Abbild des Todes
leid. Ich wollte nicht …”
“Das hat mit Ihnen nichts zu tun. So etwas passiert in regelmäßigen Abständen. Und wir wissen nicht, was es ist, das sie so aufregt.”
Als Zoe sich zum Gehen wandte, betrat ein weiterer Mann das Zimmer. Dem Schildchen auf seiner Brust nach war er Dr. Keefer. “Was ist hier los?” Und zu Zoe gewandt: “Wer sind Sie?”
Zoe wollte nur noch weg. “Ich bin Zoe Foster. Lola ist unterwegs, also kam ich vorbei, um ihre Tante zu besuchen.”
“Haben Sie sich telefonisch angemeldet?”
“Ich wusste nicht, dass ich das hätte tun sollen.”
“Frieda hatte eine schwierige Zeit. Wenn Sie angerufen hätten, hätte ich Ihnen sagen können, dass Sie den Besuch besser verschieben.”
Zoe wusste nicht, was sie noch sagen sollte. Traurig schlich sie in Richtung Tür.
“Was sagten Sie noch gleich, wie Sie heißen?”, fragte der Arzt, als sie an ihm vorbeiging.
“Zoe Foster.”
“Wo ist Miss Malone?”
“Verreist.” Oh mein Gott, wie lange musste sie diese Menschen noch belügen? Sie wusste jetzt, dass es ein großer Fehler gewesen war, hierherzukommen. Nicht nur, dass sie nichts in Erfahrung hatte bringen können, sie hatte eine alte Frau zu Tode erschreckt.
Der Doktor nickte ihr kurz zu. “Schönen Tag, Miss Foster.”
Zoe fühlte sich immer noch schuldig und wertlos, als ihr Taxi vor dem Gebäude des
Herald
hielt. Während der dreißigminütigen Fahrt hatte sie zweimal im Pflegeheim angerufen, aber niemand hatte ihr Auskunft darüber geben können, wie es Frieda ging. Sie würde es noch einmal von zu Hause aus versuchen. Im Moment hatte sie eine andere unangenehme Aufgabe vor sich.
E.J. war großartiger Stimmung, als Zoe sein Büro betrat.
“Deine Idee, dass die Leser Kitty helfen sollen, das Rätsel zu lösen, war ein Geniestreich!”, rief er ihr begeistert entgegen, wobei er sich vor Freude die Hände rieb. “Die E-Mails strömen nur so rein, und die Zeitungsläden in allen fünf Bezirken sind seit heute Morgen ausverkauft.”
Zoe wollte etwas sagen, aber er ließ sie gar nicht zu Wort kommen. “Wir müssen die Auflage erhöhen und unsere Anzeigenkunden informieren. Sie werden uns lieben.”
Während er sprach, nahm Zoe eine Zeichnung aus der Tasche, die sie im Taxi angefertigt hatte, und legte sie auf seinen Tisch. Sie beobachtete seinen Gesichtsausdruck, als er sie betrachtete.
“Was ist das?”, fragte er erstaunt.
“Ein Anhänger, den Lola an ihrem Armband trug.”
“Das hattest du in der Nacht, als du sie gefunden hast, der Polizei gegenüber gar nicht erwähnt.”
“Weil er nicht da war. Die Oberkellnerin im
Blue Moon
hat mir gesagt, dass Lola den Anhänger niemals abgenommen hat. Also kann man wohl davon ausgehen, dass er in der Seitenstraße abhanden kam, vielleicht während des Kampfes mit dem Mörder.”
“Wieso zeigst du mir das Bild?”
“Ich möchte die Zeichnung im
Herald
veröffentlichen.”
“Warum?”
“Weil vielleicht jemand den Schmuck erkennen könnte, so wie Buddy Barbarino Lola wiedererkannt hat. Und vielleicht ist eine Spur dabei, die mich zu dem Mann führt, der ihr den Anhänger geschenkt hat. Einen Mann, über den scheinbar niemand etwas weiß – Lolas mysteriöser Lover.”
“Dann bring die Zeichnung zu Sal.”
“Du hast nichts dagegen?”
“Natürlich nicht, wie kommst du darauf? Habe ich dich nicht die ganze Zeit über unterstützt?”
“Ja, aber …” Jetzt war sie komplett verwirrt. Entweder war E.J. ein unglaublich guter Schauspieler, oder Rick hatte sich geirrt.
“Aber was, Zoe?”
“E.J., ich weiß … ich weiß, dass du eine Zeit lang regelmäßiger Gast im
Blue Moon
warst.”
Dieses Mal musste sie nicht sonderlich aufmerksam sein, um seine Reaktion zu erkennen. Sein Gesicht wurde blass, und er ließ sich gegen die Stuhllehne sinken. Einige Sekunden verstrichen, bevor er weitersprechen konnte. “Ich hatte befürchtet, dass du früher oder später dahinterkommen würdest.”
“Also stimmt es?”
Er seufzte auf und nickte. “Wie hast du es herausgefunden?”
“Ich weiß es von Rick. Er hat dich erkannt.” Sie sah, dass er einen Stift in die Hand nahm und damit spielte, ihn nervös hin und her drehte. “Warum hast du es mir nicht erzählt? Warum hast du vorgegeben, noch nie von ihr gehört zu haben?”
“Ich hatte Angst, dass, wenn ich etwas sage und meine Frau davon erfährt …”
“Von was erfährt? Was hast du getan?”
“Nichts! Ich bin da nur hingegangen, um Lola singen zu hören
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