Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
eine Eigenschaft, die gern ausgenutzt wurde. Sie drehte den Zapfhahn auf und ließ Bier in das Glas laufen.
«Weißt du, was Cyn vorhat?», fragte er.
Rosie zuckte mit den Achseln. «Keine Ahnung. Sie sagte nur, sie hätte heute irgendein Treffen oder so. Wieso? Ist das wichtig?»
Aaron wollte gerade antworten, als Cynthia aus der Küche trat. Er hatte ein ungutes Gefühl. Traf sie sich etwa mit einem aus Luzifers Gefolge? Oder besaß sie einen heimlichen Liebhaber?
Sie stellte sich neben Rosie. «Ich komme gegen Mitternacht zurück. Kommst du allein klar, Rosie?»
«Keine Sorge.»
Cynthia wandte sich um und wollte gehen, aber Aaron stellte sich ihr in den Weg. «Was soll das? Lass mich durch», fuhr sie ihn an. Ihre Stimme war schneidend.
Er ließ sich von ihr nicht abweisen. «Wo willst du denn hin, Cyn?»
«Ich wüsste nicht, was dich das angeht. Ich frage dich auch nicht, was du so treibst. Und jetzt geh mir aus dem Weg.»
«Es geht uns alle was an, wenn du dich mit einem von Luzifers Leuten triffst.»
Sie verzog den Mund und funkelte ihn wütend an. «Bist du verrückt? Du weißt genau, dass ich mich nie mit denen einlassen würde. Ich habe nichts vergessen.»
Sie riss sich los. Cynthia war ein Nephilim und ihre seherischen Fähigkeiten begehrt. Als ihr Vater sie vor ein paar Jahren hatte umbringen wollen, war sie zu den Erzengeln geflohen. Seitdem lebte sie im Engelsghetto und hatte es zu dem gemacht, was es war: die Heimat der Nephilim und Blutengel.
Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass Cynthia etwas Riskantes unternahm. Aber was? Er ließ das Bier stehen und rannte ihr hinterher. Als er in den Hof trat, war sie bereits verschwunden.
«Shit!»
Aaron kehrte in die Bar zurück und verbrachte die Wartezeit bis zu seinem Wiedersehen mit Rebecca an der Theke. Er musste ihr nachher unbedingt sagen, dass er nach Rom reisen musste. Vielleicht für Wochen, gar Monate. Obwohl er sie nur flüchtig kannte, fiel es ihm schwer, sich für längere Zeit von ihr zu verabschieden. Schuld daran war dieser verfluchte Kuss, zu dem er sich hatte hinreißen lassen. Süß und feurig, eine gefährliche Mischung, die wie eine Droge auf ihn wirkte. Aaron seufzte. Das alles würde ihm entgehen.
6.
Immer wieder sah Rebecca den brennenden Jungen vor sich, und es erfüllte sie mit Entsetzen, dass sie ihm nicht hatte helfen können. Von Selbstentzündungen hatte sie zwar gelesen, aber wäre sie nicht Zeugin dieses Geschehens geworden, hätte sie nie daran geglaubt.
Dennoch war sie niemand, der sich Übersinnlichem verschloss, allein schon wegen ihrer ungewöhnlichen Gabe. Hätte Marley auf sie gehört, wäre der Junge nicht gestorben, davon war sie überzeugt. Wäre sie doch nur hartnäckiger gewesen … Hätte, wenn und wäre! Es war geschehen und nichts konnte es mehr ändern. Sie atmete tief die kühle Luft ein und spürte, wie sich ihre Erregung legte. Sicher würde sie noch Tage oder Wochen daran denken, aber sie würde auch darüber hinwegkommen.
Erst auf dem Parkplatz wurde Rebecca bewusst, dass ihr Wagen noch auf dem Hinterhof des Supermarktes parkte. Sie stöhnte auf und sah auf ihre Uhr. Aaron hatte gesagt, er wolle sie gegen Mitternacht abholen. Bis dahin war noch eine Dreiviertelstunde Zeit, aber ins Krankenhaus wollte sie nicht zurück. Nur einen Block entfernt gab es einen Coffeeshop, der auch nachts geöffnet hatte.
Der Junge ging ihr nicht aus dem Kopf. Wer oder vielmehr was war er? Es gab keine geflügelten Wesen, nur in irgendwelchen Mythen und Legenden. Und weshalb träumte sie dann von ihnen? Menschen verarbeiteten in ihren Träumen Erlebnisse, die sie bewegten, in symbolhaften Figuren oder Szenen. Eine plausible Erklärung, die vielleicht funktioniert hätte, wenn sie nicht im hellwachen Zustand am Untersuchungstisch gestanden und diese Visionen erlebt hatte.
Kaum hatte sie den Parkplatz verlassen, vernahm sie hinter sich feste Schritte. Sie drehte sich kurz um und erkannte einen Mann in Cargo-Hose und Baumwolljacke, der in geringem Abstand hinter ihr ging, den Hut tief ins Gesicht gezogen. Sie war zwar kein ängstlicher Typ, aber irgendetwas an ihm flößte ihr Angst ein. Als sie schneller ausschritt und auch er sein Tempo erhöhte, wurden ihre Befürchtungen zur Gewissheit.
Im nächsten Moment beschloss Rebecca, doch ins
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