Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
ein »Cheese« wie für den Fotografen. Es war schwer, nicht laut loszulachen, aber ich schaffte es. Ich schaute über seinem Kopf ins Leere, und kurz darauf wurde die weiße Hülle für mich erkennbar, die den Kern jeder Aura bildete. Ich rückte den Blick ein bisschen weiter nach außen, wartete, dann leuchteten die Farben auf. »Oooooh«, hauchte ich.
»Was siehst du?«, fragte Dutch mit einem Hauch freudiger Erregung in der Stimme.
»Also, sie ist wunderhübsch.« Ich grinste ihn neckend an und erntete einen brummigen Blick, der so viel hieß wie »Na los, weiter!«. »Über deinem Kopf hat sie ein kräftiges Pfauenblau, das hierhin blasser wird«, sagte ich und deutete es mit dem Finger an. »Dort wird daraus ein helles Türkis. Entlang dem Oberkörper mischen sich Grün und Gelb hinein, zu den Füßen hin auch ein bisschen Braun, das kann ich nicht so genau sehen. Mir scheint aber, dass das eine Bein oder der Fuß eine Problemzone ist, die Aufmerksamkeit verlangt.«
»Braun bedeutet ein gesundheitliches Problem?«
»Mitunter. Grau ebenfalls.«
»Ich habe mir neulich beim Joggen die Achillessehne gezerrt. Könnte es das sein?«
»Höchstwahrscheinlich.«
»Was bedeuten die anderen Farben?«
»Ich kenne mich damit nicht so gut aus, aber meinem Eindruck nach ist Blau typisch für analytische Köpfe. Ich würde mal vermuten, dass du sehr analytisch denkst und eine gut organisierte, funktionale Umgebung schätzt. Mit räumlichem Denken hast du’s nicht so.«
»Das stimmt.«
»Klare Logik ist dir wichtig - eins und eins macht zwei. Das erklärt dein Problem mit dem Übersinnlichen - das ist analytisch schwer zu fassen. Interessant ist dieses helle Türkis, denn das scheint mir auf eine jüngere Veränderung in deiner Aura hinzudeuten - vielleicht ist der harte Analytiker in dir etwas milder geworden. Es besagt, dass du dein Denken öffnest und andere Möglichkeiten zulässt. Es besagt, dass du dich entwickelst.« Ich klopfte ihm lächelnd auf die Schulter.
Als Antwort zog er skeptisch eine Augenbraue hoch. »Die Aura kann die Farbe wechseln?«
»Klar. Wenn du zum Beispiel erkältet bist, kann sie fleckig oder grau werden, und wenn du verliebt bist, kann sie rot oder rosa werden. Wenn du kreativ arbeitest, gelb oder orange. Sie kann sich im Laufe des Lebens häufig ändern und auch eine andere Form und Dichte annehmen.«
»Hmmm«, sagte Dutch und versank in Gedanken. Ich schaute noch einmal hin und sah noch mehr Türkis. Das brachte mich zum Schmunzeln.
Ein, zwei Minuten später fragte er: »Welche Farbe hat deine Aura?«
Diese Frage überraschte mich erst recht. Er war ernsthaft interessiert. Ich merkte, dass ich ihn immer mehr mochte. Ich dachte an die Zeit zurück, da ich das Aurensehen lernte und vor dem Spiegel übte. Als ich damals die leuchtenden Farben meiner Aura sah, fand ich mich zum ersten Mal schön. »Über dem Kopf ist sie golden und um die Schultern indigoblau. Manchmal geht sie ein bisschen ins Violette, manchmal ins Bläuliche, aber im Großen und Ganzen ist sie von oben bis unten indigoblau.«
»Was bedeutet diese Farbe?«
»Gold und Indigo deuten auf übersinnliche Begabungen hin, das Gold außerdem auf Präkognition.«
»Das heißt?«
»Dass ich etwas Zukünftiges vorhersehe, das ich eigentlich nicht wissen kann. Das Indigo steht für meine anderen Fähigkeiten wie Hellsehen und Empathie.«
»Du meinst also, du bekommst deine Informationen durch einen Haufen ganz unterschiedlicher Eingebungen?«
»Genau.«
»Cool«, meinte Dutch nachdenklich nickend.
In dem Moment kamen wir bei der Lagerfirma an, und er bog in eine Parklücke vor dem Büro ein. Wir stiegen aus und gingen hinein. Hinter dem Tresen stand eine sehr kleine Frau, die so breit wie hoch war, mit sanften braunen Augen und einem langen Zopf. Ich dachte unwillkürlich an Violetta aus Charlie und die Schokoladenfabrik , die von dem neuen Blaubeerkaugummi isst und zu einer riesigen Blaubeere aufgebläht wird.
»Guten Tag«, begrüßte sie uns freundlich.
»Guten Tag«, sagte Dutch und zückte seine Dienstmarke. »Ich bin Detective Rivers vom Royal Oak Police Department und ermittle in einem Fall.«
Das Lächeln der Frau blieb unverändert, sie wirkte nicht einmal überrascht. Dutch fuhr fort: »Wir möchten in den Lagerraum von Marco Ammarretti.«
»Haben Sie einen Durchsuchungsbeschluss?«
Ich sah Dutch ein bisschen blass werden und ein noch strahlenderes Lächeln aufsetzen. »Nein, Ma’am, noch nicht, und ich
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