Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen
nach links einbogen.
Ich fuhr über Nebenstraßen und blickte ständig in den Rückspiegel, ob mir jemand folgte. Zu Hause angekommen stellte ich den Wagen sofort in die Garage, flitzte ins Haus und warf die Tür hinter mir.
Dave war noch bei der Arbeit und ich schleppte mich müde die Treppe hinauf, um ihn zu begrüßen.
»Hallo, wie steht’s ...?« Er stockte mitten im Satz und musterte mein Gesicht. Fast hätte er den Hammer fallen lassen. Er sprang über ein paar Balken, um zu mir zu eilen. »Was ist denn mit deinem Gesicht passiert?«, fragte er.
Verspätet fielen mir die aufgeplatzte Lippe und die geschwollene Wange ein und ich bedeckte die Stelle hastig mit der Hand. »Ach, das ist nichts«, antwortete ich wegwerfend. Auf keinen Fall würde ich Dave da mit reinziehen.
»Unsinn!« Dave legte den Hammer weg und nahm mich beim Arm, ging mit mir runter in die Küche, wo er mich auf einen Stuhl setzte, und wühlte im Eisfach des Kühlschranks herum. Er zog einen Beutel Tiefkühlerbsen heraus und gab ihn mir.
»Danke«, murmelte ich und hielt mir den Beutel an die Wange. Ein wundervolles Gefühl.
»Willst du es mir erzählen?«, fragte Dave, mit verschränkten Armen an die Spüle gelehnt, und sah mich an, als wäre ich ein ungezogenes Kind.
»Nein«, sagte ich tonlos und starrte auf den Boden.
Dave schwieg, aber in seinen Augen funkelte schon der Ärger. Dann kam er zu mir rüber und stellte sich direkt vor mich. In einem todernsten Ton, den ich gar nicht von ihm kannte, sagte er: »Ich werde diesen Dutch umbringen, wenn der mir je wieder über den Weg läuft.«
Ich musste unwillkürlich lächeln.
»Was?«, fragte Dave mit leicht gekränktem Unterton.
»Dutch war das nicht, Dave, also lass ihn bitte leben«, sagte ich sanft.
Dave neigte den Kopf zur Seite und schätzte ab, ob ich die Wahrheit sagte. »Na, wer dann?«
»Es ist eine peinliche Geschichte«, begann ich, um Zeit zu schinden, bis mir etwas Glaubwürdiges einfiel.
»Dann verspreche ich dir, sie nicht weiterzuerzählen«, sagte er stur.
»Naja, die Wahrheit ist, dass ich in dem Parkhaus bei meiner Praxis in einen Streit geraten bin. Weißt du, ich zahle Miete für meinen Parkplatz und da sehe ich eine Frau vor mir in meine Lücke einbiegen. Daraufhin habe ich mich quer hinter ihren Wagen gestellt und wir gerieten in Streit...« Lügner, Lügner ...
Dave musterte mich, dann breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus, und bevor er es unterdrücken konnte, entfuhr ihm ein glucksendes Lachen. »Verkehrsrowdy ohne Verkehr?«
Ich nickte und gab mir Mühe, zerknirscht auszusehen. »Schuldig im Sinne der Anklage«, sagte ich mit erhobenen Händen.
»Sieht sie besser oder schlimmer aus als du?«, fragte er.
»Ungefähr genauso.«
Dave lachte leise und tätschelte mir den Kopf. »Das waren ja ein paar heftige Tage für dich, hm?«
»Du ahnst nicht mal die Hälfte.«
»Tja, dann tut es mir leid, dass ich dir noch mehr schlechte Neuigkeiten servieren muss, aber ich brauche heute einen Scheck, damit ich das Holz kaufen kann.«
So ein Mist. Ich senkte den Blick und sagte: »Also, was das angeht...«
»Was ist los?«
»Naja, ich wollte doch bei dieser Hochzeitsfeier arbeiten und mit dem Honorar die Reparaturen bezahlen.«
»Und?«
»Sie wurde leider abgesagt. Ich fürchte, wir müssen die Arbeit ein paar Wochen ruhen lassen.«
»Weißt du, wenn du gerade nicht flüssig bist, kann ich es für dich auslegen.«
Ich lächelte zu ihm hoch. Er war so ein prima Kerl. »Nein, nein, Dave, das möchte ich nicht. Legen wir doch einfach eine Pause ein und du gibst mir zwei Wochen Zeit, um das Geld zusammenzukriegen, dann machen wir wieder weiter, hm?«
Dave nickte, wich aber meinem Blick aus. »Klar, wie du willst.«
Seit März hatte er fest für mich gearbeitet. Es würde bestimmt komisch werden, abends nach Hause zu kommen und alles würde still sein. »Hast du nicht auch noch Arbeit bei deinem Cousin, die du bisher aufgeschoben hast?«
Er nickte, aber diesmal sah er mich dabei an, als er sagte: »Ja. ich halte ihn schon eine Weile hin. Hör zu, das ist für mich kein Problem. Aber jetzt, wo die Isolierung komplett rausgerissen ist und die meisten Dachsparren fehlen, ist es reichlich kalt in deinem Schlafzimmer. Die Arbeit sollte definitiv erledigt sein, bis es wesentlich kälter wird. Und wenn wir dafür eine Ratenzahlung vereinbaren müssen, dann soll es mir recht sein. Wirklich.«
Ich lächelte ihn an, stand auf und drückte ihm dankbar
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