Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
zusätzlich per Post und außerdem rief sie noch zweimal an, um sich zu vergewissern, ob ich den Plan erhalten hatte.
Nach diesem Plan war sogar die Fahrt auf dem Dumbo-Karussell zeitlich festgelegt. Man konnte uns fünf im Gänsemarsch durch den Park laufen sehen, jede Lücke im Gedränge nutzend. Das war der anstrengendste Urlaub meines Lebens.
Stöhnend rollte ich mich auf die Seite und stand auf. Mein Koffer lag unberührt da. Es gab zwei Möglichkeiten: sofort auspacken oder es bleiben lassen und drei Tage lang aus dem Koffer leben. Letzteres würde meine Schwester verrückt machen. Ich wollte warten, bis mir der große Plan enthüllt wurde, und mich dann entscheiden.
Ich fand Cat in der Küche, wie sie gelbe Textmarkerstriche auf mehreren Blatt Papier zog. Oh-oh.
»Da bist du ja! Ich habe nur schnell ein paar Notizen für dich gemacht. Es ist schon alles geplant...«
Plötzlich klingelte mein intuitives Telefon. Das kam in ihrer Gegenwart häufig vor. Ich bekam alle möglichen Botschaften für sie, hauptsächlich, weil sie selbst keine Sekunde innehielt und ihre eigene Intuition gar nicht zum Zuge kommen konnte.
»Augenblick, Cat. Ich höre gerade etwas«, sagte ich und drehte den Kopf zur Seite - eine Angewohnheit, die sich recht früh zusammen mit meiner Gabe entwickelt hatte.
Als Cat die Bewegung sah, schoss sie vom Stuhl hoch und rannte die Treppe hinauf. Keine Minute später kam sie mit einem abgeschabten Notizbuch zurück, das ordentlich mit ABBYS VORHERSAGEN beschriftet war.
»Ich bin bereit!«, sagte sie atemlos und setzte sich mit gezücktem Stift an den Tisch.
»Was hat es mit der großen Abendgesellschaft auf sich, die du geben willst? Feiert ihr etwas Bestimmtes? Einen Geburtstag zum Beispiel?«
»Ja!« Cat nickte lebhaft. »Helen wird nächsten Monat fünfundsiebzig, und ich habe den Wharf Room im Boston Harbor Hotel gemietet. Es soll eine große Feier werden!«
Helen war ihre Schwiegermutter. Sie hatten sich immer sehr gut verstanden. Ich war Helen mehrmals begegnet, und in meinen Augen war sie ein Engel, der vom Himmel gefallen ist. Sie war etwas Besonderes, und ich verstand gut, warum meine Schwester keinen Aufwand scheute, um ihr einen unvergesslichen Geburtstag zu bereiten.
»Mir scheint, es gibt eine blonde Frau, die dir das verderben will. Du planst die Feier als Überraschung, und diese Frau will sie platzen lassen.« Es folgte ein kurzes Schweigen, während wir uns ansahen; dann sagten wir wie aus einem Mund: »Die Böse.«
»Die Böse« war Dora, Tommys Schwester. Dora konnte Cat von Anfang an nicht ausstehen; die beiden waren Erzfeinde. Bei Cats Hochzeit schluchzte Dora hysterisch, als die Brautleute sich ihr Versprechen gaben, und störte die Zeremonie, weil sie »Das darf nicht sein! Das darf nicht sein!« vor sich hinjammerte. Cat hat ihr das nie verziehen, und seitdem spielen sie nur noch »Wer übertrumpft wen?«.
»Ich wusste es!«, fauchte Cat und klopfte auf den Tisch. »Dabei habe ich ihr noch gar keine Einladung geschickt. Damit wollte ich bis zur letzten Minute warten.«
»Sie wird versuchen, dir eins auszuwischen, Cat. Wie ich höre, hat sie schon Wind davon bekommen und plant eine eigene Überraschungsparty. Sie will dir zuvorkommen, indem sie in den Geburtstag reinfeiert. Da sie noch keine Einladung hat, kann sie behaupten, dass sie von deiner Feier gar nichts wusste, und steht dann wie die reine Unschuld da.«
Cat zischte einen Fluch und kritzelte wahrscheinlich etwas Unanständiges in ihr Notizbuch. Ich sali ihr schmunzelnd zu und sagte dann. »Ich rate dir Folgendes: Sie will die Feier in einem Saal am Hafen abhalten, wo man Ausblick auf einen Leuchtturm hat.«
Cat holte empört Luft. »Im Cape Codder! Das kenne ich. Du hast recht, Abby. Sie ist ständig dort!«
»Du kannst ihr deinerseits zuvorkommen. Ruf dort an, gib dich als Dora aus und sage die Reservierung ab, zahle ihnen eine Ausfallentschädigung. Ich sage dir, das funktioniert, und Dora wird ganz schön dumm dastehen.«
Ich sah schon, wie sich bei Cat die Rädchen drehten. »Ich werde die Feier außerdem verlegen«, sagte sie. »Ich werde sie eine Woche vor Helens Geburtstag abhalten und vielleicht sogar ein falsches Datum auf Doras Einladung setzen. Wäre es nicht saukomisch, wenn sie die ganze Sache verpasst?«
»Saukomisch«, stimmte ich zu und schob mir eine Gabel voll Stampfkartoffeln in den Mund. Ich hatte einen aufgewärmten Teller mit Brathähnchen, Kartoffelbrei und grünen Bohnen
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