Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
Joel. Nachdem er seine Reisetasche vom Band gegriffen hatte, strebte er dem Ausgang zu. Am Ende der Halle unter einem Werbeplakat des Flughafens sah er den Freund schließlich.
Joel winkte ihm zu. Vom Äußeren entsprach er dem Klischee kalifornischer Surfer: braun gebrannt, stonewashed Jeans , darüber ein ausgeblichenes Muscleshirt. Das maisblonde Haar hatte er wie gewohnt zu einem Zopf zusammengebunden, und wie immer kaute er Kaugummi – eine Marotte, mit der er Aaron oft in den Wahnsinn getrieben hatte.
«Hi, Aaron.»
Sie umarmten sich, und Joel boxte ihn freundschaftlich mit der Faust gegen die Schulter.
«Ich spüre bereits überall Seraphiel. Habt ihr die Rossi abgefangen?»
Aarons Müdigkeit war wie weggeblasen und die Schwingungen der dunklen Macht schabten wie Glaswolle auf seiner Haut.
«Leider nein. Wir müssen sie verpasst haben. Eine Freundin Alegras, die beim Bodenpersonal arbeitet, hat alle Passagierlisten durchgesehen. Eine Julia Rossi war nicht dabei.»
Aaron stieß einen derben Fluch aus. Vielleicht hatte sie seine Anwesenheit gespürt und ihre Pläne geändert.
«Seraphiel hat gestern Nacht bereits zugeschlagen. Drüben in Frisco. Hat ein Gemeindehaus für kranke Obdachlose in Brand gesetzt.»
Aaron ballte die Hände. «Gibt es Überlebende?»
Joels Grinsen erlosch. «Keinen. Die armen Kerle sind alle verbrannt. Das ganze Areal wurde heute Morgen abgeriegelt. Die Cops suchen nach Hinweisen auf Brandstiftung.»
«Und? Bist du schon dort gewesen?»
«Klar, in der Nacht. Der Hinweis kam von einem Nephilim. Aber es war zu spät, ich konnte keinen mehr retten.»
«Wir müssen dorthin. Vielleicht hast du was übersehen. Jeder kleinste Partikel Dämonenstaub könnte uns einen Hinwies geben. Hast du was über den Aufenthaltsort des Verkünders rausgefunden?»
«Noch nicht. Aber eine Frau hat ihn gestern gesehen. Ich weiß aber nicht, ob sie sich nur wichtigmachen wollte.»
«Glaub mir, er ist hier, damit er seinen Vater aus dem Bann befreien kann. Er kann Carmael nur entkommen, wenn sein Sohn die Seelenkette sprengt.»
Joel sog hörbar die Luft ein. «Wir wissen übrigens, dass Ruth noch lebt.»
Aaron stoppte. «Sie lebt? Ist das sicher? Wo ist sie?»
Joel hob die Hände. «Ariel hat sie aufgespürt, unten am Hafen. Aber sie ist ihm entwischt. Eine Gruppe von Nephilim sucht sie bereits.»
Aaron hatte von Anfang an gewusst, dass diese Mission kein Zuckerschlecken werden würde, aber jetzt lief ihm die Zeit davon. Seine Angst um Rebecca wuchs. Er mochte sich gar nicht ausmalen, was geschehen würde, wenn sie ein Opfer des Feuerengels werden würde. Er musste sie warnen. Sofort!
Als sie aus dem klimatisierten Flughafengebäude traten, raubte Aaron die Schwüle für einen Moment den Atem. Es war ungewöhnlich schwül. San Francisco war nicht gerade für seine tropischen Temperaturen bekannt.
«Wie war es in Rom?», fragte Joel und lief voran zum Parkplatz.
Aaron berichtete kurz von den Ereignissen.
Joel stoppte und drehte sich um. «Ein schwerer Schlag. Ich hätte nie geglaubt, dass ausgerechnet Alessandro …»
«Lass uns lieber von was anderem reden», unterbrach ihn Aaron. Die Enttäuschung saß wie ein Stachel in seinem Herz. Über den Wagendächern flirrte die Luft und am Horizont türmten sich graue Gewitterwolken auf.
«Ich habe eine kleine Überraschung für dich.»
Joel zwinkerte ihm zu. Als sie den Pick-up erreichten, sprang er auf die Ladefläche und hob die Plane hoch.
Aaron strahlte. Darunter lag seine geliebte Fireblade. «Yeah!», rief er aus und ballte die Faust.
«Ich dachte mir, dass du dich freust.»
«Mensch, danke.»
Er legte Joel den Arm um die Schulter und drückte ihn an sich. Der Anblick seines Motorrads vertrieb für einen flüchtigen Augenblick seine trübe Stimmung. Gleichzeitig erinnerte es ihn wieder an Rebecca. Er spürte ihre Arme an seinem Körper und ihre kleinen festen Brüste an seinem Rücken. Sein Puls schoss bei dieser Vorstellung in die Höhe.
Mit einem Seufzer verstaute Aaron sein Gepäck auf der Rückbank und setzte sich neben Joel. Joel steuerte den Pick-up vom Flughafengelände auf den Freeway 880 zur Bay Bridge, die über die Bucht nach San Francisco führte. Der typische Geruch von Salz und Fisch hing in der Luft und die aufgeraute Wasseroberfläche erinnerte ihn an ein Waschbrett.
Aaron zog sein Handy heraus und wählte Rebeccas Nummer. Hoffentlich war sie seinem Rat gefolgt und hatte Alegra aufgesucht. Sie nahm den Anruf nicht
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