Abby Cooper 01 - Detectivin mit 7. Sinn
auf. Ich schoss kerzengerade in die Höhe, sodass der Kater erschrocken davonstob und im hinteren Teil des Hauses verschwand. Mein Herz klopfte heftig, als ich draußen jemanden am Türschloss kratzen hörte. Ich stand auf, hielt die Decke vor mich, als wäre ich nackt oder als könnte ich mich damit schützen. Gleichzeitig sah ich mich um und überlegte hektisch, was ich tun könnte. Sollte ich mich still verhalten? Oder lieber durch die Hintertür flüchten? Ich hielt nach dem Telefon Ausschau, bis mir einfiel, dass oben in Dutchs Zimmer eines war. Ich rannte die Treppe hoch und war gerade auf der letzten Stufe angekommen, als sich der Schlüssel im Schloss drehte und die Tür aufging. Jemand kam herein. Zitternd spähte ich übers Geländer hinab. Meinem Gefühl nach war der Neuankömmling weder Dutch noch Milo. Während ich reglos abwartete, kam eine große, schlanke Gestalt mit platinblonden Haaren ins Blickfeld.
Sie drehte suchend den Kopf und rief: »Dutch? Süßer? Ich bin zu Hause.« Diese Worte trafen mich wie ein eiskalter Guss. Ich stand da wie erstarrt. Die Frau musste meinen Blick gespürt haben, denn sie schaute plötzlich hoch und fuhr erschrocken zurück. Als sie die Fassung wiedererlangt hatte, fragte sie: »Wo ist Dutch?«
Sie hatte eine satte, rauchige Stimme und einen europäischen Akzent, den ich keinem bestimmten Land zuordnen konnte. Ich nahm ihr Äußeres in mich auf: lange Beine, gute Figur, große, leuchtend blaue Augen, sinnliche Lippen. Sie hatte ein herzförmiges, feines Gesicht mit einer kleinen, spitzen Nase. Die Haare waren kurz geschnitten und betonten ihre feinen Züge mit erstaunlicher Wirkung. Sie verströmte enormen Sex, und ich kam mir augenblicklich unscheinbar vor.
»Hallo«, sagte sie und winkte mir zu, was mich aus meiner Erstarrung löste.
»Wer sind Sie?«, fragte ich. Ich mochte waffenmäßig unterlegen sein, das hieß aber noch lange nicht, dass ich einem Zweikampf ausweichen würde.
Bei meinem Ton verschränkte sie die Arme, und eine fein geschwungene Augenbraue fuhr in die Höhe, die eindeutig besagte: »Wie kommst du dazu, mich das zu fragen?« Nach einer kurzen Pause antwortete sie seidenglatt: »Nun, ich bin Mrs Rivers und möchte gern wissen, wo mein Mann ist.«
Spiel, Satz und Sieg, Mrs Rivers. Zeit für Elvis, das Gebäude zu verlassen.
»Er ist in Toledo. Gegen sieben kommt er zurück. Ich wollte gerade gehen.« Ich wandte mich ab, ging den Flur entlang zum Gästezimmer, warf hastig die paar Dinge in den Koffer, die ich ausgepackt hatte, und polterte damit die Treppe hinunter. Mrs Rivers saß auf dem Sofa, auf dem ich eben noch geschlafen hatte, blätterte in einer Zeitschrift und ignorierte mich. Aus irgendeinem Grund machte mich das sauer. Mit demonstrativer Lautstärke sammelte ich meine Handtasche und Alyssas Tagebücher ein, die ich sicher darin verstaute, und ging in die Küche. Ich wusste nicht so recht, wo ich hin sollte, wollte meine Überlegungen zur Lösung dieser Situation aber auf keinen Fall vor Blondie im Wohnzimmer anstellen und Zusehen müssen, wie sie ihre perfekte, selbstbewusste Ausstrahlung zur Schau trug.
Unschlüssig schaute ich auf die Küchentheke und sah Dutchs Wagenschlüssel dort liegen. »Leck mich doch«, murmelte ich, als ich danach griff. Mit meinem Gepäck unterm Arm verschwand ich durch die Hintertür und die Garage. Draußen auf der Auffahrt stellte ich fest, dass die dunklen Wolken, die seit dem Morgen Regen angekündigt hatten, endlich ihre Schleusen geöffnet hatten. Na toll. Der Himmel fand es angebracht, mich wie einen begossenen Pudel abziehen zu lassen.
Ich hob den Koffer in Dutchs Auto, nicht ohne zu bemerken, dass sein holdes Weib ihren Mietwagen dicht daneben gestellt hatte - wie romantisch. Ich stieg ein, drehte den Zündschlüssel und setzte zurück, als die Haustür aufging und Blondie herauskam. Sie winkte, als wollte sie mich aufhalten, aber ich bog rückwärts in die Straße ein, hob lächelnd die Hand und zog mit quietschenden Reifen an ihr vorbei.
Ich war noch nicht weit gefahren, da schaltete sich der gesunde Menschenverstand ein. Mrs Rivers rief wahrscheinlich in dieser Sekunde bei der Polizei an, um einen Autodiebstahl anzuzeigen. Ich fuhr nach Woodward rein und auf den Burger-King-Parkplatz. Es war besser, den Wagen stehen zu lassen.
Ich holte mein Handy hervor und drückte auf den Knopf, aber das Display blieb dunkel. »Scheiße!«, sagte ich laut. Seit Boston hatte ich keine Gelegenheit zum
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