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Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn

Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn

Titel: Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ich wandte mich meinem Terminkalender zu und überlegte, was irgendjemand damit gewollt haben könnte. Ich blätterte durch die zukünftigen Kalenderseiten, fand aber keine Einträge oder Markierungen außer meinen eigenen. Nirgends eine fremde Handschrift. Achselzuckend wandte ich mich der nächsten Aufgabe zu, rief die Klienten zurück, die mir auf den AB gesprochen hatten, und vereinbarte neue Termine. Dann schlug ich den Samstag auf, um zu sehen, wer kommen würde.
    Da Allisons Beerdigung schon am Morgen war, brauchte ich nur wenige Leute umzubuchen. Ich legte den Terminkalender sorgfältig an die obere linke Schreibtischecke und sah die Post durch. Telefonrechnung, Stromrechnung, Reklame, Broschüre, Gutscheinheft und ein brauner Umschlag, an mich adressiert, aber ohne Absender. Ich drehte ihn herum, entdeckte aber nichts Ungewöhnliches. Neugierig riss ich ihn auf, zog den Inhalt heraus - und schnappte entsetzt nach Luft. Auf meinen Schreibtisch segelten mehrere Hochglanzfotos von meiner Wenigkeit, die alle aus ein paar Schritt Entfernung aufgenommen waren: Ich im Lebensmittelmarkt, beim Gassigehen mit Eggy, bei meinem Date mit Dirk, beim Gespräch mit Marco vor der Werkstatt.
    Meine Hände zitterten wie Espenlaub, ich fühlte mich so schutzlos wie noch nie.
    Zuunterst lag ein zusammengefaltetes Blatt Papier mit aufgeklebten Buchstaben, die aus einer Zeitung ausgeschnitten waren. Da stand: HALTE DICH RAUS ODER DU BIST DIE NÄCHSTE!!
    Mehr war nicht nötig. Ich zog den Terminkalender heran und fing an zu telefonieren.
    Eine Stunde später hatte ich alle Sitzungen verschoben und einen Flug nach Boston gebucht. Ich würde die Stadt für ein paar Tage verlassen. Lieber feige als tot. Ich rief meine Schwester an und fragte, ob ihr Angebot noch stand.
    »Natürlich kannst du herkommen. Was ist passiert, Abby?«
    Auf keinen Fall wollte ich einen neuen Zusammenstoß mit dem Brüllaffen, darum antwortete ich schlicht: »Gar nichts. Ich habe bloß eine Lücke im Terminkalender und könnte ein verlängertes Wochenende brauchen. Morgen früh gehe ich noch zu der Beerdigung von Allison Pierce, aber gleich danach geht ein Flug, und ich kann bis Dienstagnachmittag bleiben.«
    »Das klingt wundervoll! Ich werde mir den Montag freinehmen, und wir können ein paar schöne Stunden zusammen verbringen.«
    Sie versprach, mich am Flughafen abzuholen, dann legten wir auf.
    Anschließend rief ich Dutch an. Ich fand, er sollte von den Fotos erfahren. Es meldete sich nur die Mailbox, und so hinterließ ich als Nachricht, dass ich ihn später wieder anrufen würde. Nachdem meine Aufregung abgeflaut war, fühlte ich mich erschöpft.
    Ich sah auf die Uhr: halb sechs. Da ich nicht die Letzte im Gebäude sein wollte, griff ich nach der Handtasche und machte mich schleunigst auf den Weg.
    Ein Auge auf den Rückspiegel gerichtet, fuhr ich heimwärts, auch diesmal über Nebenstraßen. Ich stellte den Wagen ab, flitzte ins Haus und schloss sofort hinter mir ab, überprüfte als Erstes alle Fenster und tippte den Alarmcode ein. Mit dem Telefon in der Hand lief ich von Raum zu Raum. Den Abend über putzte ich, versorgte Eggy und packte meinen Koffer. Die Fotos hatte ich mitgenommen, weil ich Dutch anrufen und sie ihm geben wollte, aber dann verlor ich die Uhrzeit aus den Augen, und plötzlich war es Mitternacht. Erschöpft ließ ich mich ins Bett fallen, aber nicht ohne einen Stuhl unter den Türknauf zu rammen und mir das Telefon unters Kopfkissen zu legen. Trotz eingeschalteter Alarmanlage fühlte ich mich schutzlos, aber mit der verrammelten Tür und dem Telefon in Reichweite konnte ich einschlafen.
    Allisons Beerdigung war auch deshalb so bedrückend, weil kaum jemand daran teilnahm. Außer Connie, Parker Gish, seiner eleganten Frau Doreen und ein paar Studenten aus Allisons Töpferkurs waren höchstens eine Handvoll Leute da. Ich setzte mich neben Connie in die Bank und lauschte einem Geistlichen, der die Verstorbene kaum gekannt hatte und nur in oberflächlichen Phrasen über sie sprach. Seine Predigt war ausweichend, farblos und kurz, was die Trauernden nur umso mutloser zurückließ.
    »Sie ist bei ihrem Schöpfer«, sagte er. »Wir sollten ihre Rückkehr in seine liebenden Arme feiern und uns freuen, dass sie heimgekehrt ist.«
    Klar, der Mann versuchte sein Bestes, aber seine Grabrede kam nicht an. Es war, als redete er über einen Säugling, der nur ein paar Augenblicke gelebt hatte, zu kurz, als dass man etwas Persönliches über ihn

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