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Abaton

Abaton

Titel: Abaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Jeltsch
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die Zeit vertrieben mit ihr, während du weg warst“, sagte Linda nach einer Weile, um Edda zu trösten.
    „Dann hätte er doch gleich mit mir ins Camp fahren können“, erwiderte Edda.
    „Stimmt auch wieder“, sagte Linda kleinlaut.
    Edda spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen.
    Sie und Marco hatten schon ein paarmal geknutscht. Er hatte sogar ihren Busen berührt und geküsst und Edda war bereit gewesen, noch weiterzugehen mit Marco. Viel weiter.
    Und er wusste das. Sie hatten nicht darüber gesprochen, aber es hatte ein stilles Einverständnis gegeben. Eine Abmachung.
    Wieso hatte er das getan? Edda war jetzt überzeugt, Sophie hatte den Aufsatz nur deswegen für sie geschrieben, weil sie gewusst hatte, dass Marco nicht fahren würde. Sie war es gewesen, die Edda erzählt hatte, dass Marco es in das Camp geschafft hatte! Sicher wusste Marco nichts von Sophies Machenschaften. Wenn Edda mit ihm reden und alles aufklären würde, würde Marco erkennen, wie hinterhältig Sophie war, und sich wieder ihr, Edda, zuwenden!
    Sie betrachtete eines der Fotos auf dem Bildschirm. Darauf hatten die beiden glücklich grinsend die Köpfe aneinandergelegt, während Marco auf den Auslöser der Kamera gedrückt hatte.
    Edda klickte Sophies Profil weg.
    Als Edda mit dem Rad zurückfuhr, widerstand sie dem Impuls, an Marcos Haus vorbeizuradeln. Aber ihr war klar, dass sie nicht lange tatenlos bleiben konnte. Alle wussten, dass Edda gleich einer liebestollen Seekuh ins Camp gefahren war, im Glauben, dort Marco näherzukommen. Während er sich hier mit Sophie die Zeit vertrieben hatte! Das ließ Edda kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Sie und Sophie hatten über 50 gemeinsame Facebook-Freunde. Alle hatten mittlerweile mitbekommen, dass sie »in einer Beziehung« war und zwar mit Marco Jörning. Und hatten die Fotos gesehen.
    Noch nie im Leben hatte sich Edda so verraten und missbraucht gefühlt. Wieso war sie nur in dieses verfluchte Camp gefahren?
    [ 1205 ]
    Als Simon den Schlüssel ins Schlüsselloch der Haustür steckte, hörte er bereits die tiefe Stimme Mumbalas, der im Wohnzimmer thronte und lautstark auf Afrikanisch telefonierte. Leise zog Simon die Wohnzimmertür zu, die einen Spaltbreit offen stand. Er wollte nicht, dass der Marihuanarauch, der aus dem Zimmer waberte, durch die ganze Wohnung zog. Dann ging er in sein Zimmer und warf die Tasche aufs Bett. Am liebsten wäre er gleich wieder verschwunden. Aber er war ziemlich kaputt. Stundenlang hatte der Bus aus Berlin im Stau gestanden. Irgendein dämlicher Rentner war als Geisterfahrer unterwegs gewesen und hatte einen UPS-Fahrer mit in den Tod genommen.
    Simon wusste, dass seine Mutter um diese Zeit arbeitete, und er hatte keine Lust, mit Mumbala zu reden. Er schlich über den engen Flur in die Küche, öffnete den alten Eisschrank. Nichts außer afrikanischem Zeug: Yams, Kräuter und noch mal Kräuter. Und Tofu ... Er konnte sich nicht mehr erinnern, wann er zu Hause das letzte Mal Wurst oder Käse gegessen hatte.
    Es war ein Fehler gewesen, hierher zurückzukommen, dachte er. Vielleicht hatte Linus recht gehabt. Sie hätten in Berlin bleiben oder gemeinsam irgendwohin abhauen sollen. Wieso war es so schwer, sich von etwas zu lösen, was man eigentlich nicht wollte?
    Er ging ins Bad. Klappte die Toilettenbrille hoch und wollte pinkeln, als er ein paar dunkle Schamhaare auf dem Toilettenrand liegen sah.
    „Mann!“
    Simon knallte den Deckel wieder runter. Er stellte sich ans Waschbecken und pinkelte in den Ausguss, während er das Wasser laufen ließ. Als er aus dem Bad kam, stand Mumbala auf dem Flur und grinste ihn aus blutunterlaufenen Augen an.
    „Hey Mann! Bisse wieder da?“
    Simon nervte die bekiffte Freundlichkeit.
    „Kannst du mal deine Haare wegmachen?“, sagte er und sah, wie sich Mumbalas rote Augen plötzlich bedrohlich verengten.
    „Welche Haare, Mann?“
    „Auf’m Klo! Deine Schwanzhaare.“
    Simon wollte an ihm vorbei, doch Mumbala hielt ihn am Arm fest und schaute gleichzeitig ins Bad.
    „Isch seh keine Haar.“
    „Auf der Scheißtoilette!“
    Simon riss sich los und ging in sein Zimmer. Er hörte, wie Mumbala die Klobrille hochriss.
    „Da sind kein Haar!“
    Simon zog sich seine Jacke über und wollte die Wohnung verlassen, als Mumbala wieder aus dem Badezimmer kam. Er war wütend.
    „Was maxt du Stress? Ich hab freundlich dich Hallo gesagt und du maxt Stress! Was ich dir getan?“
    „Was du mir getan?“
    „Ja!

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