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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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keine Meldungen mehr herein.«
    Anna betrachtete die verschiedenen Terminals, die in der Wache noch funktionierten. Sie zeigten Schadensmeldungen, Überwachungsfeeds und Befehle. Anna verstand nicht viel davon, denn sie benutzten viele Abkürzungen und Zahlencodes. Der Militärjargon eben. Auf einem kleinen Monitor waren einige Leute zu sehen. Anna erkannte James Holden. Auf einem anderen Foto trug er einen ungleichmäßig gewachsenen Bart. Waren es Fahndungsfotos? Die anderen Personen erkannte sie nicht, bis die Statue des Mädchens erschien, das Holdens Stellvertreterin Naomi für den Angriff verantwortlich machte.
    »Vielleicht war es das Weltraummädchen«, sagte Anna, ohne richtig darüber nachgedacht zu haben. Sie war immer noch bedröhnt und musste ein Kichern unterdrücken.
    Der Sicherheitsoffizier und Tilly starrten sie an.
    Anna deutete auf den Bildschirm. »Julie Mao, das Mädchen auf Eros. Das Mädchen, dem die Rosinante Vorwürfe macht. Vielleicht hat sie es getan.«
    Der Wachmann und Tilly blickten den Bildschirm an. Einige Sekunden später verschwand Julies Abbild und machte jemandem Platz, den Anna nicht kannte.
    »Jemand wird James Holden ein paar Stunden lang in ein Verhörzimmer sperren, und dann haben wir eine viel bessere Vorstellung, wem wir die Schuld geben können.«
    Tilly lachte nur.
    »Ist sie es, die angeblich schuld ist?«, fragte Tilly kurz danach. »Das ist nicht Julie Mao, und Claire kann unmöglich hier draußen sein.«
    »Claire?«, fragten Anna und der Offizier gleichzeitig.
    »Das ist Claire. Clarissa Mao. Julies kleine Schwester. Sie lebt bei der Mutter auf Luna, soweit ich weiß. Aber das ist eindeutig nicht Julie.«
    »Sind Sie sicher?«, fragte Anna. »Denn die XO der Rosinante sagte …«
    »Ich habe die beiden Mädchen auf meinen Knien geschaukelt. Die Maos waren damals oft in unserem Haus in Baja zu Gast. Im Sommer haben sie die Mädchen mitgebracht, damit sie schwimmen und Fischtacos essen konnten. Das da ist Claire und nicht Julie.«
    »Oh«, sagte Anna, als ihr von Medikamenten unterstütztes Gehirn auf einen Schlag die ganze Angelegenheit erfasste. Das zornige Mädchen, das ihr in der Messe begegnet war, die Explosion des UN-Schiffs, die lächerliche Nachricht von Holdens Schiff, dann die Unschuldsbeteuerungen. »Sie war es. Sie hat das Schiff in die Luft gejagt.«
    »Welches Schiff?«, fragte der Offizier.
    »Das UN-Schiff, das in die Luft geflogen ist, worauf das Gürtlerschiff auf Holden schoss. Und dann sind sie alle durch den Ring geflogen, und sie ist hier! Sie ist jetzt auf diesem Schiff! Ich habe sie in der Kantine gesehen und wusste sofort, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Ich hatte Angst vor ihr, und vielleicht hätte ich es melden sollen, aber das tat ich nicht, denn warum sollte ich?«
    Tilly und der Sicherheitsoffizier starrten sie an. Ihre Gedanken irrten ab, und der Mund arbeitete wie aus eigenem Antrieb. Die beiden glotzten sie an, als hätte sie den Verstand verloren.
    »Sie ist hier«, beharrte Anna und hielt, so schwer es ihr auch fiel, den Mund.
    »Claire?«, fragte Tilly mit gerunzelter Stirn.
    »Ich habe sie in der Messe gesehen. Sie hat mich bedroht. Sie war auf diesem Schiff.«
    Mit finsterer Miene tippte der Wachmann etwas auf seinem Terminal ein, fluchte, tippte noch einmal. »Ja, leck mich doch einer. Die schiffsweite Gesichtserkennung meldet mir in diesem Moment einen Treffer in Hangar B.«
    »Sie müssen sie verhaften«, rief Anna.
    »Hangar B ist Katastrophengebiet«, erklärte der Offizier. »Wahrscheinlich ist sie dort bei den anderen Überlebenden und hat fünf verschiedene Knochenbrüche. Falls sie es überhaupt ist. Eine schlechte Darstellung wie diese führt oft zu unzutreffenden Funden.«
    »Haben Sie etwa eine Software, mit der Sie das Mädchen jederzeit hätten finden können?«, fragte Tilly ungläubig. »Und Sie haben nicht einmal nachgesehen?«
    »Madam, wenn der verdammte James Holden sagt, dass wir springen sollen, dann fragen wir nicht, wie hoch wir springen müssen«, knurrte der Offizier.
    »Da gibt es eine Luftschleuse.« Anna deutete auf das Display. »Sie könnte sich absetzen. Sie könnte überallhin verschwinden.«
    »Wohin denn zum Beispiel?«, erwiderte der Offizier.
    Wie auf Stichwort erschien das grüne Symbol einer aktivierten Luftschleuse auf dem Display.
    »Wir müssen sie schnappen.« Anna zupfte Tilly am Arm.
    »Sie müssen in die Offiziersmesse«, widersprach der Offizier. »Ich schicke Leute, die das

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