Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
Organizer. «Ich bin viel unterwegs. Termine, Sie wissen schon.»
Anschließend schob sie das Stoffpäckchen zu Rebecca.
«Wollen Sie es nicht auswickeln?», fragte Rebecca und stellte befriedigt fest, wie sich die Augen ihres Gegenübers weiteten. Das Exsolutio in den falschen Händen bedeutete den Tod , erinnerte sie sich.
«Ach, wissen Sie, ich kenne es ja. Machen Sie es ruhig selbst.»
Rebecca verkniff sich ein Grinsen. Stattdessen wickelte sie das in Leder gebundene Buch aus, das nicht größer als ein Oktavheft war, aber um ein Vielfaches dicker.
«Vorsicht, es ist brüchig.»
Exsolutio – Die Prophezeiung der Erlösung stand in goldenen Lettern auf dem Einband gedruckt.
Julia Rossi lehnte sich zurück und beobachtete sie mit ernster Miene. Sanft strich Rebecca über das glatte Schweinsleder. Das war es also. Kaum zu glauben und doch fühlte es sich wie ein gewöhnliches Buch an. Als sie es aufschlug, hörte sie wieder die Stimme ihres Vaters.
Rachel, die Zeit ist nah, in der du die Fesseln sprengen wirst.
Hinter ihren Schläfen begann es schmerzhaft zu pochen. Die Stimme wurde eindringlicher. Rebecca legte ihre kühlen Finger an die Stirn.
«Ist Ihnen nicht gut?», fragte Julia Rossi und lächelte böse.
Rebecca hatte die Wirkung des Buches unterschätzt. Ihr linker Arm brannte wie verrückt und auch die Rune unter dem Schweißband schmerzte. Sie fühlte sich, als hätte sie ein Schlafmittel genommen.
Besinne dich auf deine Kräfte, hallten Ruths Worte in ihr nach.
«Nein, nur etwas schwindlig. Ich hatte sehr viel Stress in den vergangenen Wochen …»
Das Bild vor ihren Augen verschwamm. Bleib ganz cool, Rebecca . Sie atmete noch ein paar Mal tief ein. Zu ihrer Erleichterung wich die Benommenheit, die Schmerzen ebbten ab und gingen in ein dumpfes Pulsieren über.
«Geht es jetzt wieder?», fragte Julia scheinbar besorgt und machte Rebecca damit nur noch wütender.
«Ja, danke.»
Rebecca schlug erneut das Buch auf und blätterte darin. Wider Erwarten handelte es sich um kein gedrucktes Exemplar, sondern um eine handgeschriebene Ausgabe, die in Latein begann und in Hebräisch fortgeführt wurde.
Das Exsolutio trug weder ein Datum noch einen Hinweis auf den Schreiber. Die Seiten waren vergilbt und zum Teil an den Kanten versengt, als hätte es im Feuer gelegen. Rebecca blätterte weiter. Irgendwo musste doch dieser Vers stehen.
Es folgten in Latein ein paar religiöse Texte, die sich auf den Untergang Gomorrhas bezogen. Verse aus dem Alten Testament, 1. Kapitel Mose, Vers 19: Die zwei Engel kamen gen Sodom des Abends …
Die Schrift wurde krakeliger. Dann folgten Skizzen vom Untergang beider Städte, jedoch mit hebräischen Texten versehen. Auch hier Feuerzeichnungen, die sich durch das ganze Buch fortsetzten.
«Ich spreche leider kein Latein. Was bedeuten denn diese Sätze? Können Sie sie übersetzen?»
Rebecca antwortete nicht, sondern suchte fieberhaft weiter nach dem Vers. Irgendwo, verdammt noch mal musste er doch sein! Sie musste ihn überlesen haben. Sie blätterte zurück.
Rebecca stieß auf Skizzen sechsflügliger Wesen und darunter eine unbekannte Schrift. Manche Buchstabenbögen erinnerten sie an … Sie drehte das Buch auf den Kopf. Da war der Vers, gespiegelt und verborgen in einem Wust aus Schnörkeln.
«Und können Sie es nun übersetzen?»
Julia Rossi klang verärgert.
«Es ist sehr schwierig, diese Schrift zu entziffern», antwortete Rebecca ausweichend, denn sie wusste, dass Julia sie drängen wollte, den Vers vorzulesen.
Wo bist du? Wo bist du? Das Flüstern echote wieder durch ihr Hirn. Du kannst mir nicht entkommen, auch wenn du das Buch zerstörst.
Er wusste also bereits, dass sie es in den Händen hielt. Rebecca sah sich um. Befand Seraphiel sich vielleicht schon unter den Gästen?
Hinter ihren Schläfen pochte es wieder schmerzhafter. Das Buch entglitt ihren zittrigen Händen. Ihr linkes Handgelenk brannte, als hätte sie jemand gebrandmarkt. Ihr Vater befand sich in der Nähe. Es kribbelte unangenehm auf ihrer Haut. Sie musste so schnell wie möglich das Buch vernichten.
Verschwinde endlich aus meinem Kopf! , wehrte sie sich. Zu ihrer Erleichterung verstummte das Geflüster sofort. Doch aus dem anfänglichen Kribbeln wurde ein brennender Schmerz, der zu ihren Handgelenken hinaufwanderte. Es war kaum auszuhalten. Rebecca stand mit einer Entschuldigung auf.
Ein diabolisches Lächeln umspielte die Lippen Julia Rossis. «Si, natürlich. »
Benebelt erreichte
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