ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)
und fuhr ein paar Hundert Meter weiter, bevor er dort auf dem Haltestreifen anhielt.
Bixby nahm es nicht wahr. In seinem Hirn spielte er alle Varianten durch, um seinen großen Plan noch retten zu können. Schifter hatte zwar versucht, die Kritische Masse über die Distanz aufzubauen, ohne zu wissen wo Linus war und er war optimistisch, dass das gelingen würde. Aber Schifter war immer optimistisch, dachte Bixby. Trotzdem hatte er Schifter das „go “ für seine Vorbereitungen gegeben, doch die beste Lösung würde sein, Linus in den nächsten sechsunddrei ß ig Stunden zu finden. Die gewagte Aktion gegen die Börsen war sowieso schon mit komplizierten technischen Vorgängen verbunden, da wollte Bixby wenigstens die Sicherheit haben, dass die Kritische Masse funktionierte. Alles war darauf ausgelegt. Alles hatte er über die letzten Monate so organisiert.
Er brauchte Edda, Simon UND Linus.
Bixby wusste, dass es nur einen Menschen gab, der ihm jetzt helfen konnte. Er gab Gas, ordnete sich eilig in den Verkehr ein und fuhr an der nächsten Abfahrt von der Stadtautobahn nach Norden ab. Er ärgerte sich, dass Schifter ihn nicht früher erreicht hatte. Der Grund bestand darin, dass Bixby länger als erwartet am Teufelsberg in den Händen der gene-sys- Söldner geblieben war. Nachdem Greta ihn in dem Raum und in der Obhut der Söldner zurückgelassen hatte, hatte man ihn allein gelassen. Ohne Handy, ohne Uhr, ohne Schnürsenkel, ohne Gürtel. Als hätte er vorgehabt, sich etwas anzutun. Absurd.
Erst vor ein paar Stunden dann war Victor aufgetaucht. Er hatte den Wachleuten auf seinem Handy seinen Ermächtigungscode gezeigt, der war überprüft worden und Victor hatte befohlen, Bixby gehen zu lassen.
Er hatte es sich nicht nehmen lassen, Bixby persönlich zum Ausgang zu bringen. Auf dem Weg dorthin entschuldigte er sich vielmals für Gretas Vorgehen und deutete an, dass sie sich zurückziehen und sich von nun an im Konzern viel verändern würde. Stumm gingen sie nebeneinanderher und Bixby erwartete eigentlich noch eine Frage von Victor. Doch Victor stellte sie nicht, so hielt Bixby an dem Tor nach draußen inne.
„Ja?“, fragte Victor.
„Wollen Sie nicht wissen, was nach meinem Flugzeugabsturz mit mir geschehen ist? Und warum ich heute Nacht hierhergekommen bin?“
„Wollen Sie es mir sagen?“
Bixby verblüffte die Gegenfrage. Warum schien Victor so desinteressiert? Warum schien er ihn möglichst schnell verabschieden zu wollen?
„Ich nehme an, es hatte beides mit Greta zu tun“, sagte Victor dann schnell, weil er Bixbys Misstrauen spürte. „Ich wollte mich da nicht einmischen.“
„Ja.“ Bixby nickte und überlegte, es dabei zu belassen. „Wegen Greta.“ Er machte einen Schritt nach draußen, drehte sich noch einmal um. „Was werden Sie ändern bei gene-sys ?“
„Wir wollen in Zukunft helfen, die greifbaren Probleme der Welt zu lösen. Die wirklichen Probleme.“
„Wir?“
„M.O.T. Nanos. Sie haben gene-sys mit ihrer Übernahme vor der Pleite gerettet.“
„Ein Saatgutproduzent ...?“ Bixby war irritiert.
„Der größte der Welt“, sagte Victor stolz. „Man wird von gene-sys nur noch die Forschung im Bereich Saatgut aufrechterhalten“, sagte Victor und wollte das Tor schließen.
„Moment“, hakte Bixby nach. „ gene-sys hat im Bereich Saatgut geforscht?“
„Gerade begonnen, vor ein paar Monaten. Ein Forscherehepaar. Greta hatte sie engagiert.“
„Aber warum?“
„Was glauben Sie, was man im Bereich Saatgut und Nahrungsmittel alles anstellen kann, um die Menschen zu beeinflussen ...“ Victor verstummte. Er begriff, dass er schon viel zu viel gequatscht hatte, und wich aus. „Ich habe Ihre Arbeit immer sehr geschätzt, Mister Bixby“, sagte er. „Sie können sehr stolz darauf sein. Und vor allem ... Sie haben gewusst, wann es Zeit ist, aufzuhören. Alles Gute.“
Er schloss das Tor hinter Bixby und atmete durch.
Draußen rekapitulierte Bixby die Informationen, die er gerade bekommen hatte, doch er konnte sich keinen Reim darauf machen. Vielleicht war es ein Zeichen, dass Greta wirklich zu alt geworden war, um gene-sys zu führen. Sie hatte sich wirklich in ihrer Theorie festgefressen. Und nun hatten auch die neuen Herren von gene-sys erkannt, dass diese Forschung eine Sackgasse war. Aber warum M.O.T. Nanos?
Egal. Bixby musste sich darauf konzentrieren, dass sein lange ausgeheckter Plan nun endlich umgesetzt werden konnte. So viel hatte er dafür auf sich genommen.
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