A Star like you
arbeiten.«
Nikkis rätselhaftes Grinsen scheint ihr Gesicht niemals zu verlassen. »Brenda dreht noch einen Lebensversicherungs-Werbespot, Jesamène rührt schon mal die Werbetrommel für ihre Boxgymnastik-DVD und Justin ist unterwegs, um eine Talentshow für die Vulkanopferzu organisieren. Aber keine Sorge, ihr Lieben, ich habe mein Büro in der Penthouse-Suite, also kann ich rund um die Uhr bei euch sein.«
Beth von The Holy Joannas hebt ihre Hand. »Wann haben wir unsere erste Stunde mit dem Vocal Coach?«
Nikki schüttelt enttäuscht den Kopf. »Es gibt so viel mehr in diesem Business als einfach nur das Singen. Ich meine, lasst uns der Tatsache ins Auge sehen – wenn es nur nach Talent ginge, wären einige von euch nicht hier.«
Trevor und Ashley, die eineiigen Zwillinge, wechseln einen bedeutungsvollen Blick.
»Zurück zum Wesentlichen«, fährt Nikki fort. »Das trifft nicht auf alle zu, aber nach dem, was ich heute gesehen habe, muss ich sagen: Wenn einige von euch diese Lektion nicht ganz schnell lernen, werden sie nächste Woche nicht mehr hier sein. Gut, Matt.« Sie schnippt mit den Fingern. »Komm mal hierher, bitte. Ich möchte etwas ausprobieren.«
Man kann die Erleichterung im Raum spüren, als ich zu Nikki auf die Bühne gehe. »Was denn ausprobieren?«
»Stell dir vor, dass wir mitten in einer Liveshow sind. Das Motto ist ›One Hit Wonder‹ und du hast gerade eine ganz miese Vorstellung von ›Crazy Frog‹ abgegeben.«
Alle lachen, bis auf Twilight. Ich versuche noch einmal, ihren Blick einzufangen, aber sie kritzelt wie wild in ihr kleines schwarzes Buch.
»Okay«, sagt Nikki. »Ich bin Willow (Willow Strawberry ist die Moderatorin mit sehr langen Beinen undeinem sehr kurzen Kleid) und du bist Matt.« Sie gleitet neben mich und legt ihre Hand um meine Schulter. »Gut gemacht! Und, Matt, was war das für ein Gefühl?«
»Ja, na ja, es war … okay«, antworte ich und erinnere mich daran, wie sehr ich diese Improvisationssachen eigentlich hasse. »Nicht so schlimm, wie ich gedacht hätte.«
»Und genießt du deine Zeit bei Star Factor ?«
»Ja, ich finde es … interessant. Am Anfang habe ich mich ein wenig einsam gefühlt, aber –«
»Nein, nein, nein, nein, nein«, sagt Nikki. »Das Publikum möchte jemanden, der voll dabei ist. Wie kannst du das von ihnen verlangen, wenn du es nicht bist? Die Antwort auf die erste Frage ist schlicht und ergreifend ›aufregend‹ – ›unglaublich‹ ist auch gut und möglicherweise ›fabelhaft‹, wenn du ein bisschen retro rüberkommen willst. Aber die zweite ist ein totaler Selbstläufer. Wenn dich irgendjemand nach deiner Zeit hier fragt, gibt es nur eine akzeptable Antwort: ›Ich habe die beste Zeit meines Lebens.‹ Gut, wie viele von euch können auf Kommando weinen?«
Um ehrlich zu sein, bin ich ziemlich froh, als alles vorbei ist und Mrs Magwicz die unter 18-Jährigen zur Rezeption schleift, wo sie beginnt, alle berühmten Kinder aufzuzählen, die sie jemals begleitet hat. Ich bete nur, dass der Lift schnell kommen möge.
»Eigentlich wollten sie mich für diese Rolle haben«, sagt Bart Smedley, »aber ich hätte ums Verrecken in keiner Soap mitgespielt.«
»Er hat sich seitdem sehr gut gemacht«, sagt MrsMagwicz und schüttelt missbilligend den Kopf. »Er hat mir eine reizende Postkarte aus L.A. geschickt.«
Bart Smedley hält sich die Nase zu und wedelt einen imaginären Furz weg. »Ja, ich habe diesen Streifen gesehen. Was hat sich sein Agent dabei gedacht?«
Als die Diskussion sich mehr und mehr aufheizt, werfe ich einen Blick zu Twilight rüber, die cool am Wasserspender lehnt, und verdrehe die Augen. Sie scheint die Inhalte ihres kleinen schwarzen Buches interessanter zu finden. Aber vielleicht ist das Glück doch auf meiner Seite, denn Mrs Magwicz und Bart Smedley haben sich so an der Frage festgebissen, ob jemanden eine Oscarnominierung zu einem guten Schauspieler macht, dass sie nicht bemerken, wie Twilight in den Lift gleitet, gefolgt von meiner Wenigkeit. Ich bin froh, dass Twilight kein Stethoskop hat, denn mein Herz rast wie wild, als sich die Türen schließen und ich den Knopf für den neunten Stock drücke.
»Diese Frau ist erstaunlich «, meint sie und steckt ihre Vampirzähne in ihre schwarze Ledertasche.
Es könnte Klaustrophobie sein, es könnte ihr Parfüm sein oder es könnte ihr knappes schwarzes Kleid sein, doch was auch immer es ist, mir wird schwummrig hier drinnen. »Sie ist ganz okay, denke ich.
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