Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
nur vorgetäuscht worden und die Mutter an der Inszenierung beteiligt gewesen. Damit gebe ich zurück ins Studio.«
Ich verfolgte die Sendung mit gemischten Gefühlen. Natürlich war ich froh, dass die Schuldigen gefasst waren, aber die Grausamkeit des Verbrechens machte mir zu schaffen. Nur vier Jahre alt war das Kind gewesen und fiel einer solchen Gewalttat zum Opfer! Dazu war ich verblüfft, wie genau meine Eingebungen gestimmt hatten. Bei der Erwähnung des »anonymen Hinweises« hatte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen können. Fragte sich nur, wie die Presse reagieren würde, wenn sie wüsste, dass der Hinweis von einem Medium gekommen war.
»Wahrscheinlich mit einem Exkursionstag«, sagte ich laut zu mir selbst. Achselzuckend machte ich mich wieder ans Einräumen.
Später am Abend, ich schrieb gerade Überweisungen am Küchentisch, klopfte es leise an der Haustür, worauf Eggy laut zu bellen anfing. Verwundert, wer um neun Uhr noch bei mir reinschneite, ging ich zur Tür und spähte durch den Spion, sah aber nur schwarz. Ich schaltete das Verandalicht ein und spähte. Noch immer schwarz. Seltsam.
Neugierig zog ich die Tür einen Spaltbreit auf. Da stand Dutch und drückte einen Finger auf das Guckloch.
»Fällt dir nichts Besseres ein, als jemandem zu öffnen, den du gar nicht sehen kannst?«, fragte er.
»Fällt dir nichts Besseres ein, als Leute zu ärgern?«, erwiderte ich und verbreiterte den Spult ein bisschen. Ich verschränkte die Arme und zog eine Augenbraue hoch.
»Hast du eine Minute Zeit?«, fragte er und wärmte sein altes Lächeln auf.
»Hast du einen Durchsuchungsbeschluss?«, fragte ich und wärmte mein zickiges Benehmen auf.
»Das ist kein offizieller Besuch.«
Die Augenbraue hielt stand. Ich wippte ungeduldig mit dem Fuß.
»Ich bin nicht dienstlich hier.«
Ich seufzte und wippte weiter mit dem Fuß.
»Ich will nur reden.«
Ich machte Anstalten, die Tür zu schließen.
»Bitte, Abby.« Er sah mich mit einem Hundeblick an.
Verdammt. Warum musste er diesen Blick einsetzen? »Na schön. Wie du willst«, sagte ich und trat von der Tür zurück.
Ich hörte sie hinter mir ins Schloss fallen und ging in die Küche. Hinter meinem Rücken umschmeichelte Dutch leise meinen Dackel. Ich drehte mich nach den beiden um und sah, wie Dutch ihn hochnahm und sich über die Lippen lecken ließ.
Das hatte gar nichts zu bedeuten, sagte ich mir. Schließlich hatte er das auch mit mir getan.
In dem Moment klingelte das Telefon. Ich wollte es ignorieren, aber Dutch deutete mit dem Kopf darauf, und sein Blick fragte: »Wer kann um diese Zeit noch anrufen?« Ich wusste, wer, und stand vor dem blöden Dilemma, entweder nicht abzunehmen, sodass Cat es alle drei Minuten klingeln lassen würde, oder ranzugehen und Dutch hören zu lassen, dass der Anrufer kein glühender Verehrer war. Ich schoss einen bösen Blick in seine Richtung ab, schnappte mir den Apparat und ging damit ins Arbeitszimmer, wo ich vielleicht nicht ganz so gut zu belauschen war.
»Hallo! Wo warst du? Warum hast du so lange gebraucht, um abzunehmen?«, fragte Cat.
»Ich war oben und das Telefon unten. Es war nicht gleich zu finden. Aber ich kann jetzt nicht lange reden, ich bin beschäftigt.«
»Ach? Womit? Oder soll ich fragen, mit wem?« Meine Schwester hatte ein Radar, das meinem mitunter gleichkam.
»Och, mit nichts Besonderem. Ich war, äh, nur mitten in einer Meditation.« Etwas Besseres fiel mir nicht ein? Ich verdrehte die Augen und hoffte, sie würde sich dadurch ablenken lassen.
»Meditation? Ich dachte, das tust du nur in der Praxis. Abby, sprich mit mir. Was ist los?«
Grrr. Das wurde mal wieder schwieriger als gedacht. »Nein, nein, wirklich nichts Besonderes. Ich dachte nur, ich könnte mich dabei besser entspannen. Du weißt ja, es war eine harte Woche und so.«
»Ohhhh, du Armes«, sagte sie und machte mitfühlende Trostlaute. Wenn sie nicht bald damit aufhörte, würde es mir hochkommen. »Möchtest du darüber reden?«
»Eigentlich nicht. Hör zu, Cat. Kann ich dich morgen zurückrufen? Es tut mir leid, aber mir ist jetzt wirklich nicht nach Reden zumute.«
»Ah, ich verstehe.« Klasse. Jetzt hatte ich sie beleidigt. Ich unterdrückte ein frustriertes Stöhnen. »Also gut, du verschlossene Auster, wenn du allein sein willst, werde ich dich nicht weiter davon abhalten. Ich dachte nur, ich höre mal nach, wie es dir geht.« Ich sah auf die Uhr. Sie hatte Besorgnis, Gekränktheit und Schuldzuweisung
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