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Ab ins Bett!

Ab ins Bett!

Titel: Ab ins Bett! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baddiel
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man als Mann einer Frau begegnet, die gesteht, sich für Fußball zu interessieren, durchläuft man folgende Gefühlsstadien: Mißtrauen. Und damit hat sich’s. In deinen sexistischen Eingeweiden schlummert die tiefe Überzeugung, daß es kein lauteres Interesse sein kann, es muß einen Haken haben — entweder spiegelt sie Interesse vor, weil sie anders sein will, oder, wahrscheinlicher, ihrem Mann zu Gefallen, oder, am wahrscheinlichsten: All die Jahre, in denen ihr Mann ständig Fußball guckt und über Fußball redet, haben sie mürbe gemacht, und so schnappt sie lieber ein paar Brocken von den Sportreportagen auf, als den Rest ihres Erdendaseins in Schweigen zu verbringen. Aber Alice liebt Fußball offenbar, seit ihr Vater sie mit vier zu einem Spiel von Leyton Orient mitnahm, und wer eine so existentielle Erfahrung überlebt, muß ein echtes Faible für diesen Sport haben. Sie kennt sich wirklich mit Fußball aus. Das können Sie mir glauben, weil ich mich damit auskenne, und zwar aus einem Grunde, an den Alice nicht einmal einen Gedanken verschwenden muß: Ich kenne mich mit Fußball aus, weil im ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert Fußballquiz der gleiche Männlichkeitsbeweis ist wie in früheren Zeiten das Töten von Mammuts. »Wie hieß der einzige Nationalspieler von Port Vale?« »Welche Mannschaft in der Liga hat den kürzesten Namen?« »Welche sechs Kapitäne der Nationalmannschaft spielten im selben Southhampton-Verein?« Diese und viele andere Fragen bedeuten in Wirklichkeit: »Hast du einen Penis?« Es ist schrecklich, wenn der Fußballquiz-Oberboß dich in einer Bar in die Enge treibt und fragt. » Also, die FA-Pokalgewinner seit dem Krieg?, und von dir wird erwartet, daß du sie aufzählst sowie die Verlierermannschaften und die genauen Spielergebnisse, und wenn er ein echter Psycho ist, auch die Besucherzahlen. Gibst du nur eine falsche Antwort, bist du der Schwule des Monats. Der allerwiderwärtigste Moment kommt, wenn er sagt: »Und was hältst du von Brian Harkness?«, und du denkst, wer zum Teufel ist Brian Harkness?, aber du kannst natürlich nicht zugeben, daß du es nicht weißt, also sagst du aufs Geratewohl irgendwas, das alle Möglichkeiten abdeckt, etwa »Ich finde, er ist ein interessanter Spieler«, und dann tönt der Fußballquiz-Oberboß: »Das ist der Physiotherapeut der Nationalmannschaft«, und du siehst in seinem plötzlich verächtlichen Blick, wie sich dein Image, an dem du so sorgfältig gearbeitet hast, an den Ecken kringelt und verbrennt.
    »...und Mick Channon?« fragt Ben gerade.
    »Der«, sagt Alice, während sie mit einem Stapel Teller aus dem Zimmer geht. »Der ist die Sechs.«
    Ben wendet mir seinen schweren Kopf zu und lächelt. Ich glaube, er ist stolz auf Alices Fußballverstand; der erst macht seine Frau zur Trophäe.
    Der Abend vergeht schnell: Ich laß es mir gutgehen, esse doppelt so viel wie die beiden, wir reden über Leute, über die wir meistens reden, handeln die üblichen Themen in leicht variierter Form ab, die Luft steht still vor Vertrautheit. 0.48 Uhr gehe ich: Zu früh für mich, aber mir ist aufgefallen, daß die andern sich um diese Zeit meist aufs Gähnen und Sichstrecken verlegen, das übliche Aufbruchsignal. Ich gehe ohne Kuß von einem von beiden. Müde und lächelnd begleiten sie mich zur Tür. Als ich die Auffahrt hinuntergehe, drehe ich mich noch einmal um und sehe ihre Silhouette im Korridorlicht. Der übermächtige Drang überwältigt mich, all das zu sagen, was ich den ganzen Abend hinuntergeschluckt habe. Ehrlichkeit ist eine unglaublich explosive Kraft. Ich bezwinge sie und fühle meinen zukünftigen Tumor einmal kurz aufblinken.
    Als ich vor unserem Haus halte, sehe ich Den Mann Der Unter Uns Wohnt seine Tür öffnen und hineingehen. Es gibt zwei Wohnungen in unserem Haus, und was früher einmal die Haustür war, ist jetzt in zwei getrennte Eingänge verwandelt, was es Dem Mann Der Unter Uns Wohnt erlaubt, zu kommen und zu gehen, ohne je ein Wort mit mir oder Nick zu reden. Er trägt, wie immer, einen schlecht sitzenden hellbraunen Wollanzug und einen schwarzen, breitkrempigen Hut, eine Art Beerdigungssombrero, den er sich tief über die Augen zieht, wann immer er jemanden auf sich zukommen sieht, der möglicherweise Guten Tag zu ihm sagen könnte. Ich habe keine Ahnung, wie der Mann heißt oder was er macht, aber von den früheren Mietern her kennen wir die Telefonnummer der Wohnung, und einmal riefen Nick und ich ihn, total

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