
    »Wenn uns jemand sieht, wird er denken, dass ich dich hier und jetzt nehme und dass du eine richtige kleine Hure bist. Und weißt du was – vielleicht werde ich das sogar gleich tun.«
    Trotz des Schmerzes konnte Elena seine Erektion spüren.
    »Was willst du von mir?«, fragte sie ihn mit tränenerstickter Stimme.
    »Nichts«, sagte Zugel und ließ sie los, »ich habe nicht einmal mehr Lust auf dich. Versteck dich irgendwo und tauche für ein paar Tage unter. Sollte er dich suchen und nicht finden – umso besser: Er wird nervös werden und Fehler machen. Derweil ziehe ich meine Strippen. So, und jetzt ist Schluss. Ich werde mich um de Mola kümmern. Schau, wie du zurückkommst; bis zur Stadt sind es nur ein paar Schritte – und sollte jemand versuchen, dich anzufassen, dann mach wenigstens den glücklich.«
    Zugel strich sein Jackett glatt, rückte seine Manschetten zurecht und ging zum Wagen zurück. Bevor er einstieg, schenkte er Elena noch ein eisiges Lächeln.
    »Oh, und noch etwas: Versuche nicht, mit mir Kontakt aufzunehmen, meine Liebe. Sollte es notwendig sein, werden wir dich zweifellos finden.«
    Elena sah dem Wagen hinterher. Sie fasste sich an den Bauch. Wenn Zugel auch noch den Rest erfahren hätte, wäre sie vielleicht nicht am Leben geblieben. Sie schaute sich um, aber der Platz war menschenleer. Kraftlos setzte sie sich auf den Boden und ließ endlich ihren Tränen freien Lauf.
    Elena schluchzte immer lauter und zog sich immer mehr in sich zurück, so dass sie zutiefst erschrak, als sie den Schatten bemerkte. Mit verschwommenem Blick sah sie eine Hand, die sich ihr entgegenstreckte. Es war die Hand einer Frau mit rot lackierten Fingernägeln und einem billigen Ring am kleinen Finger.
    »Ciao«, sagte die vom Zigarettenrauch heiser gewordene Stimme, »bist du neu hier?«
    Elena wischte sich mit dem Ärmel ihrer Pelzjacke die Tränen ab und schaute die

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