Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen
sagte ich und nahm seine Hand. »Sag mal, meinst du, ich könnte Cathy morgen besuchen? Weißt du, vielleicht kann ich durch ihre Ausstrahlung etwas intuitiv erfassen.«
»Ich bezweifle, dass in den nächsten Tagen außer den engsten Angehörigen jemand zu ihr darf, aber ich spreche mit dem Arzt und sage dir Bescheid.« In dem Moment kam mein Chauffeur. Milo nickte ihm zu und begleitete mich zur Tür. »Danke noch mal für deine Hilfe. Ich weiß das zu schätzen.«
»Gern geschehen. Ich weiß zwar nicht, wie hilfreich ich wirklich war, aber du kannst mich jederzeit wieder anrufen«, sagte ich und drückte ihm kurz den Arm, bevor ich durch die Doppeltür verschwand.
»Ich melde mich«, rief er mir hinterher und zusammen mit dem Polizisten stieg ich die Treppe hinunter.
Kurze Zeit später war ich wieder zu Hause. Als ich mich unter der Bettdecke zusammenrollte, stellte ich stöhnend fest, dass es schon zwei Uhr war. Zwei Augenblicke später war ich geschlafen
Am Morgen weckte mich erneut das Telefon. Ich griff nach dem Hörer und brummte: »Wer wagt es, mich um die Zeit anzurufen?«
»Morgen, Abby, hier Milo. Tut mir leid, dass ich dich schon wieder aus dem Bett klingle, aber ich komme gerade aus dem Krankenhaus. Cathy ist wach und sie fragt nach dir.«
»Wie spät ist es?«
»Halb sieben.«
Ich stöhnte demonstrativ.
»Hier wartet ein kochend heißer Kaffee auf dich ...«, säuselte Milo in den Hörer, während es im Hintergrund knisterte.
»Bist du am Handy?«, fragte ich, richtete mich ein bisschen auf und zwang meine Lider auseinander.
»Ja, ich sitze im Wagen.«
»Wo bist du jetzt?«, fragte ich, weil ich schon überlegte, wie viel Zeit mir zum Anziehen bleiben würde.
»In deiner Auffahrt.«
Milo war mir immer als die enthusiastischere Hälfte des Teams vorgekommen und plötzlich betrachtete ich Dutchs Geduld mit ganz anderen Augen. »Ich brauche also gar nicht erst zu bitten, dass du mich noch eine Stunde schlafen lässt, bevor wir zu ihr fahren?«
»Mmmm«, machte Milo, »der Kaffee ist spitze, und, oh!, was haben wir denn da? Einen köstlichen Blaubeermuffin! Er ist sogar warm. Lecker! Und der ist ganz allein für dich. Aber beeil dich lieber, mir knurrt nämlich schon der Magen.«
Milos gute Laune sorgte bei mir nur für Gereiztheit. Was soll ich sagen? Ich bin absolut kein Morgenmensch. »Tu dir keinen Zwang an. Ich ruf dich an, wenn ich wieder wach werde.« Damit legte ich auf und zog mir die Decke über den Kopf.
Es dauerte keine drei Sekunden, da wurde meine Haustür mit Faustschlägen traktiert. Eggy, der mein mitternächtliches Kommen und Gehen glatt verschlafen hatte, sprang aus dem Bett, sauste die Treppe hinunter und bellte wie ein Höllenhund.
Stöhnend zog ich mir das Kopfkissen über den Kopf und kniff die Augen zu, aber das Hämmern an der Tür wurde nur lauter und Eggys Gebell immer schriller, sodass ich schließlich aufstand und die Treppe runterstapfte. Nachdem ich Eggy sanft mit dem Fuß zur Seite geschoben hatte, öffnete ich die Tür und schnauzte: »Was bist du, ein Sadist?«
Als Antwort drückte mir Milo eine kleine Tüte in die Hand und drängte an mir vorbei ins Wohnzimmer. »Wow!«, sagte er bei einem Rundumblick. »Gefällt mir, was du daraus gemacht hast. Erstklassige Verbesserung.« Zuletzt hatte Milo das Haus gesehen, als es noch keine Möbel hatte und der Fußboden verlegt wurde.
Ich blickte ihn mürrisch an. So leicht würde ich mich nicht beschwichtigen lassen. »Milo! Das ist doch verrückt. Wenn sie jetzt wach ist, kommt es auf eine Stunde mehr oder weniger auch nicht an! Ich bin völlig übermüdet, was ich dir zu verdanken habe, und mir stehen anstrengende Sitzungen bevor!«
Zum ersten Mal, seit ich ihn kannte, zeigte er mir ein Gesicht, das mich rigoros in die Schranken wies. »Das habe ich schon verstanden«, erwiderte er mit gefährlicher Ruhe. »Du bist müde. Aber weißt du was? Da liegt eine junge Frau im Krankenhaus, die gerade erkennen musste, dass sie bewusstlos geschlagen und vergewaltigt worden ist, und der einzige Mensch, nach dem sie fragt, bist du. Darum tut es mir wirklich leid, dass ich dir ungelegen komme, aber um ehrlich zu sein, meine liebe Scarlett, es kümmert mich einen Scheiß!«
Ich holte bestürzt Luft und wurde rot vor Scham. Dann drehte ich mich um, ging zur Treppe und sagte: »Ich bin sofort fertig.«
Wie versprochen war ich vier Minuten später wieder unten und ohne ein weiteres Wort gingen wir nach draußen. Ich war
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