Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
ehrlich zu sein, Abby, ich glaube das ebenfalls nicht.«
Das überraschte mich. »Wirklich? Warum?«
»Ich bin ihm auf Alyssas Beerdigung begegnet. Er war zutiefst mitgenommen. Mir ist bekannt, dass Allison ihm die Schuld am Tod ihrer Schwester gab, aber dann passierte etwas Merkwürdiges.«
»Was?«
»Allison hatte ursprünglich vor, das Testament ihrer Schwester anzufechten. Sie wollte nicht, dass Marco etwas bekommt, und rief mich an, um von mir zu hören, wie man vorgehen könnte. Ich riet ihr davon ab, aber sie blieb beharrlich. Ich saß zwischen den Stühlen, da auch ihre Schwester meine Klientin gewesen war und ich sie nun bei gegensätzlichen Interessen vertreten musste. Der Großteil ihres Geldes steckte in dem Treuhandvermögen, das ihre Eltern eingerichtet hatten und das ich für sie verwaltete. Die Schwestern hatten jede ein eigenes Testament verfasst und mich zum Testamentsvollstrecker ernannt. Für eine Anfechtung hätte sich Allison einen anderen Anwalt suchen müssen, wegen der widerstreitenden Interessen. Eine Woche bevor sie ermordet wurde, rief sie mich an und teilte mir mit, dass sie von der Anfechtung Abstand nehme und sich freue, dass für Marco gesorgt sei. Dann erzählte sie mir von Ihnen und dass sie zuerst geglaubt habe, Sie sprächen von Marco. Dann habe sie begriffen, dass Sie jemand anders meinten. Ich gebe zu, dass ich nicht im Geringsten verstand, was sie da redete, und ich war in Sorge, dass sie größere seelische Probleme haben könnte als nur die Trauer über den Verlust ihrer Schwester. Ich erinnere mich, dass ich ihr vorschlug, professionellen Rat zu suchen, um darüber hinwegzukommen. Doch sie wollte nichts davon hören, und, offen gestanden, darin erschöpfte sich unsere Unterhaltung.«
»Und das alles haben Sie der Polizei erzählt?«, fragte ich, innerlich verärgert, weil Dutch mir diesen Leckerbissen vorenthalten hatte.
»Ja, selbstverständlich.«
Ich atmete tief durch und zählte im Stillen bis zehn. »Geht es Ihnen gut?«, fragte Parker.
»Bestens«, antwortete ich, nachdem ich mich gefasst hatte. »Entschuldigen Sie, ich war nur einen Moment lang abgelenkt. Können Sie mir ein wenig über die Vergangenheit der Schwestern erzählen? Zum Beispiel, wie lange Sie sie schon vertreten und was Ihnen sonst noch einfällt, natürlich nur, wenn es nicht gegen die anwaltliche Schweigepflicht verstößt«, fügte ich hinzu.
Parker machte eine Handbewegung, als wollte er eine Fliege verscheuchen. »Wenn der Klient verstorben ist, erlischt die Schweigepflicht, und da ich Mr Ammarretti nicht vertrete, kann ich offen über das Vermögen der Schwestern sprechen. Mal sehen«, sagte er und rieb sich das Kinn, während er zurückdachte. »Sie kamen vor sechs Jahren zu mir. Sie waren gerade von Ohio hergezogen und wohnten im Hotel.«
»In einem Hotel?«
»Ja. Das klingt sicher merkwürdig, aber sie wollten nichts anmieten. Sie wollten das passende Haus für sich finden und bar erwerben. Zuvor war das Vermögen von einem Anwalt in Cleveland verwaltet worden, dann übernahm ich diese Aufgabe. Innerhalb von ein, zwei Wochen fanden sie das Haus, das ihnen bis zu ihrem Tod gehörte, und ich trat mit dem Makler in Kontakt, um den Kauf für sie zu tätigen. Die Schwestern waren, was finanzielle Transaktionen anbelangte, sehr verschwiegen. Sie bestanden darauf, das Haus auf den Namen des elterlichen Konzerns laufen zu lassen, der einen etwas merkwürdigen Namen hatte.«
»Ach ja?«, meinte ich neugierig.
»Ja, die Eltern hatten Vorjahren den Treuhandfonds gegründet und nach dem College benannt, in dem sie sich kennengelernt hatten. ›Cornell Trust‹ lautete der offizielle Name.«
»Hmhm«, machte ich und überlegte, welche Rolle diese Enthüllung spielen könnte.
Parker nickte und fuhr fort. »Die Schwestern baten mich außerdem, mich um alle vermögensbezogenen Verpflichtungen zu kümmern. Folglich sorgte ich dafür, dass ihre Steuern, Versicherungen und Wasserrechnungen bezahlt wurden. Ich erteilte Abbuchungsgenehmigungen und ließ ihnen ein wöchentliches Taschengeld anweisen.«
Das machte mich stutzig. »Sie meinen, Sie haben sich um sämtliche Rechnungen gekümmert?«
»Die Schwestern waren nicht geneigt, sich mit ihren Bankkonten zu befassen, also habe ich das gegen Bezahlung für sie getan.«
»Nur um das noch mal klar zu sagen: Das Haus war nicht auf ihren Namen gekauft worden.«
»Richtig, sondern auf den Namen des Konzerns.«
»Und die Rechnungen lauteten ebenfalls
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