Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
innerhalb einer Minute abgehandelt - bestimmt ein neuer Rekord.
»Ja, Cat, und ich bin dir sehr dankbar. Wirklich. Nimm’s nicht persönlich, ich will mich nur auf mich selbst besinnen und Energie tanken, mehr nicht.«
»Na schön«, seufzte sie. »Hab dich lieb. Und ruf mich morgen an, ja?«
»Gleich morgen früh, versprochen. Hab dich auch lieb.«
Wir legten auf. Ich zuckte mit den Schultern. Sehr wahrscheinlich musste ich mir deswegen noch einiges anhören, aber vielleicht hatte ich ja mal Glück, und sie würde die Sache vergessen. Aber wem wollte ich eigentlich etwas vormachen? Meine Schwester hatte ein Gedächtnis, das eine ganze Elefantenherde in den Schatten stellte.
Ich ließ das Telefon auf dem Schreibtisch und ging zurück ins Wohnzimmer. Kein Dutch. Ich ging zur Haustür. Vielleicht war er ja einfach gegangen. Aber der Riegel war vorgelegt. Dutch musste also noch irgendwo sein. Irgendwo in meinem Haus. Plötzlich durchfuhr mich die Angst, er könnte nach oben gegangen sein und meine Schublade mit der Unterwäsche durchwühlen, wo der schreckliche weiße Schlüpfer lag, den ich an gewissen Tagen im Monat trug. Ich wollte gerade die Treppe raufstürmen, als ich ein leises Klirren von der hinteren Veranda hörte. Ich ging durch die Küche zur offenen Glastür. Da saß er entspannt an meinem Gartentisch und schaufelte sich das Schokoladeneis rein.
»Was glaubst du eigentlich, was du da gerade machst?«, fragte ich, die Hände in die Hüften gestemmt, die Augenbraue wieder im Einsatz.
»Du hast kein Bier da, darum dachte ich, das tut’s auch. Ich hab dir auch ein Schälchen fertig gemacht, also setz dich hin.«
Verwirrt und sprachlos setzte ich mich neben ihn und stellte fest, dass da tatsächlich auch Eis für mich stand - wenn seine Portion auch erheblich größer aussah. Ohne es anzurühren, blickte ich ihn an und fragte: »Was willst du eigentlich?«
»Zuerst mal dein Eis essen, Abby, und dann ein bisschen mit dir quatschen. Was hältst du davon?« Das sagte er mit einem winzigen Schmunzeln, die Augen auf sein Schälchen gerichtet.
Ich nahm meinen Löffel, weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte, schabte damit über meine Eisbällchen, aß aber nicht. Was soll ich sagen? Ich war schon immer aufsässig.
»Ich habe gesehen, dass ihr Nathaniels Mutter und den Onkel verhaftet habt«, begann ich versuchsweise.
Dutch lächelte, schaute aber weiter auf sein Eis oder in meinen Garten. Die Sonne ging unter und überzog alles mit violettorangenem Licht. »Ja. Wir hätten ihn nicht geschnappt, wenn du uns nicht in die richtige Richtung gelenkt hättest. Ach, und der Kollege, der ihn in Tampa festgenommen hat, ist blond.«
»Hab ich ja gesagt.«
»Ja. Ja, das hast du, Abby, und darum ist die Sache ja so ...« Er suchte nach einem passenden Wort.
»Seltsam? Skurril? Irre?«, half ich aus und hatte Mühe, nicht gekränkt zu klingen.
»Ungewöhnlich«, schloss Dutch und lächelte noch breiter. »Ich habe von Wahrsagern nie etwas gehalten, um ehrlich zu sein, war ich fest überzeugt, dass ihr alle ein Haufen Schwindler seid, die den Leichtgläubigen das Geld aus der Tasche ziehen.«
Das versetzte mir einen Stich. Es tat immer weh, in eine Schublade gesteckt zu werden.
»Hmhm«, meinte ich gedämpft.
»Aber an unserem Abend im Restaurant hast du mich umgehauen. Ich dachte zuerst, die Jungs vom Revier hätten spitzgekriegt, dass ich mein Profil ins Internet gestellt habe, und hätten dich überredet, mir diese verrückte Geschichte von einem Medium aufzutischen.«
»Hmhm.« Ich fing an, mein Eis zu essen.
»Aber dann hast du über Nathaniel gesprochen. Der Fall war gerade am Nachmittag reingekommen. Er fiel eigentlich nicht in unsere Zuständigkeit, aber sämtliche Reviere von Oakland County waren wegen des starken öffentlichen Interesses zu erhöhter Wachsamkeit aufgefordert worden. Nathaniel war ein niedlicher Junge, und viele Leute hielten die Augen nach ihm offen. Als du meintest, er sei tot und die Mutter dafür verantwortlich, dachte ich, du könntest mit der Sache zu tun haben. Hättest irgendwie herausgefunden, wer ich bin, und dich an mich rangemacht, um dein Gewissen zu erleichtern.«
»Ja, natürlich! Das ist vollkommen logisch«, erwiderte ich sarkastisch. »Ich poste mein Profil auf einer stark frequentierten Website, weil ich ganz genau weiß, dass du mich unter tausend anderen auswählst. Als du mich dann tatsächlich anmailst, laufe ich zu deinen Bekannten und Verwandten,
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