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ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition)

Titel: ABATON: Im Bann der Freiheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jeltsch
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sofort, dass er keine Chance gegen seine beiden Verfolger haben würde, also griff er nach diesem letzten Strohhalm.
    „Kofferraum auf!“, forderte Olsen. Bixby hatte keine Ahnung, was Olsen damit beabsichtigte. Doch er tat, was Olsen gesagt hatte. Mit einem Knopfdruck öffnete sich die Klappe vom Kofferraum. Olsen schob den Rollstuhl im Laufschritt auf die Straße, drehte sich blitzschnell und plumpste rückwärts in den Kofferraum, saß da und seine Beine baumelten noch draußen. Der Rollstuhl war zusammen mit Linus nun so etwas wie ein einachsiger Anhänger an Bixbys Wagen. Olsen, im Kofferraum sitzend, hielt eisern die Griffe des Rollstuhls fest. Jetzt hatte er Linus immer noch vor sich, aber sie rollten nun rückwärts davon. Die Kommissare erkannten, dass sie verloren hatten, und gaben erschöpft auf.
    Olsen atmete durch.
    Für Linus war alles nur ein wilder Traum. Kurz hatte Olsen ihn in seinen Plan eingeweiht, als er mit Thorben in sein Zimmer kam.
    „Vertraust du mir?“, hatte Olsen gefragt.
    Linus konnte nur die Augenlider schließen. Ein Mal.
    „Kannst du mich hören? Vertraust du mir?“, fragte Olsen noch einmal, weil er die Antwort nicht verstanden hatte.
    Ja! Ja, doch!, wollte Linus rufen. Warum erkannte Olsen das nicht?
    „Er vertraut Ihnen“, sagte Thorben ruhig. „Das mit den Augenlidern, dass er sie ein Mal zumacht, das heißt ‚ja‘.“ Thorbens Mutter hatte ihm von so einem Fall erzählt, den sie betreut hatte. Olsen schaute Linus an. Der senkte die Augenlider. Und schon packte ihn Olsen, setzte ihn in den mitgebrachten Rollstuhl.
    Thorben kletterte an Linus’ Stelle ins Bett. Es war seine Idee gewesen, den Part des Kranken zu übernehmen, damit Linus’ Verschwinden nicht so schnell auffallen würde und Olsen und Linus Zeit gewinnen konnten. Dass es gefährlich war, hatte Thorben an seinem Plan besonders gefallen. Es würde alles übertreffen, womit er Birte bisher hatte imponieren können. Also schlug Thorben die Warnungen von Olsen in den Wind, und letztendlich beruhigte es alle, dass ja seine Mutter Dienst hatte und er selber den Daumen auf der Wähltaste seines Handys hielt, um seine Mutter jederzeit alarmieren zu können.
    Linus sah zu, wie Olsen Thorben fesselte und dann behutsam knebelte.
    „Vergiss nicht, Edda und Simon zu sagen, dass ich dir geholfen hab“, sagte Thorben noch, bevor der Knebel seinen Mund verstopfte. Linus senkte die Augenlider ein Mal und schon rollte ihn Olsen hinaus.
    Jetzt, kaum fünf Minuten später, erlebte Linus den wildesten Ritt durch Berlin. Er spürte den Fahrtwind, die Kälte. Wie immer dieses Abenteuer auch ausgehen würde – alles war besser als das reglose Vegetieren in diesem Krankenhausbett.
    „Außer Gefahr?“, hörte er Bixbys Stimme aus dem Wagen rufen.
    „Ja“, antwortete Olsen.
    In diesem Moment sah er die Scheinwerfer eines dunklen Vans, der sich auffallend schnell näherte. Es war der Van, den er im Lagerhaus gesehen hatte. Olsen war sofort klar, dass die Söldner Linus ausfindig gemacht und die Flucht beobachtet hatten.
    „Nicht außer Gefahr“, schrie er Bixby zu. „Nicht außer Gefahr!“ Er hielt die Griffe des Rollstuhls umklammert und forderte Bixby lautstark auf, schneller zu werden.
    Bixby gab Gas. Plötzlich aber erkannte er eine große Gefahr. „Schienen!“, brüllte er warnend nach hinten.
    Doch es war bereits zu spät. Eines der Räder des Rollstuhls hatte eingefädelt. Olsen versuchte, es aus der Schiene zu hebeln. Es gelang ihm nicht. Er konnte nur hoffen, dass erst einmal keine Weiche auftauchen würde.
    Der Van kam immer näher. Olsen sah keine andere Chance mehr. Er zog den Rollstuhl nah zu sich heran, löste eine Hand von dem Griff des Rollstuhls. Dann löste er die andere. Mit beiden Armen griff er unter Linus’ Achseln und schloss seine Hände wie eine Klammer vor Linus’ Brust. Der Rollstuhl folgte weiter brav der Schiene.
    „Sagen Sie mir, wenn eine Weiche kommt!“, brüllte Olsen Bixby zu. „Drei Sekunden vorher!“
    Olsen wartete. Dann das Signal.
    „Weiche voraus!“, rief Bixby.
    Olsen atmete tief ein, konzentrierte sich darauf, seine Hände vor Linus’ Brustkorb verschränkt zu halten, und packte den Jungen so fest er konnte. Mit einem Schlag riss die Weiche plötzlich den Rollstuhl nach links weg. Olsen war darauf gefasst und holte Linus mit einem Ruck zu sich in den offenen Kofferraum. Der Rollstuhl taumelte über den Asphalt direkt vor den Van und geriet unter die Achse des Wagens. Der

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