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Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen

Titel: Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
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sprachlos, als ich den Wagen in der Auffahrt sah - ein nagelneuer schwarzer BMW 745i stand da in all seiner glänzenden Pracht.
    »Gefällt er dir?«, fragte Milo strahlend und ging zur Fahrertür.
    »Soll das ein Witz sein? Der ist umwerfend!«, schwärmte ich.
    »Steig ein. Die Sitze sind beheizbar und ich habe deine Seite schon angewärmt.«
    Unterwegs rutschte ich auf dem Sitz hin und her und genoss das Gefühl eines angewärmten Hinterns, während ich an dem Kaffee nippte und sehr vorsichtig meinen Muffin futterte, um nur ja das makellose Interieur nicht vollzukrümeln.
    Wir kamen kurze Zeit später beim Royal Oak Beaumont Hospital an, wo wir einen guten Parkplatz fanden, und marschierten flott durch die morgendliche Kälte zum Besuchereingang. Besuchszeit war zwar offiziell erst in zwei Stunden, aber Milo zückte seine Dienstmarke vor der Sicherheitskamera, und wir durften hinein.
    Ich folgte ihm durch die Eingangshalle zu den Aufzügen, dann hinauf zum sechsten Stock, zwei Flure entlang und in einen kleinen, abgedunkelten Raum, in dem es nach Desinfektionsmittel roch. Er war mit dünnen Vorhängen unterteilt und wir schlichen am vorderen Bett vorbei, in dem ein Patient schlief, und um den Vorhang herum zum zweiten Bett. Mir blieb die Luft weg und ich fasste mir unwillkürlich ans Herz, als ich die Frau sah, mit der ich mich noch am vorigen Tag unterhalten hatte.
    Cathy lag durch mehrere Kissen gestützt da, ein Infusionsschlauch schlängelte sich über das Geländer des Bettes und ihren Unterarm. Sie hatte einen dicken Verband um den Kopf. Ihre Haare waren ungewaschen und zerzaust, ihr Gesicht geschwollen und voller Blutergüsse, ein Auge war zugeschwollen. Am Hals hatte sie einen großen Kratzer, die Lippe war aufgeplatzt und blutete noch ein bisschen, das gesunde Auge tränte unaufhörlich und in der Hand hielt sie ein zerknülltes Papiertaschentuch. Sie blickte auf, als wir in der Vorhanglücke auftauchten, und mein Anblick brachte sie aus der Fassung.
    Einen Moment lang flehte sie mich stumm an, dann entfuhr ihr ein lauter Schluchzer und sie schlug die Hände vors Gesicht. Ich habe mich in meinem ganzen Leben nicht so geschämt und schwor mir, nie wieder so gefühllos zu reagieren, wenn mich jemand aus dem Bett holen wollte, weil ich gebraucht wurde. Ich trat an die Bettkante. Ich konnte Cathy nicht umarmen; der Tropf, das Geländer und meine Angst, ihr wehzutun, ließen das nicht zu. Stattdessen zog ich mir einen Stuhl heran und setzte mich zu ihr, strich ihr über den Kopf, wo kein Verband war, und machte beruhigende Zischlaute.
    Nach ein paar Minuten hatte sie sich einigermaßen gefasst. Sie schluckte und blickte zu Milo auf. »Danke, dass Sie sie hergebracht haben.«
    »Das ist das Mindeste, Cathy«, sagte Milo und ich merkte an ihrem vertrauten Umgang miteinander, dass er schon einmal bei ihr gewesen war und mit ihr hatte sprechen können. Ich fragte mich, ob er in der Nacht überhaupt im Bett gewesen war.
    Cathy wandte sich mir zu und sagte: »Danke, dass Sie gekommen sind, Abby. Ich wollte unbedingt mit Ihnen reden.«
    »Natürlich«, sagte ich flüsternd, weil ich sie nicht mit meiner vollen Lautstärke erschüttern wollte.
    »Ich wollte Sie fragen, ob Sie es wussten«, sagte sie.
    »Ob ich es wusste?«, wiederholte ich perplex.
    »Ja, ich meine gestern, als ich bei Ihnen war. Ich möchte wissen, ob Ihnen klar war, dass ich überfallen werden würde, und ob Sie es mir bloß nicht sagen wollten.«
    In meinem Beruf muss man die Beweggründe verstehen, die hinter einer solchen Frage stehen, so absurd sie klingen mag. Die Leute haben vor Hellsehern Angst, weil sie ihnen eine schlechte Nachricht überbringen könnten. Tatsächlich ist es aber so, dass von meinen Klienten nur sehr wenige je eine schlechte Nachricht von mir hören, aber die Auffassung hält sich hartnäckig.
    Es gibt aber auch die gegenteilige Vermutung, nämlich dass wir es dem Klienten verschweigen, wenn wir etwas Schreckliches vorhersehen. Die Leute glauben, wir lassen das aus und erzählen nur die guten Nachrichten. Cathy vermutete das offenbar auch.
    »Ganz und gar nicht, Cathy«, versicherte ich ihr schnell. »Ich schwöre Ihnen, meine Geister haben mir nicht gesagt, dass Ihnen eine solche Gefahr drohte.«
    Cathy schaute mir prüfend ins Gesicht, wie ehrlich ich es mit ihr meinte, dann fragte sie mit vorwurfsvollem Blick: »Aber wieso nicht? Sie sind ein so gutes Medium. Wieso haben Sie das nicht vorhergesehen und mich

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