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999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition)

Titel: 999 - Der letzte Wächter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlo Adolfo Martigli
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Überzeugungskraft.
    Zugel lächelte ihn beruhigend an, als er seine Lieblingswaffe, eine Beretta Kaliber 9 mit Schalldämpfer, zog. Er stieß sie ihm in den Rücken und lotste ihn in Richtung Gittertür. Der Angestellte erhob mechanisch die Hände, bediente den elektrischen Schalter und öffnete nervös das Tor. Der Wächter griff sofort nach seiner Waffe.
    » Fermo «, sagte Zugel in einem perfekten Italienisch, »ich werde ihn erschießen, und dann sind wir nur noch zu zweit. Nimm die Pistole mit zwei Fingern deiner linken Hand«, fuhr er fort, »und leg sie auf den Boden. Adesso .«
    Zugel hielt die Pistole an die Schläfe des Angestellten und entsicherte sie. Der Wachmann zögerte einen Moment, tat dann aber wie ihm geheißen.
    »Schieb die Pistole zu mir rüber und entferne dich. Ganz langsam.«
    Die Anweisungen von Zugel waren ruhig und präzise. Der Wachmann verstand, dass er es mit einem Profi zu tun hatte und er besser gehorchte.
    Zugel bückte sich, um die Waffe aufzuheben. Den Angestellten ließ er dabei nicht aus den Augen. Dann schlug er ihm wie vereinbart mit der Beretta auf den Kopf.
    »Begleite mich nun zum Ausgang. Eine falsche Bewegung, und ich töte dich. Ich habe keine Angst und nichts zu verlieren«, fügte Zugel noch hinzu. Das allerdings war nicht ganz korrekt. Die Aktentasche, die er unter dem Arm trug, bedeutete für ihn Reichtum, Anerkennung und Bewunderung der höchsten Vertreter des Reiches. Himmler höchstpersönlich würde ihn umarmen und vielleicht in den Kreis der schwarzen Ritter aufnehmen. Zuerst aber musste er hier raus, und er wusste auch schon, wie ...
    An der ersten Gittertür ging alles gut. Der Wachmann, der sich sofort in die Hosen gemacht hatte, als er die Pistole auf sich gerichtet sah, war so beschäftigt mit seiner Furcht, dass er seinen Tod gar nicht bemerkte. Es ging sehr schnell: Ein glatter Schuss in die Stirn, und der Weg war frei. Die zweite Wache versuchte zu fliehen, aber Zugel schoss ihm in die Beine, bevor er an den Alarmknopf kam. Blutend und von der Waffe bedroht, musste er zurückkriechen und das Gitter öffnen. Zugel schoss ihm direkt zwischen die Augen. Auch bei der dritten Tür war er nicht gerade zimperlich, und vor den aufgerissenen Augen eines Bankangestellten schoss er dem Wachmann eine Kugel in den Nacken. Der fiel um wie ein Sack und rührte sich nicht mehr.
    »Los, öffne die Tür, oder ich töte dich.«
    Der Mann kam der Aufforderung sofort nach. Während er noch mit erhobenen Händen vor ihm stand, dankte Zugel ihm seinen Gehorsam mit einem Schuss von schräg unten durch den Hals, der den Schädel durchschlug und Knochensplitter und weiße Gehirnmasse bis an die Decke spritzen ließ. Dann durchquerte er in aller Ruhe den angrenzenden Salon, verließ die Bank und atmete draußen, an der frischen Luft, tief durch.
    Zugel ging am See entlang, wo er seinen DKW 7 geparkt hatte. Sein nächstes Auto, beschloss er, würde ein Mercedes sein – am liebsten ein 500-er K; mit so einem Wagen konnte er alle Frauen haben, die er wollte, vielleicht sogar eine Schauspielerin wie diese Magda Schneider, die mit ihrem adligen Getue die perversesten Fantasien in ihm auslöste.
    De Mola öffnete die Augen und versuchte, sich aufzurichten, da fuhr ihm ein schneidender Schmerz in den Nacken und zwang ihn, seine Augen wieder zu schließen. Einen Moment lang gab Giacomo diesem Bedürfnis nach; als er jedoch begriff, wo er war und was passiert sein musste, riss er sie wieder auf: Er lag auf dem Boden des Tresorraums, die leere Kassette aus dem Sicherheitsfach neben sich. De Mola nahm seine Brille und setzte sie auf. Angstvoll schaute er in die Kassette, aber das Buch war nicht mehr da. Sein Blick schweifte rastlos weiter. Neben der Gittertür lag der Bankangestellte; ein dünnes Blutrinnsal rann an seinem Kopf herab.
    Giacomo lief die Korridore entlang und stieg über die herumliegenden Leichen. Bis er oben im Salon angekommen war, hatte er vier Tote gezählt. De Mola schaute sich um, zog sich die Kapuze seines Regenmantels ins Gesicht und ging dann entschlossenen Schritts hinaus. Der erste Luftzug ließ ihn erzittern, und er spürte den eiskalten Schweiß auf seiner Haut. Ein Auto fuhr an ihm vorbei und ignorierte ein Stoppschild. De Mola notierte sich das Kennzeichen. An der Ablegestelle der Ausflugsboote für die Touristen fand er eine öffentliche Telefonzelle. Während die Telefonistin die Verbindung herstellte, holte er tief Luft, um die Kraft zum Sprechen zu

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