Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
Mitglieder der Sekte leben unter Luzifers Einfluss, sie rauben, intrigieren und töten in seinem Namen. Ihr Leben verliert an Bedeutung und sie werden zum Spielball seiner Herrschaft. Es geht so weit, dass sie sich für ihn mit Freuden in den Tod stürzen. Ist das kein Seelenraub?»
Es erschütterte Rebecca, dass Menschen einen derartigen Fanatismus zeigten und ihr Leben für den Glauben hinwarfen. Wie konnte jemand sich so selbst zerstören? Sie ließ die Gabel sinken.
«Nach dem gestrigen Erlebnis glaube ich langsam an alles, auch wenn mein Verstand protestiert. Es macht mir Angst. Gehören zu dieser Sekte nur Nephilim?»
«Nein, auch viele Menschen. Aber die Nephilim sind durch ihre Mischnatur zwiespältiger und leichter empfänglich für die dunkle Seite.»
Ein eisiger Schauer lief Rebeccas Rückgrat hinab.
«Rebecca, ist dir denn vorher noch nie in deinem Leben etwas Unerklärliches begegnet, etwas, das es eigentlich nicht geben dürfte?» Rosie sah sie forschend an.
«Doch, sicher, aber ich habe bislang immer versucht, dafür eine rationale Erklärung zu finden.»
Durch ihr Medizinstudium war sie sehr wissenschaftlich geprägt. Harte, nachprüfbare Fakten waren alles, was zählte. Dennoch blieb ihr der Feuertod des Jungen im Krankenhaus ein Rätsel. Selbst ihre Gabe erschreckte sie oft. Als Kind hatten ihre Eltern ihr eingebläut, niemals darüber zu sprechen, damit sie sich keinem Gespött aussetzte. Sie zögerte nur einen Moment lang, bis sie Rosie von dem Jungen im Krankenhaus erzählte.
«Diese Narben glichen Stümpfen von Gliedmaßen. Ich habe Ähnliches bei Vogelkadavern gesehen. Als hätte der Junge ebenfalls Flügel besessen, die abgebrannt waren. Es ist mir immer noch schleierhaft, weshalb er in Flammen aufging. Es muss an dieser grünen Substanz gelegen haben.»
Rebecca legte das Besteck auf den Teller und schob ihn von sich. Rosie sah sie prüfend an. «Vielleicht war er ein Engel oder ein Gefallener?»
Rebecca kniff die Augen zusammen und musterte ihre Gesprächspartnerin. Weshalb erklärten sie und Aaron alles immer mit Engeln?
«Tja, im Nachhinein wäre das eine Erklärung. Aber sein Körper war so menschlich.»
«Damit sie sich vom Äußeren her nicht von uns unterscheiden. Schließlich würden die Flügel jedem auffallen. In vielen von uns fließt Engelsblut, auch wenn es Generationen zurückliegt.» Rosie senkte den Blick.
«Du und Aaron habt es bestimmt, ihr seid so was wie meine Schutzengel», sagte Rebecca und zwinkerte ihr lächelnd zu. Rosie antwortete nicht, sondern sah aus dem Fenster. «Woher wisst ihr eigentlich so viel über diese Wesen und die Sekte?», sprach Rebecca endlich aus, was sie seit Anfang des Gespräches bewegte.
Rosie sah sie wieder an, ihr Blick war wachsam. Sie zögerte mit einer Antwort, als müsse sie sich ihre Worte genau überlegen. «Ein Engel setzte unser Haus in Brand.»
Rebecca ließ die Gabel sinken. «Ein Engel? Aber sind die nicht die Guten?» Rosie sprach über Engel, als wären sie die selbstverständlichste Sache der Welt.
«Er wurde ausgestoßen und schwor Rache. Ich weiß bis heute nicht, was meine Mutter damit zu tun hatte. Werde ich wohl nie rauskriegen. Aber es ist nicht mehr zu ändern.»
«Und dieser Engel?»
Es wurde immer unglaublicher
«Er fristet sein Dasein an einem Ort, den Menschen und Nephilim niemals betreten dürfen.»
Rebecca öffnete sich eine Welt, von deren Existenz sie nie etwas geahnt hatte. Wenn sie sich hätte entscheiden können, diese dunkle Welt kennenzulernen oder besser darauf zu verzichten, hätte sie sich für Letzteres entschieden.
«Aaron arbeitet seitdem als Bodyguard.»
Das erklärte auch sein spektakuläres und gekonntes Eingreifen. Jedoch wurde Rebecca das Gefühl nicht los, dass Rosie ihr etwas Wichtiges über ihn verschwieg. Bevor sie sie weiter ausfragen konnte, öffnete sich die Küchentür und Aaron kam herein. Sofort beschleunigte sich ihr Puls.
«Hallo.»
Aaron ging zur metallenen Kaffeekanne, die auf dem Herd stand. Rebecca bemerkte seine eingefallenen Wangen und die tiefen Schatten unter seinen glanzlosen Augen. Er sah aus, als hätte er die ganze Nacht nicht geschlafen. Irgendetwas stimmte nicht.
Auch in Rosies Augen trat ein besorgter Ausdruck. «Wenn du magst, mache ich dir Eier, Speck und Toast», schlug sie vor.
«Danke, aber ich habe keinen Hunger.»
Rebecca war beunruhigt durch die besorgten Blicke, die Schwester und Bruder miteinander tauschten, und fühlte sich
Weitere Kostenlose Bücher