Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
»Die Pflicht ruft.«
»Verstehe«, sagte ich schüchtern.
Dutch fasste mir unters Kinn und gab mir einen langen, heißen Kuss. Ich hatte das Gefühl, mich in eine große Pfütze aufzulösen.
»Hör zu«, sagte er dann, »es tut mir leid wegen neulich. Ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen. Wir konnten uns nicht erklären, woher du deine Informationen hattest, und um ehrlich zu sein, können wir das immer noch nicht. Ich meine, es fällt schwer zu glauben, dass es so etwas wirklich gibt...«
Plötzlich war es mir peinlich, dass ich ihn geküsst und mir eingebildet hatte, er könnte gekommen sein, weil er an mich glaubte.
»Klar, da hast du recht, Dutch«, meinte ich sauer. »Und du musst jetzt wirklich gehen. Ach, und vielen Dank für die Entschuldigung. Das war echt anständig.« Ich warf ihm einen höhnischen Blick zu, der ihn sichtlich verwirrte.
»Habe ich etwas verpasst?«, fragte er.
»Eine ganze Menge. Vor allem etliche Gelegenheiten, dich zu verabschieden. Ich zeig dir die Tür, damit du die nicht auch noch verpasst.«
Damit schob ich ihn von der Veranda in die Küche und zur Haustür. Das konnte ich natürlich nur, weil er es zuließ. Ich spürte allerhand Muskelmasse unter den Handflächen. Wenn Dutch irgendwo nicht hinwollte, brauchte er nur stehen zu bleiben, und ich hätte ihn nicht mehr vom Fleck bewegen können. Als wir uns der Tür näherten, trat ich um ihn herum, riss den Riegel zur Seite und die Tür auf und wies ihm mit einer Geste den Weg. Dutch ging über die Schwelle, drehte sich um und sagte noch etwas. Aber das hörte nur die Tür, die vor seiner Nase ins Schloss fiel. Nur für den Fall, dass er schwer von Begriff sein sollte, schob ich hörbar den Riegel vor und schaltete die Außenlampe aus. Nach zwanzig Sekunden spähte ich durch den Spion. Ich sah Dutch zu seinem Wagen gehen und fühlte mich seltsam leer.
Ich ging auf die hintere Veranda, sammelte die Eisschälchen ein und blickte auf Eggy den Verräter hinunter. Er wedelte mit dem Schwanz und fragte stumm: »Wer, ich?« Da klingelte das Telefon. Cat, dachte ich. Seufzend stellte ich die Schälchen in die Spüle und ging ins Arbeitszimmer, wo ich das Gerät hatte liegen lassen. Wütend drückte ich auf den Knopf.
»Cat«, fuhr ich sie an. »Ich bin wirklich müde. Können wir bitte morgen darüber reden?«
Ein samtiges tiefes Lachen schwebte durch die Leitung. »Wer ist Cat?«, fragte Dutch, der offenbar von seinem Handy an rief.
»Meine Schwester. Was willst du noch?«
»Nur eins. Ich wollte dir erzählen, dass ich einen Kater habe. Er heißt Virgil und gehörte zu dem Haus, das ich vor acht Jahren gekauft habe. Vorgestern komme ich von der Arbeit und stelle fest, dass er das Haus in eine Kloake verwandelt hat. Er hat auf den Fußboden, auf die Teppiche, sogar auf meine Bettdecke gepisst. Damit wäre er eigentlich reif fürs Tierasyl gewesen, aber dann fiel mir ein, dass du mir genau das vor zwei Wochen angekündigt hattest. Ich habe mich daraufhin in der Nachbarschaft umgehört und siehe da: Einer von den Jugendlichen ist vom College zurückgekehrt und hat einen Kater mitgebracht.«
Zuerst sagte ich gar nichts, sondern ging mühsam meine Erinnerungen durch und versuchte zu begreifen, warum er mir das überhaupt erzählte.
»Ahaaaaa ...«, meinte ich schließlich.
»Siehst du, darum rufe ich an, Abby, darum bin ich vorbeigekommen. Ich wollte dich um Verzeihung bitten, weil ich dich verdächtigt hatte, in den Mordfall verwickelt zu sein. Aber ich wollte auch reinen Tisch machen und dir erklären, dass mich dieses übersinnliche Zeug wirklich aus der Bahn wirft. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Das Problem ist, ich fühle mich zu dir hingezogen.«
Er hatte meine volle Aufmerksamkeit.
»Aber ich denke, es ist für uns beide besser, wenn wir uns etwas Zeit lassen und uns langsam daran gewöhnen, womit der andere sein Geld verdient. Wir können uns dann später bei einem Date wieder damit beschäftigen.«
»Wie bitte?« Zuerst war mir nicht recht klar, wie er das meinte. Dann dämmerte mir schmerzhaft die Erkenntnis, dass ich abgewiesen wurde.
»Sieh mal, mir scheint, du bist nicht gerade begeistert, dass ich ein Cop bin. Schließlich hast du mir bei dem Abendessen gleich gesagt, dass du Polizisten nicht magst.«
Ich kaute auf der Lippe und grübelte. Er hatte recht. Meine Ansichten über Polizisten waren vielleicht genauso klischeehaft wie seine über »Wahrsager«.
»Mensch, Abby, widersprich mir bloß
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