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Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Abaddons Tor: Roman (German Edition)

Titel: Abaddons Tor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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gegeben.
    »Ihre Techniker kommen manchmal bedröhnt zur Arbeit«, stellte er fest.
    »Manchmal«, räumte sie ein und fügte widerstrebend hinzu: »Manchmal ist es Alkohol, aber meistens Feenstaub, mit dem sie den Schlafmangel ausgleichen wollen.«
    »Ich habe einen Bericht über einen Burschen bekommen, der sich das Knie demoliert hat. Seine Blutprobe war in Ordnung, aber es sieht nicht so aus, als hätte jemand den Kerl überprüft, der den Mech gesteuert hat. Im Bericht taucht nicht einmal der Name des Fahrers auf. Ist das nicht merkwürdig?«
    »Wenn Sie meinen«, erwiderte sie.
    Bull starrte seine Füße an. Die grauschwarzen Mechanikerstiefel. Den makellosen Boden.
    »Ich brauche einen Namen, Sam.«
    »Sie wissen, dass ich das nicht machen kann«, entgegnete sie. »Diese Ärsche sind meine Crew. Wenn ich ihren Respekt verliere, sind wir hier erledigt.«
    »Ich nehme Ihre Leute nicht hoch, solange sie nicht mit Drogen handeln.«
    »Sie können mich nicht auffordern, eine Seite zu wählen. Es tut mir leid, dass ich es so sagen muss, aber Sie haben jetzt schon kaum Freunde hier. Sie sollten vorsichtig sein, wen Sie vor den Kopf stoßen.«
    Auf der anderen Seite der Halle hoben zwei Techniker einen kaputten Mech auf ein stählernes Reparaturgerüst. Ihre gemurmelte Unterhaltung war nicht zu verstehen. Wenn er sie nicht hören konnte, dann konnten sie auch nicht verstehen, was er sagte.
    »Ja. Nun, Sam?«
    »Bull?«
    »Sie müssen sich jetzt für eine Seite entscheiden.«
    Sie schwankte. Es dauerte nur ein paar Sekunden. Dann blickte er zur anderen Seite der Halle. Die Techniker hatten den Mech geöffnet und zogen den Elektromotor von der Wirbelsäule herunter. Er war kleiner als ein Sechserpack Bier und darauf angelegt, mit enormem Drehmoment Stahl zu zerreißen. Nicht unbedingt ein Gerät, mit dem man Betrunkene herumspielen ließ. Sam bemerkte seinen Blick und erkannte, was er dachte.
    »Für einen Mann, der so viele Regeln bricht, können Sie ganz schön kompromisslos sein.«
    »Ich bin fest davon überzeugt, dass man tun muss, was getan werden muss.«
    Sie brauchte noch eine weitere Minute, dann nannte sie ihm den Namen.

6    Holden
    »Uranus ist wirklich weit weg«, sagte Naomi, als sie durch den Gang zur Andockbucht liefen. Es war der bislang dritte Einwand gegen den Auftrag, und ihr Tonfall verriet Holden, dass die Liste noch erheblich länger war. Unter anderen Bedingungen hätte er vermutet, sie sei einfach nur wütend darüber, dass er den Auftrag übernommen hatte. Sie war tatsächlich wütend, aber das war noch nicht alles.
    »Ja«, stimmte er zu. »Das ist wahr.«
    »Und Titania ist nur ein beschissener kleiner Mond mit einer winzigen wissenschaftlichen Station«, fuhr Naomi fort.
    »Ja.«
    »Für die Summe, die uns diese Leute bieten, um da rauszufliegen, könnten wir Titania kaufen«, erklärte sie.
    Holden zuckte mit den Achseln. Dieser Teil von Ceres war ein Gewirr von Tunneln mit billigen Lagerhäusern und noch billigeren Büroräumen. Die Wände waren mit nacktem schmutzigweißem Isolierschaum verkleidet. Irgendjemand mit einem Taschenmesser, der ein paar Minuten Langeweile überbrücken wollte, konnte mühelos den gewachsenen Fels von Ceres erreichen. Aus der Tatsache, dass der Korridor so schäbig wirkte, konnte man schließen, dass es eine Menge Leute mit Messern und zu viel Zeit gab.
    Mit heulenden Elektromotoren und stetigem schrillem Piepsen kam ein kleiner Gabelstapler durch den Korridor auf sie zu. Holden zog sich an eine Wand zurück und bugsierte Naomi neben sich, um sie aus der Gefahrenzone zu bringen. Die Fahrerin bedankte sich bei Holden mit einem winzigen Nicken, als sie vorbeifuhr.
    »Also, warum heuern sie uns überhaupt an?«, fragte sie. Es klang, als verlangte sie eine Rechtfertigung.
    »Weil wir unheimlich gut sind?«
    »Auf Titania leben … wie viele sind es? Zweihundert Leute in einer Forschungsstation?«, sagte Naomi. »Weißt du, wie sie normalerweise Vorräte dorthin schicken? Sie laden sie auf eine Einmal-Bremsrakete und schießen das Ganze mit einer Railgun in eine Umlaufbahn um Uranus.«
    »Normalerweise«, stimmte Holden zu.
    »Und die Firma? Outer Fringe Exports? Rate mal, welcher Name mir einfiele, wenn ich eine windige Briefkastenfirma gründen wollte.«
    »Outer Fringe Exports?«
    »Outer Fringe Exports«, bestätigte sie.
    Naomi blieb an der Luke der gemieteten Andockbucht stehen, in der die Rosinante geparkt war. Das Schild über dem Zugang trug den Namen

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