Ab heute alles anders
tatsächlich weniger Krankheiten als andere. Dennoch kann es natürlich auch bei ihnen zu plötzlichen kritischen Situationen kommen. Ich möchte Ihnen einige Beispiele nennen.
|101| Ein 28-jähriger, den wir zwei Jahre zuvor gründlich durchgecheckt hatten, starb über Nacht. Der sportliche junge Mann hatte am Abend Luftnot verspürt, als er zu Hause die Treppe hochsteigen wollte. In der Nacht spürte er dann ein Brodeln in der Lunge, und der Notarzt konnte kurze Zeit später nur noch den Tod feststellen. Wahrscheinliche Ursache für diesen Verlauf war eine akute Herzschwäche, zum Beispiel durch eine Virusinfektion oder rheumatisches Fieber. Vorausgegangen war ein harmloser grippaler Infekt etwa eine Woche vorher, dabei könnten Erreger, die zum Beispiel eine Mandelentzündung verursachen, auch das Herz befallen haben. Manchmal werden dabei auch die Herzklappen zumindest teilweise zerstört, und über ein sogenanntes Lungenödem kommt es zur Ansammlung von Flüssigkeit in der Lunge und zu Luftnot.
Der junge Mann hatte von sich aus bereits eine Woche lang mit dem Training ausgesetzt, denn er wusste vermutlich, dass ein fieberhafter Infekt ein körperliches Training verbietet. Nach den neuesten Empfehlungen soll sogar vier Wochen lang kein Sport getrieben werden.
Wichtig ist, den eigenen Körper genau zu beobachten und umgehend einen versierten Arzt aufzusuchen, sobald Auffälligkeiten auftreten. Die leichte Luftnot beim Treppensteigen hätte dem jungen Mann schon ein Hinweis sein müssen, und rasselnde Geräusche in der Lunge sind ein unbedingtes Notfallsignal.
In seltenen Fällen kann besonders gute Fitness eine Diagnose sogar verschleiern, wie das folgende Beispiel zeigt.
Ein gut trainierter 35-jähriger Mann kam wegen eines auffälligen EKG in die kardiologische Ambulanz. Er hatte einige Wochen zuvor eine Kniegelenks-Operation hinter sich gebracht und nun, ohne es zu merken, eine Beinvenenthrombose und eine Lungenarterienembolie entwickelt. Das Gerinnsel in einer großen Vene am Bein hatte sich gelöst und eine Lungenhälfte komplett verlegt. Der Patient hatte die Unterschenkelschwellung auf die Kniegelenks-Operation |102| zurückgeführt und litt noch nicht einmal an Luftnot. Jeder Untrainierte wäre an den Folgen dieser schweren Erkrankung sofort gestorben, doch durch die entsprechend gute Herzleistung hat sein Herz diese akute Belastung unbeschadet überstanden. In diesem Fall wäre es natürlich besser gewesen, wenn früher auf die Schwellung am Unterschenkel reagiert worden und die Thrombose schon im Frühstadium mit blutverdünnenden Medikamenten behandelt worden wäre. Eine Duplex-Sonografie der Beinvenen hätte hier am schnellsten Klarheit gebracht.
Ein 62-Jähriger, der sein ganzes Leben lang Sport getrieben hat, wollte an einem Triathlon teilnehmen. Bereits drei Tage vor dem Start bekam er eine Schwellung an den Unterschenkeln, die ihn allerdings nicht davon abhielt, zum Wettkampf anzutreten. Er zeigte nicht die gewohnte Leistung und fühlte sich müde. Fünf Tage nach dem Wettkampf litt er plötzlich unter einem starken Druck in der Brust und Luftnot und wurde als Notfall ins Krankenhaus gebracht. Seine Schmerzen besserten sich durch die Verabreichung von Nitrospray, und das EKG zeigte Veränderungen, die auf einen frischen Herzinfarkt hinwiesen. Ein weiterer Test zeigte zudem Veränderungen am Herzmuskel. Wie sich später herausstellte, hatte der Patient eine Myokarditis, also eine Herzentzündung.
Hätte er sich wegen seiner geschwollenen Unterschenkel sofort in fachgerechte Behandlung begeben, wären ihm alle unangenehmen Folgen erspart geblieben. Vermutlich bestand die Entzündung des Herzmuskels bereits drei Tage vor dem Wettkampf. Der Wettkampf selbst war für den Patienten daher äußerst gefährlich und hätte durch Herzrhythmusstörungen auch zum akuten Herztod führen können.
Nach einer Schonungsphase und der Behandlung mit Antibiotika konnte der Patient einige Monate später wieder Sport machen.
|103| Symptome, bei denen Sie Ihren Arzt aufsuchen sollten:
Stiche in der Brust oder ein Engegefühl im Brustkorb, manchmal auch nur Schmerzen im Unterkiefer, in der Schulter oder im Oberbauch;
Luftnot, die nicht eindeutig eingeschätzt werden kann und sich dann auch nicht nach Inhalation des bereits verordneten Medikamentes bessert;
Bauchschmerzen und gegebenenfalls Veränderung des Stuhlgangs wie Blut im Stuhl oder schwarzer Stuhlgang, ebenso Durchfall mit einer Stuhlfrequenz von mehr als
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