Abbey Road Murder Song
herausgezogen worden waren.
»Als wäre sie längst ausgelöscht gewesen«, sagte Breen.
Ein bisschen später öffneten sie gerade einen Schrank in der Küche, als jemand aus dem Elternschlafzimmer rief: »Sag dem Mädchen, sie soll Teewasser aufsetzen.«
Breen sah in den Schrank. »Sie hat die Kekse mitgenommen«, sagte er.
»Was?«
»Sie hat die Kekspackungen mitgenommen. Rich Tea. Ungefähr ein Dutzend.«
»Und? Vielleicht mag sie die ja besonders gern.«
»Ein paar hätte sie uns ruhig dalassen können«, maulte ein Polizist.
Ein anderer trat ein und sah sich um. »Haben Sie’s nicht gehört? Setzen Sie Tee auf. Die Sandwiches müssen jeden Moment kommen, so schnell wie der gefahren ist.«
Niemand rührte sich. Aller Augen ruhten auf Tozer.
»Gottverflucht«, nuschelte sie.
»Ich hab’s«, schrie ein Polizist und streckte den Kopf zur Tür herein. Er hatte einen Zettel in der Hand. »Ich hab das Kennzeichen, Sir!«
Block raste nach unten und entriss ihm den Zettel.
»Schön, sehr schön. Sieht aus, als wäre die Metropolitan Police manchmal doch zu was zu gebrauchen«, sagte er.
»Wie meinen Sie das?«
»Einer von euch hat Major Sullivan erwischt, als er eine rote Ampel überfahren hat. In seinem dunkelbraunen Jaguar. Kennzeichen ALP 367G. Gute Arbeit. Geben Sie das durch, Constable.« Und er gab dem Constable den Zettel zurück. »Per Telefon, sofort.«
»Darf ich mal sehen?«, fragte Breen.
Der Constable sah Block an, der Inspector nickte. »Passen Sie aber auf, dass er’s Ihnen wiedergibt.«
Der Jaguar war herausgewunken worden, nachdem er eine rote Ampel auf der Edgware Road überfahren hatte. Breen merkte sich den Namen des Beamten, der den Strafzettel ausgestellt hatte.
Als Tozer missmutig dreinblickend mit einem Tablett voller Tassen aus der Küche kam, hielt ihr Breen das Dokument vor die Nase.
»Was ist das?«
»Sehen Sie sich das Datum an.«
Sie las: 12. Oktober 1968. Es dauerte noch eine kleine Weile, bis der Groschen fiel.
»Verfluchte Scheiße«, sagte sie. »Er war am Tag vor dem Mord an seiner Tochter in London.«
Breen nickte.
»Das war ein Samstag. Dabei hat sie gesagt, er sei am Donnerstag davor schon wieder zurückgewesen.«
»Vielleicht war das auch so. Vielleicht ist er ja noch mal hin. Ist ein schneller Wagen, er kann locker an einem Tag hin und zurückgefahren sein.«
»Dann war er’s also?«, fragte sie.
Eine Stimme rief quer durch den Raum: »Los, mach schon! Bis der Tee bei uns ist, ist er kalt.«
neunzehn
Am Abend schlug Tozer vor, in einem Pub in Newton Abbot essen zu gehen. »Ich halte Dad nicht lange aus. Ist mir schleierhaft, wie Mum das macht. Er läuft rum wie ein Gespenst. Mum glaubt, er hört schlecht, aber ich glaube, er hört einfach nicht mehr hin.«
Die Kneipe war auf Fachwerk getrimmt, Lautsprecher verbreiteten Mantovani bis in die hintersten Ecken. Die Wände waren mit antiken Messingbettpfannen und Pferdegeschirren behängt. Auf jedem Tisch stand eine Lampe mit roten Fransen. Dem dreieckigen Plastikschild neben dem Gewürzständer nach zu urteilen saßen sie an Tisch Nummer 11.
»Mum will, dass ich wieder nach Hause ziehe. Aber ich bin nicht sicher, ob ich das verkraften könnte. Mir gefällt es hier, verstehen Sie mich nicht falsch, aber ich fürchte, ich würde durchdrehen.«
In Breens Gesicht pochte es an der Stelle, wo ihn der Glassplitter verletzt hatte.
»Sie sind still.«
Er nickte. »Ich bin müde.«
»Das sollte sich mal ein Arzt ansehen.«
»Ist doch schon passiert. Er hat gesagt, ich soll mich hinlegen.«
Tozer zündete eine Zigarette an, sah sich nach einem Kellner um und sagte: »Ich könnte was zu trinken vertragen.« Breen zog die beiden Fotos von Morwenna aus der Brieftasche und betrachtete sie.
»Also«, sagte Tozer. »Warum, glauben Sie, hat sie ihn umgebracht?«
»Und wenn sie’s gar nicht war?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Aber sie war’s, oder?«
Zwei ältere Damen, die eine dicklich, die andere dünn, löffelten schweigend Suppe. Sie neigten die Teller leicht von sich weg und nahmen die letzten Tröpfchen auf.
»Ich meine, wie kann man einen Mann töten, mit dem man über so viele Jahre zusammengelebt hat? Und dann auch noch so. Aus so geringer Entfernung. In meinem ganzen Leben hab ich so was Widerwärtiges noch nicht gesehen. Wollen Sie was von der Karte, oder sollen wir uns aufs Buffet stürzen?«
Gelangweilt nahm sie den Deckel vom Senftöpfchen und schaute hinein.
»Sie muss ihn wirklich
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