AAA - Das Manifest der Macht
versucht, euch aus dem Hotel zu stehlen und eure an den Haaren herbeigezogene Geschichte über meine Abstammung hinter meinem Rücken zu belegen. Wahrscheinlich mit gefälschten Beweisen. Weswegen habt ihr mir sonst weisgemacht, dass ihr eine kleine Pause auf euren Zimmern braucht?
Apropos Pause. Samantha, wie war denn dein Entspannungsbad?
Ein wenig kurz, oder?“
Samantha überging Johns Sarkasmus. „Hör zu, John, ich hab es dir schon mehrmals gesagt, aber offenbar arbeitet dein Gedächtnis selektiv.Wenn ich etwas vor laufender Kamera verbreite, dann habe ich das eingehend recherchiert und meine Quellen dreimal abgeklopft. Den Rest werde ich auch noch beweisen – mit echten Beweisen wohlgemerkt, die jeder Überprüfung standhalten.“
John starrte sie unschlüssig an und runzelte die Stirn.
„Und wieso soll ich nicht mit von der Partie sein?“, fragte er, um sich dann ärgerlich an Ben zu wenden.„Und du? Was ist mit dir?“
Bevor Ben antworten konnte, machten sich andere Hotelgäste räuspernd bemerkbar. Die drei entschuldigten sich höflich und gaben die von ihnen blockierte Drehtür frei.
Samantha nutzte die Unterbrechung, um die Wogen zu glätten. „Lasst uns nicht streiten“, meinte sie beschwichtigend. „John, bitte, wir ziehen doch alle an einem Strick, oder?“
„Mag sein, aber mir scheint, ich habe das falsche Ende erwischt.“
„Das stimmt nicht. Ich bin lediglich auf der Suche nach der Wahrheit. Ich suche keine Story um jeden Preis, und ich sauge mir auch nichts aus den Fingern, um dir zu schaden. Das kannst du mir glauben.“ Als John nichts erwiderte, fuhr sie schnell fort: „Wir wollen zur Alten Nationalbibliothek nach Paris und in den entsprechenden Zeitungen suchen. Ich hoffe, du hilfst uns dabei.“
John überlegte eine Zeitlang.
„Okay“, sagte er dann,„aber ich habe euch jetzt im Blick. Merkt euch das.“
Samantha und Ben atmeten auf. Streit mit John war das Letzte, was sie wollten.
„John, bitte entschuldige, wir wollten dich nicht außen vor lassen.“
„Na gut.“ Johns Stimme klang schon wieder versöhnlicher. „Dann lasst uns fahren. Es macht wirklich keinen Sinn, hier noch weiter den anderen Hotelgästen im Weg zu stehen und zu diskutieren. Sparen wir die Energie für andere Dinge.“
„Sag’ mal, John“, Ben räusperte sich.„Was ich noch wissen wollte: Wie lange hast du hier draußen gestanden?“
„Nur ein paar Minuten, Ben“, lachte John. „Du hättest dir zwei Löcher in deine Zeitung schneiden sollen, dann hättest du mich bestimmt gesehen!“
Sie stiegen in eins der vor dem Hotel wartenden Taxis.
„À Paris, à la Bibliotheque Nationale, Site Richelieu-Louvois, s´il vous plaît”, wies Samantha den Fahrer an.
Der Fahrer, der mit Baskenmütze und Stoppelbart wie die Karikatur eines Franzosen aussah, nickte und fädelte sich geschickt in den allmählich dichter werdenden Nachmittagsverkehr in Richtung Pariser Innenstadt ein.
„Langsam durchschaue ich, wie Autofahren in Paris funktioniert“, ließ sich John nach einer Weile vom Beifahrersitz her vernehmen. „Es ist eigentlich ganz einfach. Blinker sind überflüssig, wahrscheinlich sogar verboten. Man hupt und wechselt sofort die Spur oder die Fahrtrichtung. Würde ich gern mal mit einem Cayenne ausprobieren. Da sitzt man etwas höher und hat entschieden mehr den Überblick.“
„Und könnte auf die anderen von oben herabschauen. Gib’s doch zu, John“, erwiderte Samantha. „Mit dem Autofahren hier hast du übrigens Recht. Es soll Touristen gegeben haben, die den Arc de Triomphe zwanzigmal umrundet haben, weil sie sich einfach nicht aus dem Kreisverkehr befreien konnten.“
„Die hätten halt hupen sollen“, warf Ben ein.
Wie zur Bestätigung drückte der Fahrer in diesem Moment mehrere Male auf die Hupe und stieß ein paar laute Flüche auf Französisch aus.
„Was hieß das?“, fragte John nach hinten.
Samantha schüttelte den Kopf.
„Das willst du nicht wissen. Auch nicht, was der Mittelfinger hierzulande sonst noch bedeutet. Übrigens“, wechselte sie das Thema, „frage ich mich immer noch, wer uns in Deutschland verfolgt hat. Ist euch irgendetwas aufgefallen, seit wir hier sind?“
John und Ben schüttelten den Kopf.
„Nein“, sagte John, „ich zerbreche mir schon den ganzen Tag den Kopf, aber es kommt absolut nichts dabei heraus.“ Er machte eine Pause, um den nachfolgenden Satz besser wirken zu lassen. „Genau so wenig, wie bei deiner Suche nach einem
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