Abbey Road Murder Song
und zeigte auf eine Stelle im Norden des Wohnblocks.
»Was ist das da für ein Gebäude?«, fragte er. Dann schaute er an den Schuppen vorbei zu der Wand, die die Häuser voneinander trennte. Dahinter erhob sich das Dach einer Werkstatt oder etwas Ähnlichem.
»Das ist dieses Aufnahmestudio.«
Breen blickte verständnislos.
»EMI. Die Beatles. Sie wissen schon.«
Breen runzelte die Stirn.
»Verdammt ärgerlich«, sagte Miss Shankley und wandte sich ab.
»Sagen Sie mir eins«, bat Breen. »Wann wurden die Schlösser repariert?«
»Vergangenen Freitag, ob Sie’s glauben oder nicht.« Breen rechnete nach, der Mord musste am Sonntag danach stattgefunden haben.
»Wie wurden die Schuppen gesichert, bevor der Hausmeister die Schlösser repariert hat?«
»Gar nicht. Wozu auch? War doch nichts mehr drin, was einer hätte haben wollen.«
»Die Türen standen also bis vor drei oder vier Tagen offen?«
»Sperrangelweit. Leute haben sich beschwert, weil der Wind die Türen knallen ließ. Kann nicht behaupten, dass ich’s gehört hätte, aber ich konnte ja sowieso nichts dafür, oder?« Sie drehte sich um und watschelte wieder zurück auf den Hof.
»Welche Leute?«, rief Breen.
»Die da«, sie zeigte mit der Nase in Richtung des weißen georgianischen Gebäudes hinter den Schuppen.
Breen ging die Garden Road hinauf und bog in die Abbey Road ein. Zwanzig Meter vor der Kreuzung stand ein kleines Mädchen von zirka acht oder neun Jahren in einer beigefarbenen kurzen Hose unter einer Ulme und weinte.
Die anderen Bäume hatten im Regen der vergangenen Tage ihre Blätter verloren, doch dieser stand als einziger grün und aufrecht auf dem Gehweg. Breen ging erst vorbei, blieb dann aber stehen und machte kehrt. Das Mädchen schniefte, seine Augen waren gerötet.
»Was ist denn los?«, rief Breen ihm zu.
»Meine Katze sitzt auf dem Baum und kann nicht runter«, sagte es.
Breen blickte nach oben. »Ich sehe sie nicht.«
»Ganz oben. Schon seit Stunden sitzt sie da.«
»Die guckt sich bestimmt nur die Aussicht an.«
»Nein, macht sie nicht.«
»Sie kommt sicher bald runter«, sagte Breen.
»Nein, tut sie nicht«, schluchzte das Mädchen.
»Garantiert, du wirst sehen.«
»Nein.«
Breen ging weiter. An der nächsten Ecke blieb er stehen und sah sich um. Das Mädchen starrte noch immer den Baum hinauf, sein Gesicht war feucht und glänzte.
Breen ging weiter, auf eine niedrige weiße Mauer zu,hinter der Autos parkten. Aus der Ferne hatte es den Anschein, als sei die Mauer alt und als würde die Farbe abblättern. Doch im Näherkommen sah er, dass der Anstrich zwar relativ frisch, aber alles Mögliche hineingekratzt worden war. Er sah genauer hin, um zu lesen, was da stand. »Mo«, »Susan 4 George«, »I luv you John Mary B«.
Er ging in die Knie, um weitere Botschaften zu lesen. »Nina 4 Beatles«, »John xxx Lisa«, »Mary und Beth waren hier 10. 9. 68«, »USA lieben euch«, »Wenna + Izzie für immer All we need is ♥ «, »Ich hab mit einem Beatle gebumst«, »LÜGNERIN«, »STIMMT NICHT«, stand dort gewissenhaft eingeritzt. »Wer bei der Revolution halbe Sachen macht, schaufelt sich sein eigenes Grab«, »Finger weg!!! Die sind mir«, »Paul ruf mich an! S. Wichtig!! Greenwich 4328«, »Bob Dylan kann nicht singen«, »Kirby Hill Girls lieben dich«, »I was alone I took a ride«, »Kiwis sind die besten Beatles-Fans«, »YOU SAVED MY LIFE«, »Jill = Scruffs«, »Apple rules«, »Leprosy / I’m not half the man I used to be / Since I became an amputee«, »DAS IST KRANK«, »WAS FÄLLT DIR EIN?«, »I am the Walrus«, »Nein ich«, »WIR LIEBEN CYNTHIA« – ungefähr zehn Meter Mauer dicht gespickt mit Botschaften.
Er ging um die Mauer herum auf den kleinen Parkplatz. Auf der anderen Seite waren noch mehr Botschaften eingekratzt.
»Wir überstreichen alle paar Monate«, sagte eine Stimme. Breen hob den Blick.
Vor dem Aufnahmestudio stand ein großes georgianisches Haus, etwas zurückversetzt von der Straße. Auf den Stufen zur Haustür wartete ein Mann in einem braunen Hausmeisterkittel mit einem Klemmbrett. Unten an der Treppe stapelten sich Musikinstrumente; Cellos und Kontrabässe.
»Keine Ahnung wozu. Ein paar Wochen später sieht’s wieder genauso aus.« Er beugte sich vor, prüfte etwas aufden Gepäckanhängern der Instrumentenkoffer, machte sich Notizen auf seinem Klemmbrett.
»Hauptsächlich Mädchen?«, fragte Breen.
»Fünfundneunzig Prozent.«
»Woher wissen die, wann die Beatles hier
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