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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Sie schienen sich an Ignoranz festzuklammern, weil sie so vertraut roch. Reacher Gilt seufzte.
    Er hatte ein Büro im Haufen-Turm. Er mochte es nicht sehr, denn die Semaphoren ließen alles erzittern, aber der Anschein musste gewahrt bleiben. Wenigstens bot es einen einzigartigen Blick über die Stadt. Und allein diese Lage war den Preis wert, den sie für den ganzen Strang bezahlt hatten.
    »Eine Kutsche braucht fast zwei Monate bis nach Gennua«, sagte Gilt und blickte über die Dächer des Palasts. »Vielleicht gelingt es ihm, etwas schneller zu sein. Die Übermittlung einer Klackernachricht dauert einige Stunden. Warum also seid ihr besorgt?«
    »Was hat er vor?«, fragte Grünlich. Der Rest des Vorstands saß am Tisch und wirkte beunruhigt.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Gilt. »Es ist mir gleich.«
    »Aber die Götter sind auf seiner Seite, Reacher«, gab Muskat zu bedenken.
    »Na schön, sprechen wir darüber«, erwiderte Gilt. »Kommt euch diese Behauptung nicht ein wenig seltsam vor? Die Götter sind nicht gerade für konkrete Geschenke bekannt. Und Geschenke aus Gold sind noch seltener. Nein, heutzutage beschränken sich die Götter auf Wohlwollen, Geduld, Kraft und innere Stärke. Dinge, die man nicht sehen kann. Dinge, die keinen Wert haben. Götter interessieren sich eher für Propheten als für Profite, haha.«
    Die übrigen Mitglieder des Vorstands musterten ihn verwirrt. »Ich glaube, da komme ich nicht ganz mit, alter Knabe«, sagte Staulich.
    »Ich habe von Propheten und Profiten gesprochen.« Gilt winkte mit einer Hand. »Schon gut, niedergeschrieben sieht es besser aus. Kurz gesagt: Herr Lipwigs Geschenk vom Himmel war eine große vergrabene Truhe, die Geld enthielt, teilweise in Behältnissen, die große Ähnlichkeit mit Bankbeuteln hatten, und alles in modernen Währungen. Erscheint euch das nicht sonderbar?«
    »Ja, aber selbst die Hohepriester sagen…«
    »Lipwig ist ein Showman«, schnappte Gilt. »Glaubt ihr, die Götter tragen seine Postkutsche für ihn? Dies ist eine Schau, versteht ihr? Sie hat ihn erneut auf die Titelseite gebracht, das ist alles. Ganz klar. Er hat keinen Plan, abgesehen davon, heldenhaft zu scheitern. Eigentlich erwartet niemand von ihm, dass er gewinnt.«
    »Wie ich hörte, wetten viele Leute darauf, dass er den Sieg erringt.«
    »Den Leuten gefällt es, zum Narren gehalten zu werden. Sie finden es unterhaltsam«, sagte Gilt. »Kennt ihr einen guten Buchmacher? Ich werde selbst eine kleine Wette abschließen. Wie wär’s mit fünftausend Dollar?«
    Das brachte ihm nervöses Gelächter ein, und er fuhr fort: »Seid vernünftig, meine Herren. Dem Postminister werden keine Götter zu Hilfe eilen. Und auch keine Zauberer. Sie sind nicht sehr großzügig mit Magie, und wir merken es sofort, wenn welche eingesetzt wird. Nein, ihm geht es allein um Publicity, das ist alles. Was natürlich nicht bedeutet…« Er zwinkerte. »… dass wir keine Maßnahmen ergreifen, die seinen Misserfolg sicherstellen.«
    Die Schatten wichen aus den Gesichtern. Dies klang schon mehr nach dem, was sie hören wollten.
    »In den Bergen kann es zu Unfällen kommen«, sagte Grünlich.
    »So heißt es, ja«, bestätigte Gilt. »Allerdings denke ich dabei vor allem an den Großen Strang. Deshalb habe ich Herrn Pony gebeten, unsere Vorgehensweise auszuarbeiten. Herr Pony?«
    Der Ingenieur rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Er hatte eine schlechte Nacht hinter sich. »Ich möchte zu Protokoll geben, dass ich dringend zu einer sechsstündigen Stilllegung vor Beginn des Wettstreits geraten habe, Herr«, sagte er.
    »Ja, und das Protokoll wird auch meine Antwort enthalten: Es ist unmöglich«, sagte Gilt. »Erstens würden wir dadurch Einkünfte verlieren, und zweitens wären keine Nachrichten genau die falsche Nachricht.«
    »Dann legen wir den Strang eine Stunde vorher still und machen die Übertragungskanäle frei«, sagte Herr Pony »Jeder Turm meldet dem Haufen seine Bereitschaft, schließt alle Klappen und wartet. Niemand darf die Türme betreten oder verlassen. Wir konfigurieren sie auf Duplexbetrieb… das bedeutet«, übersetzte er fürs Management, »wir verwandeln die Unten-Linie in eine zweite Oben-Linie, damit die Nachricht mit der doppelten Geschwindigkeit nach Gennua übertragen wird. Während des, äh, Wettrennens werden keine anderen Nachrichten übermittelt. Kein Overhead, nichts. Und von jetzt an, von dem Moment an, in dem ich dieses Büro verlasse, nehmen wir keine

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