Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
nennen und fertig.
Nachdem ich zehn Minuten lang versucht hatte, Penny von ihrer wahren sexuellen Orientierung zu überzeugen, gab ich schließlich auf und zerrte nicht weiter an dem Schleier ihres Bewusstseins. So wie ich das sah, würde sie ihren Mann noch vor Weihnachten verlassen. Warum sich also über Begriffe streiten?
Ich schloss die Tür hinter ihr und räumte das Büro auf. Es war eine höllische Woche gewesen.
Was ich für ein fantastisches Date gehalten hatte, entpuppte sich mittlerweile als Niete, denn ich hatte nichts mehr von Dutch gehört. Das verschaffte ihm die Mitgliedschaft in meinem Arschloch-des-Monats-Club. Bei allem hellseherischen Talent hatte ich nicht die geringste Ahnung, wie das männliche Hirn funktionierte.
Um das Maß der Kränkungen vollzumachen, war heute Theresas letzter Abend, und ich hatte die ganze Woche über kaum die Chance gehabt, Zeit mit ihr zu verbringen. Schmollend ging ich in mein Büro und rief sie an.
»Hallo«, sagte ich, als sie abnahm.
»Abby! Hallo. Wir sprachen gerade von dir«, sagte sie lachend.
»Ja, mir klingeln die Ohren. Habt ihr beide noch Lust auf das gemeinsame Abendessen?«
»Absolut. Brett und ich fahren gerade zum Hotel zum Einchecken. Wir sehen uns dann gegen sechs im Pis.«
»Toll. Bis dann«, sagte ich ohne jede Begeisterung. Wie wollte ich das durchstehen? Wie sollte ich meine beste Freundin gehen lassen?
Ich schob mich hinter dem Schreibtisch hervor und schlenderte in Theresas Sitzungsraum. Die Tür stand offen. Ich machte Licht. Das Zimmer war leer, was exakt meinen Seelenzustand widerspiegelte.
Morgen würde Maggie, eine Bekannte von uns, sich darin als Heilmasseurin niederlassen.
Ich kannte sie zwar flüchtig und konnte sie wirklich gut leiden, aber ich war noch nicht ganz im Reinen damit, jemand anders als Theresa in meine private Welt einzulassen. Allerdings war das um Längen besser, als Theresas Hälfte der Miete selbst zu zahlen. Der zweite Bonus lag darin, dass Maggie eine Nachteule war und die meisten Klienten am Abend hatte. Sie würde also kaum etwas von meinem Tagesablauf mitbekommen, und plötzlich überlegte ich, ob ich die Dinge wirklich so haben wollte.
Ich seufzte schwer und schlurfte durch die Zimmer. Was mich abhielt, schon zu gehen, war nur die lästige Pflicht, Klienten zurückzurufen, die einen Termin mit mir vereinbaren wollten. Mürrisch sah ich auf meinen Terminkalender und streckte ihm die Zunge raus. Mir war partout nicht danach, für andere einen freundlichen Ton anzuschlagen. In dem Moment klingelte das Telefon. Ich überlegte, es dem Anrufbeantworter zu überlassen, aber dann dachte ich, es könnte Theresa sein.
»Hallo, hier Abby Cooper«, sagte ich und setzte mich an den Schreibtisch.
»Guten Tag, Abby, hier Allison Pierce. Ich bin vor ein paar Wochen bei Ihnen gewesen - erinnern Sie sich noch?«
Ich lächelte in den Hörer. Ich erinnere mich selten an Klienten und noch weniger an die Sitzungen. Die Verbindung, die ich zu ihnen aufnehme, scheint nie länger als fünfundvierzig Minuten zu halten.
»Es tut mir leid, Allison. Ich habe viele Klienten, und nach einer Weile kann ich sie nicht mehr so gut auseinanderhalten. Was kann ich für Sie tun?«
»Also, vielleicht könnte ich noch einmal zu Ihnen kommen? Ich muss Sie ganz dringend einiges fragen. Hätten Sie heute oder morgen noch einen freien Termin?«
Was ich darauf antwortete, werde ich für den Rest meines Lebens bereuen. Ich hatte keine Ahnung, dass Menschenleben auf dem Spiel standen und dass meine Antwort so ernste Konsequenzen haben könnte. Ich weiß, ich hatte damals das Gefühl, die Welt hätte mir in die Suppe gespuckt, und deshalb war ich nicht in der Laune, anderen Großzügigkeit oder Verständnis entgegenzubringen .
»Nein, Allison«, antwortete ich ein bisschen gereizt. »Ich fürchte, das ist nicht möglich. Ich richte mich nach dem festen Grundsatz, nur einen Termin im halben Jahr zu vergeben. Und wenn ich für Sie eine Ausnahme mache, muss ich das für andere auch tun. Ich kann Sie für Januar eintragen, aber früher geht’s nicht.«
»Sie würden sich durch nichts umstimmen lassen? Ich habe nur ein paar Fragen, und es ist wirklich wichtig ...«
»Jeder hat immer nur ein paar Fragen, Allison«, fiel ich ihr ins Wort. »Und dann wird eine komplette Sitzung daraus.« Ich wurde langsam ungeduldig. »Glauben Sie mir, Sie können sich die Fragen selbst beantworten. Sie brauchen nur auf Ihre innere Stimme zu hören. Denken Sie in
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