Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
mich, ob er mich wirklich festnehmen wollte. Sein Blick war mörderisch, und ich fing unwillkürlich an zu zittern.
»Warum nehmt ihr ihn fest?«, fragte ich streng. Vielleicht ließ er sich ja verunsichern.
»Weil wir wissen, dass er Allison Pierce getötet hat«, antwortete Dutch und klimperte mit den Handschellen.
»Aufgrund welcher Beweise?«, fragte ich.
»Aufgrund der Tatsache, dass er sie als Letzter lebend gesehen hat. Sie waren am Abend des Mordes zusammen im Restaurant essen.«
Aha, darum hatte sich also mein Lügendetektor gemeldet, als ich Marco fragte, wann er sie zuletzt gesehen hatte.
»Hört sich mehr nach einem bloßen Indiz an«, meinte ich und versuchte mich in dem Juristenjargon, den ich aus dem Fernsehen kannte.
»Er hat kein Alibi, Abby. Es gibt einen Nachbarn, der in der Mordnacht gesehen hat, wie Ammarretti zu Hause aus dem Wagen stieg. Er hat ihn als ziemlich erschüttert und aufgeregt beschrieben. Ammarretti behauptet, er sei nach dem Restaurant nur ziellos durch die Gegend gefahren.«
»Wohl kaum ein echter Beweis«, beharrte ich, war aber durch die Restaurantgeschichte ein bisschen verunsichert.
»Wir haben außerdem seine Fingerabdrücke auf ihrer Handtasche sichergestellt, die am Tatort gefunden wurde.«
Mir schwirrten die Gedanken nur so durch den Kopf, und vor meinem geistigen Auge sah ich Allison und Marco im Restaurant sitzen. Ihr fiel die Handtasche herunter, und Marco hob sie auf.
»Er hat es nicht getan, Dutch.«
»Wir sind anderer Meinung, Abby.«
»Meine Intuition sagt, er war’s nicht.«
»Ich verstehe.« Dutch blickte genervt zum Himmel.
»Ach so«, schnaubte ich gekränkt. »Diese Tour schon wieder, Detective? Darf ich daran erinnern, dass es meine Intuition war, die euch direkt zu Nathaniel Davies und seiner Mörderin samt Komplizen geführt hat? Aber jetzt kann ich offenbar unmöglich recht haben, wie? Anstatt mir zu glauben, wollt ihr also den Falschen einsperren und den Mörder frei herumlaufen lassen, der sich womöglich schon an die nächste Frau heranmacht. Wie viele Opfer muss es noch geben, bis ihr auf mich hört?!« Am Schluss schrie ich, sodass die Leute in der Nähe zu uns herüberstarrten.
»Was soll ich deiner Meinung nach tun, Abby?!«, brüllte Dutch zurück. »Den Verdächtigen laufen lassen und abwarten, bis mich deine kleine Kristallkugel zum Täter führt? Ist es das, was dir vorschwebt?«
Ich schaute zu Marco, der resigniert im Streifenwagen saß, und dachte, dass er in einer Zelle, wo man über ihn wachte, vorerst sicherer war.
Ich wandte mich wieder Dutch zu und stemmte die Hände in die Hüften. »Bring mich zum Tatort«, verlangte ich kühn. »Da gibt es bestimmt etwas, bei dem meine Intuition anspringt. Ich brauche mich nur mit der Energie des Ortes zu verbinden und kann vielleicht ein paar entscheidende Hinweise geben.«
»Wie bitte?!« Er schüttelte energisch den Kopf. »Du hast wohl den Verstand verloren, Abby? Fahr nach Hause.« Damit drehte er sich um und ging zum Wagen.
»Wenn du mich nicht zum Tatort bringst, Dutch«, rief ich hinterher, »rufe ich gleich bei der Nachrichtenredaktion der Zeitung an und erzähle, wie ich bei der Lösung des Falles Nathaniel Davies geholfen habe und dass ihr ohne meine Hilfe völlig aufgeschmissen gewesen wärt. Ich wette, die werden völlig vorurteilsfrei und mit der gebotenen Ernsthaftigkeit darüber berichten. Und bestimmt verzichten sie darauf, die Sache sensationslüstern zu verzerren. Ich bin sicher, du stehst nachher als der unvoreingenommene, vorausschauende Ermittler da, den wir alle kennen und lieben. Vermutlich werden alle deine Freunde und Kollegen dir zu deinem Scharfsinn gratulieren. Ein Medium zurate zu ziehen, um einen Fall zu lösen - einfach genial!«
Das stoppte ihn endlich. Er machte auf dem Absatz kehrt und stampfte wutschnaubend wie ein Rhinozeros auf mich zu. »Das wagst du nicht.«
»Und wenn doch?« Schelmischer Augenaufschlag.
Dutch fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und verwischte seine grimmige Maske, während er ein paarmal tief durchatmete.
»Du bist eine echte Nervensäge, Abby, weißt du das?«
»Ich gebe mir Mühe«, erwiderte ich selbstgefällig.
»Na schön«, sagte er zähneknirschend. »Komm in einer Stunde zum Revier in Royal Oak. Wenn du zu spät kommst, fahre ich ohne dich.«
Ich tippte mir zackig an die nicht vorhandene Mütze und trabte zu meinem Wagen, der ordentlich gewaschen und gesaugt war. Zufrieden grinsend fuhr ich nach
Weitere Kostenlose Bücher