Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
war.
»Ich habe bei Mrs Milford angerufen, aber niemanden erreicht. Dann habe ich bei der Firma angerufen, in der sie arbeitet. Der Geschäftsführer sagte, dass sie seit zwei Wochen nicht mehr zur Arbeit gekommen ist. Zuletzt war sie dort an dem Tag, bevor Allison Pierce ermordet wurde. Mrs Milford hatte eine Stelle als Telefonverkäuferin. Der Geschäftsführer sagte, es sei nicht ungewöhnlich, dass Angestellte einfach sang- und klanglos aufhören. Seltsam sei jedoch, dass sie ihren letzten Gehaltsscheck nicht abgeholt habe.«
Dutch blickte mich fragend an. »Abby, ist dein sechster Sinn ganz sicher, dass Allisons Mörder ein Mann ist? Deiner Eingebung nach ist er klein, trägt übergroße Klamotten und hat dunkle Haare. Allison könnte ja auch von einer grobschlächtigen Frau ermordet worden sein, oder?«
Darüber musste ich eine Minute nachdenken. Ich konnte die Geschlechter anhand der Intensität ihrer Energie unterscheiden. Die männliche fühlte sich dominanter an. Aber ich hatte mich diesbezüglich auch schon getäuscht. Eine sehr dominante Frau konnte durchaus männlich erscheinen und umgekehrt.
Ich sah die beiden Cops an und antwortete: »Ich müsste lügen, wenn ich behaupten wollte, dass ich da immer richtiggelegen habe. Die Energie des Täters fühlte sich ziemlich dominant an, sodass ich auf einen Mann geschlossen habe. Aber deine Variante ist absolut möglich.«
Zu Milo sagte Dutch: »Sieht so aus, als hätten wir eine längere Autofahrt vor uns.«
»Du sagst es«, bestätigte Milo und zerknüllte das Einwickelpapier von seinem Chili-Hotdog.
Dutch sah mich an und fragte: »Abby, wirst du hier eine Weile allein zurechtkommen?«
Ich riss die Augen auf. »Warum kann ich nicht mitkommen?«
Dutch und Milo wechselten einen Blick. »Ich weiß, du möchtest gern helfen«, antwortete Dutch geduldig, »und du bist uns auch schon eine große Hilfe gewesen. Trotzdem geht’s hier um eine polizeiliche Ermittlung, und mein Captain reißt mir den Kopf ab, wenn er erfährt, dass ich dich über die Staatsgrenze mitgenommen habe.«
Ich verschränkte finster dreinblickend die Arme.
»Hör zu, wir werden nur ein paar Stunden weg sein«, redete er weiter. »Wir sehen uns dort nur kurz um. Ich bezweifle, dass wir etwas Entscheidendes finden. Du erfährst alles, sobald wir zurück sind. In Ordnung?«
»Wie du meinst«, sagte ich und warf den Abfall von meinem Mittagessen in den Mülleimer. Kurz darauf reichte Dutch mir seine Karte. »Hör zu, meine Handynummer steht vorne drauf. Wenn etwas Ungewöhnliches passiert oder wenn du etwas Aufschlussreiches in den Tagebüchern findest, ruf mich an. Hier bist du eigentlich sicher, aber wenn alle Stricke reißen, ruf die Nummer an, die ich dir auf die Rückseite geschrieben habe, und sprich mit Detective Anderson.«
Noch immer verärgert, nahm ich seufzend die Karte entgegen, drehte mich weg und ging mit energischen Schritten zur Couch. Ich nahm mir Alyssas Tagebücher vor und tat, als ob ich mich augenblicklich darin vertiefte.
Kurz darauf kamen die beiden an mir vorbei. Dutch wuschelte mir durch die Haare. »Gegen sieben sind wir zurück.«
»Hmhm.«
»Ich werde dich dann zum Essen ausführen, einverstanden?«
»Hmhm.«
»Tschüss, Abby«, sagte Milo versuchsweise.
»Hmhm.« Ich winkte, ohne aufzusehen.
Sowie sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, legte ich das Tagebuch beiseite, stand auf und spähte durch die Vorhänge, um zu sehen, wie sie in Milos Wagen wegfuhren.
»Mistkerl«, zischte ich. Schlecht gelaunt tigerte ich auf und ab, dann warf ich mich wieder aufs Sofa, starrte mit finsterer Miene die Wohnzimmerwände an und ärgerte mich. Im Grunde wusste ich, dass sie recht hatten. Aber es stank mir, dass ich nicht mitdurfte, da wir dem Täter schon so dicht auf der Spur waren.
Ich nahm eine Bewegung im Augenwinkel wahr und wandte meine Aufmerksamkeit Dutchs seidigem Kater zu, der beschlossen hatte, mich mit seiner Anwesenheit zu beehren. Schon milder gestimmt, klopfte ich neben mir auf die Couch. Virgil sprang hinauf und fand, mein Schoß wäre ein erstklassiger Platz für ein Schläfchen. Ich streichelte sein weiches Fell und ließ mich von seinem Schnurren einlullen. Nach wenigen Augenblicken wurden meine Lider schwer. Die Wärme des Zimmers und die weiche Couch verführten ebenfalls zu einem Nickerchen. Ich zog die Häkeldecke über mich, schmiegte mich an den Kater und driftete in einen leichten Schlaf.
Nicht lange danach weckte mich etwas
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