Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
Kühlen?»
Rosie nickte, dann ließ sie Rebecca wieder allein.
Wider Erwarten ging das Treppensteigen besser als gedacht. Rebeccas Magen knurrte eindringlich, als ihr der Geruch von frisch gebratenem Speck und Eiern in die Nase drang. Ein starker schwarzer Kaffee dazu … Dem köstlichen Duft folgend erreichte sie die geräumige Küche.
Rosie hievte gerade Rührei, Toast und Butter auf einen Teller. «Ist für meinen Gast. Bedien dich ruhig. Tassen sind oben und ein Teller steht neben dem Herd. Der Kaffee ist in der Kanne», sagte sie und verschwand durch eine Seitentür.
Rebecca humpelte zum Sideboard und nahm sich eine Tasse, dann goss sie sich den Kaffee ein. Sie trank einen Schluck und lud sich Rührei auf den Teller. Rosie kehrte zurück und setzte sich an den schmalen Tisch am Fenster. Sie streckte die Beine aus und gähnte.
«Komm, setz dich zu mir, Rebecca.»
Rebecca schenkte noch eine Tasse ein, stellte alles auf ein Tablett und trug es zum Tisch hinüber. Rosie sah abgespannt aus.
«Schlecht geschlafen?», fragte Rebecca und schob ihr die Tasse über den Tisch zu.
«Es geht. Und du?»
«Wie ein Stein. Aber ich habe Kopfschmerzen.» Sie tastete nach der Beule und zuckte zusammen.
«Möchtest du vielleicht eine Tablette?», bot Rosie an und Rebecca nickte. Rosie war ihr auf Anhieb sympathisch. Was mochte sie und Aaron verbinden? Freundschaft? Oder mehr als das? Ihr Blick suchte in der Küche vergeblich nach benutztem Geschirr oder einem anderen Hinweis, dass Aaron hier gewesen war.
Rosie legte eine Aspirin auf den Tisch. «Aaron ist sicher zu Hause», sagte sie, als hätte sie Rebeccas Gedanken erraten.
Die Tatsache, dass er nicht mit Rosie unter einem Dach lebte, beruhigte sie. «Ach, ich dachte, er wohnt hier.» Rebecca nippte an ihrem Kaffee und sah Rosie über den Tassenrand an.
«Aaron? Bloß nicht, der würde jeden meiner Schritte mit Argusaugen überwachen. Ich brauche meine Freiheit.» Rosie lachte. «Es ist nicht immer leicht mit einem großen Bruder, der nicht akzeptieren will, dass man erwachsen geworden ist.»
Geschwister? Fast hätte Rebecca erleichtert geseufzt. «Bis auf Augen- und Haarfarbe seht ihr euch gar nicht ähnlich», bemerkte Rebecca.
«Genau genommen sind wir Stiefgeschwister. Aber …» Ein Schatten huschte über Rosies Gesicht.
Rebecca griff nach ihrer Hand. «Wenn ich etwas Falsches gesagt habe, dann tut es mir leid, Rosie.»
Aarons Schwester schüttelte ihr energisch Wuschelhaar. «Nein, ist schon okay. Es hat nur Erinnerungen in mir geweckt. Ich habe Aaron mein Leben zu verdanken. Als ich zehn war, brannte unser Haus. Aaron konnte mich retten, aber meine Mutter und mein Bruder kamen ums Leben.»
Sie lächelte wehmütig. Rebecca schluckte und empfand augenblicklich tiefes Mitleid. Daher stammten ihre Narben also. Gleichzeitig bewunderte sie Aaron, der unter Einsatz seines Lebens das seiner Schwester gerettet hatte.
«Das muss furchtbar für euch gewesen sein.»
«Ja», antwortete Rosie leise.
«War es Brandstiftung oder ein Unfall?» Rebecca konnte Rosies Trauer fühlen, als sie ihre Hand berührte.
«Brandstiftung.»
«Du bist eine sehr starke Frau, Rosie.»
«Das verdanke ich meinem Bruder. Nach dem Tod unserer Mutter habe ich ein halbes Jahr bei meinem Vater gelebt, einem Säufer, der mich oft geschlagen hat. Aaron hat mich fortgeholt und sorgt seitdem für mich.»
«Du bist sicher sehr stolz auf deinen Bruder.»
«Das bin ich. Er war damals erst achtzehn, als er sich meiner angenommen hat.»
Aaron stieg noch weiter in Rebeccas Ansehen. Kaum war er den Teenager-Schuhen entwachsen, hatte er Verantwortung für seine Schwester übernommen. Eine schwere Last. Das erklärte sein fürsorgliches Verhalten.
«Das war sicher eine sehr schwierige Zeit für euch. Aber ihr habt es gemeinsam gemeistert.»
«Aaron hat nie mehr über damals gesprochen, aber ich spüre jeden Tag, dass er es nicht vergessen kann.»
«Jeder reagiert anders nach einem Trauma.»
Rebecca stocherte nachdenklich in ihrem Rührei herum. Der gestrige Tag hatte auch sie traumatisiert, und die Unterhaltung mit Rosie ließ alles wieder aufleben. Immer wieder stellte sich ihr die Frage nach dem Warum. Aber sie fand keine Antwort darauf.
«Schmeckt es dir nicht?», fragte Rosie.
«Doch, doch, entschuldige, ich musste an meine Entführung denken. Diese Kreaturen wollten meine Seele. Man kann jemanden beeinflussen und seinen Geist manipulieren, aber doch nicht die Seele rauben.»
«Die
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