Abbey Road Murder Song
würden, sollte er sie jemals vor Gericht laut vortragen müssen.
Breen hörte Schritte und blickte auf. Ein Mann stand dort mit einem Besen in der Hand. »Wollen Sie da noch lange sitzen bleiben?«, fragte er.
Breen klappte sein Notizbuch zu, verstaute es in seiner Tasche und erhob sich, dann beobachtete er, wie der Mann geduldig die Treppe fegte, eine Stufe nach der anderen.
Der Müll war abtransportiert. Die Spurensuche hatte nichts ergeben. Jetzt war da nur noch ein Flecken kahle Erde neben den Schuppen.
Die zum Dienst eingeteilten Constables versammelten sich erneut im Hof. Auch Jones stand dort, die Hände in die Taschen seines Anzugs vergraben, und unterhielt sich mit zwei uniformierten Kollegen. Breen kam die Treppe herunter, gerade als der Mülllaster in dem schmalen Durchgang zwischen Schuppen und Wohnhaus zurücksetzte. Jemand hatte mit dunkelgrüner Farbe »Thunderbird 3« hinten draufgeschrieben.
»Was ist los?«
»Dreimal dürfen Sie raten«, rief einer der Müllmänner und sprang hinten vom Wagen. Er trug eine große Leinenschürze und klobige Lederhandschuhe, trottete zu einer Stahltür und schob krachend den Riegel zurück. Dahinter stand ein riesiger Müllcontainer mit dem Abfall aus der Hälfte aller Wohnungen.
»Lassen Sie den stehen«, sagte Breen. »Ich will nicht, dass er abtransportiert wird.« Dann rief er einen der Constables zu sich: »Was ist aus dem Kollegen geworden, der sich den Müll ansehen sollte?«
»Hat sich krankgemeldet, hab ich gehört. Rückenschmerzen, hat er wohl gesagt.«
»Krank?«
»Ja.«
»Warum weiß ich nichts davon?«
»Keine Ahnung.«
Der Müllmann blieb mit der Kette in der Hand stehen, bereit, sie um den Container zu legen.
Breen rannte zu ihm. »Finger weg. Kommen Sie ein anderes Mal wieder.«
»Soll mir recht sein.«
»Was ist da los?« Miss Shankley beugte sich über das Geländer.
»Detective Sergeant Breen verhaftet Ihre Mülltonnen«, sagte Jones.
Der Müllmann schlug seitlich gegen den Mülllaster.»Abmarsch, Cowboy«, schrie er. »Polizeiliche Anordnung.«
»Wir müssen den Inhalt untersuchen«, sagte Breen.
»Die kommen erst in einer Woche wieder. Der Müll stinkt durchs ganze Haus«, rief Miss Shankley.
Breen überquerte den Hof und nahm die Feuerleiter herunter, die an Haken befestigt an der Wand hing.
»Vorsichtig damit«, rief Miss Shankley.
Er lehnte sie seitlich an die Tonne und befahl dem jungen Constable mit den Sommersprossen, der ihm am nächsten stand: »Rein mit Ihnen.«
»Ich, Sir?«
»Ja.«
»Da rein?«
»Sehen Sie mal, ob Sie was finden.«
»Scheiß drauf!«, sagte Jones. »Die wurde hier abgelegt, hat Wellington gesagt. Aller Wahrscheinlichkeit nach versaust du dir damit die Uniform für nichts und wieder nichts, mein Freund. Wir werden hier sowieso nichts finden.«
»Wir müssen die Mülltonnen überprüfen«, sagte Breen, ohne Jones zu beachten. »Rauf und rein«, befahl er.
»Das stinkt bestialisch, Sir.«
Die anderen Polizisten johlten. »Mach schon, du Dreckschwein.«
»Und was machen wir jetzt, Sir?«, fragte einer der Constables.
»Sie machen weiter mit der Befragung in der Nachbarschaft.«
Ein halbes Dutzend Beamte standen tatenlos herum. Breen hatte mehr angefordert, aber das waren alle, die man ihm heute geschickt hatte. Die Behauptung, dass es sich bei dem Mädchen um eine tote Prostiuierte handeln könnte, hatte bereits Wirkung gezeigt. Für so eine wollte man keine Resourcen verschwenden.
»Bewegt euch«, befahl Breen.
Zwei stöhnten. Das verlockende Versprechen, der Eintönigkeit des alltäglichen Streifendienstes zu entgehen, hatte bereits an Attraktivität verloren. Die Beamten, die jungen und unerfahrenen ebenso wie die älteren, ließen sich nicht gerne etwas vorschreiben.
Breen forderte sie auf, sich um ihn herum zu versammeln. Die Männer bildeten einen Kreis.
»Wir nehmen uns erst diese Straße vor, dann gehen wir weiter auf die Abbey Road. Okay? Klingeln Sie an jeder Haustür, arbeiten Sie sich langsam vor. Lassen Sie sich was einfallen. Versuchen Sie herauszufinden, ob jemand …«
»Sir?«, unterbrach ihn einer.
»Ja?«
»Wir waren gestern schon hier in der Straße.«
»Ja, ich weiß«, erwiderte Breen. »Und?«
»Na ja, das haben wir schon erledigt.«
»Sie haben die Bewohner tagsüber direkt nach dem Mord befragt«, sagte er. »Die Hälfte der Leute wird bei der Arbeit gewesen sein. Jetzt sind sie zu Hause, hatten außerdem inzwischen Gelegenheit sich zu unterhalten. Wir
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