Ab ins Bett!
von hinten, wenn dir so viel dran liegt«, sagte sie und drehte sich um. Ihr ganzer Satz war von einem Seufzer durchzogen.
Ich stand vor einer klaren Wahl. Auf der einen Seite: erstens Dinas offenkundige Abgeneigtheit, zweitens die Tatsache, daß jeder der den Namen Gentleman verdient, ohne zu zögern gesagt hätte: »Nein, vergiß es«, und drittens die immens hohe Wahrscheinlichkeit von postkoitalem Selbsthaß. Und auf der anderen: analer Sex. Von Chancengleichheit keine Rede, fürchte ich. Ein bißchen mehr in Richtung Vorspiel wäre mir zwar lieb gewesen — ich weiß nicht, manche Frauen, die verstehen’s einfach nicht, sich im Bett Zeit zu lassen -, aber diese Präferenz lag im Wettstreit mit dem plötzlichen Gefühlsandrang in meinen Lenden, der, glaube ich, der ungeheuren Direktheit von Dinas Angebot zu verdanken war. Sachlichkeit beim Sex kann ungeheuer erotisierend sein, die Fließbandmentalität einer Prostituierten, die Bringen-wir’s-hinter-uns-Schnoddrigkeit eines Groupies, mit der sie dem Sicherheitsmann den Hosenlatz aufreißt; der Verzicht auf alles Mystische beim Sex ist vielleicht die äußerste Form der Entblößung.
Glücklicherweise habe ich immer eine Dose Vaseline für solche Notfälle bereit. Ich ging ins Bad und holte sie; als ich zurückkam, lag Dina immer noch in ergebener Erwartungshaltung auf dem Bauch. Ich nahm einen dicken Klumpen aus der Dose und verteilte ihn großzügig auf meinem Penis; dann, schließlich hatte ich ja Dinas ausdrückliche Erlaubnis, teilte ich ihre Pobacken mit dem Zeige- und Mittelfinger meiner rechten Hand und betrachtete ihren Anus. Ich stachelte meine Augen an, soviel Licht wie möglich aufzusaugen, und so sah ich sogar durch das Gitterwerk von Schatten, das meine gegen die Wand gedrehte Nachttischlampe warf, daß er schön war, klassisch: nach innen zulaufend, mit einem braunen Hof, zum äußeren Rand hin jedoch eher rosa, erfreulich unbehaart, und so perfekt sternförmig wie möglich. Das klingt vielleicht ziemlich durchschnittlich, aber Ani ähneln Bauchnabeln nun mal insofern, als sich manche tatsächlich nach außen wölben, und das ist überhaupt nicht mein Fall, zum Teil deshalb, weil für mich das Erotisierende am Anus gerade darin liegt, daß er in den Körper weist, wie eine Einladung, und zum Teil, weil alles nach außen Gekrauste mich an Pudel erinnert.
»Nun mach schon«, sagte Dina, immer noch mit einem leichten Seufzen in der Stimme. Ich legte meine eingesalbte Eichel liebevoll in ihren Spalt, aber sie rutschte weg wie der schlechteste Eisläufer auf der Bahn. Dina machte eine unwillige Bewegung, und ich meldete mich wieder zur Stelle. Obwohl mein Penis schlüpfriger als ein Robbenbaby war, gab es, wie immer, einen Moment totalen Widerstands, das Gefühl, an einem Punkt zu sein, wo der Körper seine Tore schließt; doch dann - hinein in die Unterwasserwelt. »Uh«, machte Dina, ohne Hinweis, ob aus Lust oder Schmerz. Sowie ich in der festen analen Umklammerung war, merkte ich, daß ich zu viel Vaseline verschmiert hatte, um mit irgendwas in Kontakt zu kommen außer, nun, Vaseline — wirklich, der ganze dunkle Zylinder war voll davon, aber egal; das weiche Auseinandergleiten spürte ich trotzdem, dieses besondere federnde Nachgeben der Rektalpassage, wenn sie sich nach innen öffnet, und außerdem, wie schon gesagt, passiert analer Sex hauptsächlich am anderen Ende, im Kopf. Also war ich schon dabei, selbst die Worte zu formen, sie mir im Geiste immer wieder von vorn zum Rhythmus meiner Bewegungen vorzusagen, als Dina mich mit gepreßter Stimme anspornte, »Sag mir, was du tust«.
»Ich fick dich in den Arsch«, sprach ich die Worte aus, die meinem Hirn schon so auf der Zungenspitze gelegen hatten, daß selbst meine beträchtliche Redehemmung beim Sex keine Zeit hatte, ihnen in die Quere zu kommen. Und wenigstens brauchte ich ja nichts zu erfinden. Ich glaube, ich hatte deshalb meine Probleme damit, bei der Sache selbst darüber zu reden, weil ich immer annahm, Dina erwartet von mir, daß ich Fantasien stammele, und, nennen Sie mich ruhig einfallslos, aber 1. habe ich keine Fantasien beim Sex — wenn ich überhaupt an etwas anderes denke, dann noch am ehesten an Mr. Hillmans Nasenlochbehaarung, und ich bin sicher, auch dafür haben Sie eine Erklärung — und, 2., hätte ich welche und posaunte sie heraus, dann würden sie sich als genau die abgestandenen pornographischen Klischees entlarven, die sie sind, und meine so schon abgestorbene
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