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Abbau Ost

Titel: Abbau Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Baale
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ostdeutschen Bekannten verteilt und am Tag der Währungsumstellung zum offiziellen Kurs von eins zu zwei,
     eine D-Mark für zwei DDR-Mark, mit horrendem Gewinn umgetauscht. Bis heute ist unklar, warum die Bundesregierung derartige
     Spekulationen so wie bei der Währungsreform am 20. Juni 1948 nicht unterbunden hatte und wie damals rückwirkend einen Stichtag
     festlegte. Auf diese Weise wäre nur das Ostgeld in D-Mark umgetauscht worden, das bis zu dem Stichtag auf den Konten war.
     Ansonsten gerierten sich die Westdeutschen ausgesprochen großzügig und erinnerten ihre ostdeutschen Landsleute wiederholt
     und eindringlich an ihre eigene Währungsreform nach dem Krieg, wo sie sich mit einem in zwei Schritten ausgezahlten »Kopfgeld«
     von nur 70 D-Mark begnügen mussten und ansonsten für 100 Reichsmark lediglich 6,50 D-Mark bekamen. Immer wieder war von einem
     »solidarischen Opfer« die |48| Rede, bei dem die Westdeutschen den Ostdeutschen sozusagen ihr Bestes, die D-Mark, auf dem Altar der eigenen Erfolgsgeschichte
     darboten.

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Der Wert des Geldes
    Es ist Allgemeingut, dass eine vergleichsweise minimale Veränderung
der Wechselkurse um 10 Prozent über Exportchancen und Wohl
und Wehe ganzer Industriebranchen entscheiden kann. Die DDR
hatte es aber nicht mit einer Aufwertung ihrer Währung um 10 Prozent
, sondern um 400 Prozent zu tun und war damit schlechterdings
überfordert. Man stelle sich einmal vor, Deutschland (West)
hätte über Nacht – aus welchen Gründen auch immer – eine ähnlich
hohe Aufwertung der DM zu gewärtigen: Nächstentags würde hierzulande
kein einziges Brötchen mehr gebacken, sondern selbige aus
Paris eingeflogen. Es gäbe nicht die geringste Chance, sich aus eigener
Kraft von einem ökonomischen Erdbeben dieser Größenordnung
zu erholen. Man wäre von einem Tag auf den anderen zum Bittsteller
degradiert und auf die Unterstützung von außen angewiesen.
     
    Thomas Betz, in Berlin lebender Wirtschaftswissenschaftler und Publizist, ›10 Jahre keine Einheit‹, Zeitschrift für Sozialökonomie
     (4/2000)
    Heute bestreitet niemand mehr, dass die Währungsumstellung der größte überhaupt denkbare Fehlgriff im deutschen Vereinigungsszenario
     war. Und das nicht etwa, weil die Ostdeutschen zu reichlich bedacht wurden, sondern weil die Geldumstellung am Anfang und
     nicht, wie es die ökonomische Vernunft gebietet, am Ende der deutschen Einigung stand. Praktisch über Nacht wurde die ostdeutsche
     Wirtschaft gleich dreifach ruiniert: einmal durch die immense Geldaufwertung, ein zweites Mal durch die plötzliche, die Volkseigenen
     Betriebe unvorbereitet treffende Preisgabe des Binnenmarktes und noch ein drittes Mal durch eine völlig verfehlte Altschuldenregelung.
     Es begann schon damit, dass die Umstellung von DDR-Mark auf D-Mark offiziell als Währungsunion bezeichnet wurde, während es
     sich in Wahrheit um eine Währungsreform |49| handelte. Laut Definition ist eine Währungsunion der Zusammenschluss souveräner Staaten zu einem gemeinsamen Währungsraum.
     Dazu gehören feste Wechselkurse und eine einheitliche Geldpolitik. Bei Einführung der gemeinsamen Währung werden die beteiligten
     Währungen mit einem bestimmten Umrechnungsfaktor in die neue Währung umgetauscht. Der Wert des Geldes wird dabei nicht angetastet.
     Das klassische Beispiel für eine Währungsunion ist die Einführung des Euro, wo bereits Jahre zuvor die Wechselkurse aller
     beteiligten Währungen fixiert wurden und die Geldumstellung weitgehend wertneutral erfolgte. Noch heute können die alten Währungen
     zu den festen Wechselkursen in Euro getauscht werden. Ganz anders die D-Mark-Umstellung: Feste Wechselkurse hatte es zwischen
     der Bundesrepublik und der DDR nie gegeben. Das Verrechnungsverhältnis von eins zu eins beim innerdeutschen Handel sagte über
     den Wechselkurs von DDR-Mark und D-Mark ebenso wenig aus wie die Schwarzmarktkurse, die zwischen Oktober 1989 und Juni 1990
     in privaten Wechselstuben notiert wurden. Auch wenn es nie einen richtigen Devisenmarkt für das DDR-Geld gegeben hatte, so
     wurde im Ostberliner Außenhandelsministerium sehr wohl berechnet, wie viele Ostmark eingesetzt werden mussten, damit eine
     Westmark erwirtschaftet werden konnte. Zuletzt brachten 4,40 DDR-Mark eine Westmark. Im Jahre 1971 genügten als Gegenwert
     für eine D-Mark noch zwei DDR-Mark, 1980 waren es schon 2,4, 1985 dann 2,9 und 1986 bereits 3,6 Ostmark. Allerdings wurde
     dabei nur der Handel mit

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