Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
hörte er sie seufzen.
13.
Aaron verbot sich an Rebecca zu denken. Wenn das so einfach wäre. Sie hat dich abgewiesen. Es war nur eine Episode in deinem Leben. So was kennst du doch. Schluss. Aus. Kapier das.
Sein Verstand befahl ihm zu vergessen, nur spielten seine Gefühle leider nicht mit. Die vergangene Nacht hatte alles nur noch schlimmer gemacht. In nur zwei Tagen war sein Leben völlig durcheinander geraten.
Wütend kickte er eine Dose weg. Seine Laune sank auf den Nullpunkt, als er das Engelsghetto erreichte. Die Leuchtreklame über dem Eingang der Bar war ausgeschaltet, in keinem der Fenster brannte Licht. Trostlos, finster, tot. Mit Cynthia war auch das Viertel gestorben. Bis auf Joel und Ham hatten sich die Nephilim aus dem Ghetto zurückgezogen. Einen Treffpunkt wie das Ghetto würde es vielleicht nicht mehr geben. Viele hatten ihr Zuhause verloren. Auch er und die anderen Blutengel.
Wo steckte eigentlich Joel? Er schloss die Tür zur Bar auf. Drinnen herrschte bedrückende Stille, wo ihm vor zwei Tagen noch Stimmengewirr entgegengeschlagen war. Nur der gewohnte Geruch von Alkohol und Rauch hing in der Luft. Zum ersten Mal war Aaron froh, dass New York nur eine Stippvisite war. Rom, so hoffte er, würde ihn ablenken, vor allem von Rebecca. Im Dunkeln stieg er die Treppe zu Daniels Zimmer hinauf, in dem er schlief, solange er hier war. Aaron seufzte. Wie gern hätte er jetzt mit Joel über einem Bier geschwiegen.
Noch lieber wäre er zu Rosies Pension zurückgelaufen. Aber dort war Rebecca. Sie zu sehen und nicht berühren zu dürfen, wäre unerträglich. Er schaltete die Lampe auf dem Tisch ein. Er fühlte sich ausgebrannt und erschöpft und hätte seinen Zustand um ein Dutzend weiterer Adjektive ergänzen können – wie deprimiert, traurig, ausgelutscht und mehr.
Er fluchte und ließ sich aufs Bett fallen. Eigentlich benötigte er kaum Schlaf, aber die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden hatten alle Kraftreserven aufgebraucht. Sein letzter Gedanke galt Rebecca, bevor er in tiefen Schlaf fiel.
Als Aaron aufwachte, war es Nachmittag. Er fühlte sich verkatert. Sein Kopf war schwer und taub und die Lider geschwollen. Er zog eine Grimasse. Auf diese menschlichen Schwächen hätte er gern verzichtet.
Er hatte Rebecca im Traum geküsst. Plötzlich waren sie von dem Verkünder und Dämonen umzingelt gewesen. Feuer loderte zu beiden Seiten auf. Auf einen Wink des Anführers war die Höllenbrut über sie hergefallen. Er wurde von der Kralle eines Dämons getroffen, die ihm Gift injizierte. Seine Glieder waren gelähmt, und hilflos musste er zusehen, wie die dunklen Gesellen die schreiende, um sich schlagende Rebecca ins Feuer zerrten. Als ihr Körper in der Höllenglut zu Asche zerfiel, war er aufgewacht.
Aarons Sweatshirt war klatschnass. Er lief ins Bad. Selbst unter der Dusche konnte er sich nicht entspannen, denn er dachte an die Szene, in der sich Rebeccas Hintern im Duschvorhang abgezeichnet hatte.
Prompt richtete sich sein Glied auf. Er lehnte die Stirn an die Fliesen und schlug mit der Faust gegen die Wand. Konnte er denn nicht eine Minute verbringen, ohne an sie zu denken?
Er drehte das kalte Wasser auf, um seine Erregung abzukühlen. Der Schwall eiskalten Wassers ergoss sich über ihm und ließ ihn wieder halbwegs zur Vernunft kommen. Doch noch immer war er versucht, zur Pension zurückzulaufen und sie zu bitten, die Entscheidung noch einmal zu überdenken. Das, was letzte Nacht zwischen ihnen geschehen war … Hatte sie denn nicht gespürt, dass das etwas Besonderes war?
Willst du eine weitere Abfuhr riskieren?, spottete eine innere Stimme und er verwarf den Gedanken schnell wieder. Vielleicht half ihm eine Trainingsstunde, in der er sich körperlich verausgabte, auf andere Gedanken zu kommen. Wenn er nach Rom zurückreiste, musste sein Kopf klar sein.
Er zog sich an und ging mit dem Waffenkoffer in den Hinterhof der Bar. Der Himmel war wolkenverhangen und passte hervorragend zu seiner trüben Stimmung. Er nahm das Schwert aus dem Koffer und schwang es mit fließenden Bewegungen durch die Luft, bis seine Muskeln warm und geschmeidig waren. Jede Faser seines Körpers vibrierte in der Konzentration.
Tief atmete er ein, dann folgten zwei schnelle Hiebe, bevor er hochsprang und erneut ausholte, eine Drehung in der Luft vollführte, während er den Holzklotz anvisierte, auf dem Cynthia immer Brennholz klein gehackt hatte. Die Klinge sauste nieder und spaltete ein Stück ab, ohne
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