Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
Rebecca den Toilettenraum. Sie stolperte auf die Waschbecken zu. Warum hatte ihre Mutter sie nicht darauf vorbereitet, wie schmerzhaft die Berührung des Buches für sie war? Rebecca beugte sich übers Waschbecken und drehte den Hahn auf, dann hielt sie die Arme unter das kalte Wasser. Der Schmerz raubte ihr den Atem.
Die Creme! Sie hatte die Brandsalbe vorhin zusammen mit dem Dämonenmesser eingesteckt. Vorsichtig verteilte sie die Creme auf der geröteten Haut. Bei jedem Strich zuckte sie zusammen. Immer deutlicher zeichnete sich eine dunkelrote Linie auf der Innenseite ihres linken Unterarms ab.
Die zweite Rune.
Voller Entsetzen starrte sie auf das sechsflüglige Wesen, das jetzt auf ihrer Haut prangte. Als das Zeichen vollendet war, verebbte der Schmerz.
Seraphiel hatte sie gefunden.
Diese Erkenntnis versetzte sie in Panik. Noch vor wenigen Tagen hätte sie jeden ausgelacht, der behauptete, sie würde irgendwann ein Brandmal tragen. Weder Julia Rossi noch ein anderer durfte es sehen. Sie zog den Ärmel der Bluse weit herunter. Der Stoff kratzte auf der verbrannten Haut.
Nachdem sie noch einen prüfenden Blick in den Spiegel geworfen hatte, verließ sie die Toilette. Draußen steuerte sie gleich auf die Bedienung zu und bat um die Rechnung. Als Rebecca zum Tisch zurückkehrte, war Julia Rossi verschwunden. Und das Buch? Julia musste ihre Absicht gespürt haben. Rebecca fluchte im Stillen.
Die Bedienung tippte ihr auf die Schulter. «Ihre Freundin erhielt eben einen Anruf und ist gegangen.»
«Ja, danke.»
Die Bedienung beugte sich zum Tisch herab, um das schmutzige Geschirr wegzuräumen. Sie hob die Serviette an und stutzte, als das Buch darunterlag. Bevor sie es aufheben konnte, hielt Rebecca es schon in der Hand. Sie reichte der jungen Frau ihre Kreditkarte und stopfte das Buch hastig in ihre Handtasche. Im Restaurant konnte sie es auf keinen Fall vernichten.
Der Sturm drückte die Restauranttür weit auf und riss Rebecca fast um. Der Nieselregen hatte sich in einen Guss verwandelt. Sie setzte die Kapuze auf und eilte zum Wagen. Jemand verfolgte sie. Deutlich spürte sie die dunklen Schwingungen. Rebecca fluchte im Stillen. Ihr Wagen stand am anderen Ende des Parkplatzes.
Niemand war weit und breit zu sehen, aber ihr Verfolger kam näher. Das spürte sie. Doch sie wagte nicht, sich umzudrehen, sondern verdoppelte das Tempo. Kaum hatte sie die erste Wagenreihe hinter sich, versperrte ihr ein Kerl mit roten Augen den Weg, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war.
Ein Dämon. Das hatte ihr gerade noch gefehlt.
Atemlos stoppte Rebecca und starrte ihm entgegen. Von der Seite näherten sich ihr ein weiterer Dämon sowie Julia Rossi und kreisten sie ein. Im gleichen Moment preschte ein Wagen um die Ecke und schnitt Rebecca den Rückweg ab.
Julia Rossi öffnete die Tür zum Fond. «Los, steig ein!», herrschte sie Rebecca an.
«Und wenn ich mich weigere?», begehrte Rebecca auf.
Sie spürte, wie sich ihre Fingerkuppen aufheizten. Der Feuernephilim in ihr erwachte zum Leben. Julia und ihren dämonischen Begleitern schien es zu entgehen.
Julia stieß Rebecca nach vorn. «Wird’s bald.»
Rebecca schlug mit dem Arm gegen den Rahmen der geöffneten Tür. Der Schmerz ließ sie für einen Moment die Luft anhalten. Julia wollte ihr einen zweiten Schubs geben, als Rebecca zur Seite sprang.
«Macht schon, zwingt sie in den Wagen», wies sie die beiden Dämonen an, die Rebecca sofort ergreifen wollten.
«Lasst mich gehen. Ihr könnte das Buch meinetwegen wieder haben.»
Rebecca öffnete ihre Handtasche, in der sich das Dämonenmesser befand.
«Das könnte dir so passen, aber wir brauchen dich und das Buch!», keifte Julia und lachte höhnisch.
Einer der Dämonen fasste nach Rebeccas Arm, die den Messerschaft in ihrer Handtasche umklammert hielt. Einen Wimpernschlag später rammte sie es dem Dämon in den Arm. Der starrte auf die Wunde und sank auf die Knie. Das Überraschungsmoment nutzte Rebecca, sich an den anderen beiden vorbeizudrängen und zu ihrem Wagen zu rennen.
Julia und der zweite Dämon setzten ihr nach, als plötzlich zwei schwarze Gestalten zwischen den Reihen der parkenden Autos auftauchten und ihre Verfolger stoppten.
27.
Aaron hatte Rebeccas Haus am Morgen mit gemischten Gefühlen verlassen. Sein Misstrauen war geweckt worden, als sie sich geweigert hatte, ihm ihre Wunde zu zeigen. Sie vertraute ihm nicht mehr, und das enttäuschte ihn maßlos. Seit sie in San Francisco war, schien sie eine
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