Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
entgegen. Am besten, er vergewisserte sich gleich persönlich, sobald Joel die Hafengegend erreicht hatte. Er schob das Handy in die Hosentasche zurück und starrte aus dem Fenster. Aus dem Augenwinkel bemerkte er die fragenden Blicke Joels.
«Eine Frau?», grinste Joel.
«Ja», antwortete Aaron knapp.
«Kenne ich sie?»
Joel konnte es nicht lassen, nachzuhaken.
«Nein.»
«Wenn du so zugeknöpft bist, muss sie eine Wucht sein.»
Und was für eine.
«Ist sie etwa hier in Frisco?», ließ er nicht locker.
«Vielleicht.»
«Glaubst du, ich könnte auch bei ihr landen?»
Aarons Kopf ruckte herum. Er schnaubte und warf Joel einen warnenden Blick zu. «Das könnte dir so passen. Als wenn jede Frau auf dich fliegen würde.»
«Meinem Charme kann keine widerstehen», entgegnete er feixend und lachte.
Es bereitete Joel anscheinend noch immer Spaß, ihn zu provozieren. Rebecca einem anderen überlassen? Niemals. Aber sie gehört doch gar nicht dir!
Joel ruderte zurück. «Hey, war nur Spaß. Ich würde einem Freund niemals die Frau ausspannen.»
Aaron nickte nur.
«Da ist doch noch was, oder?», fragte Joel.
Mit wenigen Worten berichtete Aaron von seinem Telefonat mit Rebecca. «Irgendwas stimmt nicht. Sie war ganz seltsam am Telefon.»
«Warum habt ihr euch getrennt, wenn du so verrückt nach ihr bist?»
«Als ich nach Rom ging, hat sie mir gesagt, dass sie nicht noch einmal eine Fernbeziehung möchte.»
«Hört sich fast nach Alegra an.»
Aaron erinnerte sich, dass auch Joels Beziehung daran zerbrochen war, dass Alegra ihn nicht nach New York hatte begleiten wollen.
«Gut, dass du sie erwähnst. Zu der will ich übrigens gleich.»
Joel warf ihm einen überraschten Blick zu.
«Rosie und ich haben Rebecca geraten, sie aufzusuchen. Weil sie aber so komisch reagiert hat, weiß ich nicht, ob sie meinem Ratschlag befolgt ist. Ich muss mich vergewissern», erklärte Aaron.
«Ist mir recht, solange ich Alegra nicht sehen muss …»
Joel und Alegra hatten sich im Streit getrennt und gingen sich selbst drei Jahre später noch aus dem Weg.
«Irgendwann solltet ihr das Kriegsbeil begraben. Es brechen harte Zeiten an, in denen wir zusammenhalten müssen. Lass mich bitte an der Market Street raus, ich fahre mit der Fireblade zur Mall. Wir treffen uns dann am Brandort.»
Nachdem sie die Bay Bridge überquert hatten, folgte Joel dem Freeway ein Stück in Richtung Norden. Währenddessen berichtete er von dem Brandanschlag. Father Johnson, der Leiter der Einrichtung, war ein Verbündeter der Engel und Schützling von Aarons Vater.
«Father Johnson ist auch tot, meinten die Cops. Und noch zwei Ordensfrauen und eine Handvoll freiwilliger Helfer.»
Aaron fluchte. Seraphiel würde nacheinander alle umbringen, die seinem Vater einmal geholfen hatten. Aus der einstigen Freundschaft der beiden Engel war eine tiefe Feindschaft geworden. Vor Tausenden von Jahren hatte Seraphiel die mächtige Engelgruppe der Seraphime angeführt, zu denen einst auch sein Vater Uriel gehört hatte. Seraphiel verfügte über beeindruckende Kräfte. So konnte er allein mit seinem Blick alles Irdische entflammen.
Uriels göttliche Berufung zum Erzengel hatte Seraphiels Neid geweckt, vor allem als der Feuerengel sich in Uriels Heer hatte einreihen müssen.
Nachdem Aarons Vater Sodom zerstört hatte, forderte Seraphiel von ihm, auch Gomorrha auszulöschen. Doch Uriel weigerte sich, dieses ohne göttlichen Befehl auszuführen.
Seraphiel vernichtete Gomorrha allein und zog sich damit den Zorn der Engel und des Schöpfers zu. Zur Strafe wurde ihm eine Feuerkette ums Herz gelegt, die seine Seele bis in alle Ewigkeit verdammte. Nur Luzifer und seine Anhänger ergriffen für ihn Partei. Es kam zum Aufstand und Sturz der Rebellen. Der Feuerengel schloss sich Luzifer an, um Rache an Uriel zu üben, dem er die Schuld an seiner Verdammung gab.
Aaron wurde aus seinen Grübeleien gerissen, als Joel den Wagen auf einem Parkplatz am Hafen stoppte. Aaron stieg auf die Ladefläche des Pick-ups und reichte Joel die Honda hinunter.
«Ich lasse meine Sachen solange im Wagen.»
Aaron deutete mit dem Kinn auf die Reisetasche und den Waffenkoffer, dem er ein Messer und einen Shuriken entnahm.
«Kein Problem. Also bis dann.»
Aaron setzte sich den Helm auf und hob die Hand zum Gruß, bevor er sich aufs Motorrad schwang. Der Sturm trieb die dunklen Wolken vom Meer ins Land. Der TV-Sender im Flugzeug hatte von Naturkatastrophen rund um den Globus berichtet.
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