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Abbey Road Murder Song

Abbey Road Murder Song

Titel: Abbey Road Murder Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shaw
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anheuern, die für die Kundschaft Musik macht?«
    »Die Teacakes kosten nur die Hälfte«, sagte Joe, als er den Becher mit heißem Wasser aus dem Kessel auffüllte. Breen aß hier nie etwas, aber Joe bot ihm immer etwas an.
    »Was gibt’s Neues?«, fragte Breen.
    »Meine Tochter macht mich demnächst zum Großvater«, sagte Joe. »Und bei dir?«
    »Ich sitz in der Scheiße.«
    »Erzähl mir bloß nichts von deinen Problemen«, sagte Joe. »Ich hab selbst genug.« Dann las er weiter in seinem Roman. Breen gab einen Löffel Zucker in seinen Kaffee, rührte um und trank mit kleinen Schlucken. Die Türglocke ertönte und ein junges Rockerpärchen in schwarzerLederkluft kam herein, sie bestellten Spiegeleier und Fritten und setzten sich einander gegenüber an einen kleinen Tisch, starrten sich gegenseitig an, während sie darauf warteten, dass Joe ihnen das Essen brachte. Der Mann hatte lange Haare und riesige Koteletten und erinnerte an einen wiederauferstandenen Wikinger. Er machte seine Zigarette aus, beugte sich vor und küsste die junge Frau auf den Mund. Ältere Männer glotzten neidisch über ihre Becher mit fast kaltem Tee hinweg; in ihrem ganzen Leben hatten sie nie die Chance gehabt, so jung zu sein, Leder zu tragen und schamlos in der Öffentlichkeit mit schönen Frauen zu knutschen.
    Als wollte er sie noch mehr provozieren, schob der Mann seine rechte Hand unter dem Tisch zwischen die schwarzen Lederschenkel der jungen Frau. Sie schlug ihm auf die Finger, unterbrach den Kuss und lachte laut.
    Wieder die Klingel über der Tür. Dieses Mal war es ein junger Mann mit einer Tweedkappe, die ihm offensichtlich zu klein war, der Schirm stand nach oben ab. Er ging zum Tresen und bestellte einen Tee.
    »Guck dir die beiden an.« Er nickte in Richtung der Rocker, die sich erneut küssten. »Ich wette, die vögelt mit dem«, sagte er leise. »Was meinst du? Die fährt voll drauf ab, garantiert. Ich wette, die treibt’s mit jedem. Ich würd auch nicht nein sagen.«
    Joe sagte nichts. Als er seinen Tee vorgesetzt bekam, sagte der junge Mann leise: »Hey, ich hab was für euch. Wollt ihr Uhren kaufen? Goldene Uhren für wenig Geld.«
    Joe wechselte die große Teekanne auf dem Tisch aus und sagte: »Wozu muss ich wissen, wie spät es ist? Der verfluchte Laden hier schließt sowieso nie.« Er drehte sich zur Fritteuse um, hob das Sieb aus dem heißen Fett.
    Der junge Mann zwinkerte ein paar Mal. Konnte auch ein nervöser Tic sein. »Hab gedacht, ihr Itzaks steht auf Klunkerkram.«
    »Klunker? Gott bewahre. Red Englisch mit mir, du Schmock. Du guckst zu viel fern.«
    »Klunker«, flüsterte der Mann. »Goldschmuck.«
    »Ach, Herrgottnochmal, geh nach Hause«, sagte Joe leise. Die Fritten waren noch zu blass, und er versenkte sie erneut im brodelnden Fett.
    Als Nächstes wandte sich der junge Mann an Breen. Beim Eintreten hatte der ihn für höchstens zwanzig gehalten. Jetzt sah er genauer hin und entdeckte zarte Fältchen um die Augen und geplatzte Äderchen auf seinen Wangen. »Was ist mit dir, Alter? Schöne Sachen.«
    Joe sagte über die Schulter: »Bei dem bist du an der falschen Adresse, mein Freund. Ich hab dich gewarnt, wenn du weißt, was gut für dich ist, ziehst du jetzt Leine.«
    Der junge Mann fühlte sich auf den Schlips getreten. »Ich will nur Geld verdienen, wie jeder andere auch«, sagte er.
    Joe schnaubte. Er schlug erst ein Ei und dann noch ein zweites auf die Kochplatte und wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn.
    »Stoßfest«, sagte der Mann zu Breen und nahm seinen Becher Tee. »Goldenes Armband. Römische Ziffern. Garantiert wasserdicht bis fünf Meter.«
    Breen stellte seinen Kaffee ab und griff in seine Jackentasche. Eine Sekunde lang strahlte der Mann, weil er glaubte, kurz vor einem Geschäftsabschluss zu stehen. Doch dann zog Breen seine Brieftasche heraus und klappte sie auf. »Mach, was er gesagt hat. Verzieh dich.«
    Der Mann stellte seinen Becher mit einem dumpfen Knall ab, brauner Tee schwappte auf Joes Resopaltresen, und in weniger als einer halben Sekunde war er in die Nacht verschwunden.
    »Du hättest wenigstens warten können, bis er bezahlt hat«, brummte Joe.
    »Reg dich ab«, sagte Breen und verstaute seine Dienstmarke wieder in der Jackentasche. »Ich übernehm das.«
    Joe wischte mit einem grauen Geschirrhandtuch über den Tresen. »Wenn du noch öfter mit dem Ding da rumwedelst, bleibt mir bald die Kundschaft aus.« Er stellte zwei Teller auf den Tresen, kippte Fritten

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