Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
Fall wiedersehen. Er würde nicht zögern, sie zu töten, wüsste er um ihre Identität.
Rebecca schloss wie betäubt die Haustür auf. Ihre Schritte hallten durchs leere Haus. Da hatte sie gehofft, in San Francisco Frieden zu finden, und nun stand sie vor einem Scherbenhaufen. Sie pfefferte ihre Handtasche auf den Boden und rannte die Treppe hinauf. In ihrem Zimmer warf sie sich aufs Bett, schrie und trommelte ihre Verzweiflung in die Kissen.
Aaron! Noch immer spürte sie seine Hände und Lippen auf ihrem Körper. Niemals würde sie den Mann bekommen, nach dem sie sich sehnte. Unerreichbar, unmöglich, unerträglich. Die Tränen rannen unaufhörlich über ihr Gesicht. Wie sollte sie diesen Gedanken nur ertragen, ihn nicht mehr sehen, nicht mehr berühren zu können? Auch San Francisco musste sie auf Nimmerwiedersehen verlassen, sobald sie dieses verfluchte Buch vernichtet hatte. Kein Gedanke erschien ihr schrecklicher, als vor dem Menschen zu fliehen, der ihr am meisten bedeutete.
Nach einer Weile versiegte ihrer Tränenfluss. Sie zog die Beine an und umschlang sie mit den Armen. In dieser Haltung konnte sie am besten nachdenken. Seraphiels Tochter. Niemand konnte sich seine Eltern oder sein Schicksal aussuchen, sondern musste versuchen das Beste daraus zu machen. Das Beste! Sie lachte bitter auf. Nichts wäre mehr gut. Aaron würde sie genauso hassen wie ihren Vater. Und sie konnte ihn gut verstehen.
Was Seraphiel ihnen angetan hatte, war schlimmer als der Tod. Was musste ihre Mutter all die Jahre gelitten haben, wenn sie ihre Kinder zwar sehen konnte, sich ihnen aber nicht nähern durfte. Obendrein noch den Sohn an die Finsternis zu verlieren. Auch sie hasste ihren Vater für diese Tat. Joshua war ihr Gegenpol, ihre dunkle Seite und doch war er ihr Bruder, ob sie das wollte oder nicht.
Rebecca lief ins Bad und stellte die Dusche an. Sie zog sich aus und sprang unter den kalten Strahl. Sofort überzog ihren Körper eine Gänsehaut. Aber es tat ihr gut. Sie hatte das Gefühl, dadurch das Feuer in ihrem Innern zu löschen.
Rachel, bald sind wir vereint! Schon bald, flüsterte ihr Vater. Du kannst dich nicht gegen dein Schicksal wehren.
Und ob sie das konnte. Niemals würde sie seine schwarze Seele befreien, selbst wenn es sie das Leben kostete. Rebecca hielt sich die Ohren zu, weil sie das Geflüster nicht mehr ertragen konnte und sank auf den Boden.
Wut und Verzweiflung brachten ihren Körper zum Glühen. Schon sammelte sich die Energie in ihren Fingern. Ruth hatte recht, sie spürte die Kraft des Feuers in sich. Es war Zeit, dass sie diese Fremde anrief. Sie stand auf und drehte den Wasserhahn zu.
Nachdem sie sich abgetrocknet und angezogen hatte, ging sie hinunter und wählte die Nummer. Nur wenige Rufzeichen später meldete sich die weibliche Stimme mit dem südländischen Akzent, die auf den AB gesprochen hatte. «Hallo?»
«Hallo, mein Name ist Rebecca Clancy. Sie hatten versucht, meinen Vater zu erreichen. Es ging um irgendein Buch.» Rebecca war über sich selbst erstaunt, wie nüchtern ihre Stimme klang, obwohl sie innerlich vor Aufregung vibrierte.
«Si, natürlich, ich erinnere mich. Ich bin Julia Rossi. Schön, dass Sie zurückrufen. Ihr Vater hat mich beauftragt, das Buch zu suchen.»
«Ich habe nicht viel Zeit. Also wenn Sie mir bitte etwas mehr über dieses Buch sagen könnten.»
Rebecca war gespannt darauf, welche Erklärung folgen würde.
«Si. Hat Ihr Vater Ihnen denn nichts erzählt?»
So viel Scheinheiligkeit war kaum zu ertragen. Rebecca schluckte eine scharfe Erwiderung herunter, denn sie musste möglichst arglos erscheinen.
«Meine Eltern sind leider beide tödlich verunglückt.»
«Madonna mia Santa, das tut mir sehr leid.»
Selbst einem Ungeübten wäre der aufgesetzte Tonfall nicht entgangen. Aber gut, ich spiele dein Spiel mit , dachte Rebecca und lächelte vor sich hin.
«Danke. Aber was ist das für ein Buch?»
«Ihr Vater hatte vor längerer Zeit eine Suchanfrage im Internet nach diesem Buch gestartet. Er braucht es für Recherchezwecke.»
Rebecca hätte fast losgelacht. Diese Julia hätte sich besser informieren sollen. Ihr Vater schrieb Komödien fürs Theater und heitere Romane. Dazu brauchte er bestimmt kein okkultes Buch.
«Aber mein Vater ist tot, wenn ich Sie daran erinnern darf.»
Mit welcher Ausrede würde sie versuchen, es Rebecca dennoch aufzuschwatzen?
«Si, aber er hat schon für das Buch bezahlt und ich habe dafür keine Verwendung. Und es ist sehr
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