Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen
mir noch bergeweise Zeug einprägen und Tommy kommt gleich mit den Zwillingen nach Hause. Ich rufe dich später wieder an, ja?«
»Sicher, klar. Schönen Abend, Cat«, sagte ich, dankbar, noch mal davongekommen zu sein, und legte auf. Mit den Füßen auf dem Polsterhocker lehnte ich mich in den bequemen Sessel zurück, den meine Schwester im Sommer für mich gekauft hatte. Eggy lag zusammengerollt auf meinem Schoß, eine Daunendecke war über uns gebreitet und der Fernseher lief.
Normalerweise saß ich um diese Zeit gemütlich auf meinem Bett im Schlafzimmer und guckte dort fern. Aber da oben war es eiskalt trotz voll aufgedrehter Heizung, weshalb ich das Zubettgehen bis zur letzten Sekunde aufschob.
Natürlich könnte ich die Gästecouch im Arbeitszimmer ausziehen und dort schlafen, aber die war nicht annähernd so bequem wie mein Bett, und ich seufzte wieder über meine düstere Finanzsituation, in die ich mich gebracht hatte.
Bei meinem abgrundtiefen Kontostand würde ich mit dem Honorar für die Sitzungen dieses Wochenendes gerade mal die Praxismiete und die Rate für das Haus zahlen können, was übrigens beides am Montag abgebucht werden würde. Angesichts meiner Lage hatte ich sogar schon zehn Klienten von der Warteliste angerufen und ihnen Termine an meinen beiden freien Tagen - Montag und Dienstag - angeboten, um in den nächsten Tagen noch ein paar Kröten zusätzlich zu verdienen. Wenn ich hier und da ein paar Klienten einschob, würde ich in zwei Wochen wieder flüssig sein, hatte ich mir ausgerechnet. Und dann könnte ich Dave anrufen und ihn wieder an die Arbeit schicken.
Klar, ich könnte auch meine Schwester anrufen und mir etwas von ihr leihen, aber das wollte ich mir lieber für den absoluten Notfall aufheben. Cat würde nicht zögern, mir das Geld zu geben - sie war berühmt für ihre Großzügigkeit -, aber das war es ja gerade: Sie war der Typ, der einem nicht erlaubte, etwas zurückzuzahlen, und während ich in ihren Augen gar keine Schulden bei ihr hätte, würde ich mich ewig in ihrer Schuld fühlen.
Nehmen Sie nur mal die Möbel. Während ich bewusstlos im Krankenhaus lag, hatte Cat höhere Magie walten lassen und mein ganzes Haus möbliert. Das hatte ich nun immer im Hinterkopf, wenn ich mich in einen Sessel setzte oder das Bett machte oder eine Ladung Wäsche in die Maschine stopfte. Es war meine Schwester, der ich all diese Bequemlichkeiten zu verdanken hatte. Ich wünschte, ich wäre der Typ, der ein großzügiges Geschenk annehmen kann, ohne sich etwas dabei zu denken, aber der war ich nicht. Ehrlich gesagt, störte mich das enorm.
Ich seufzte wieder, weil ich an den anderen Batzen Geld denken musste, den ich ausgeschlagen hatte. Wenn ich Milos Scheck oder wenigstens einen Bruchteil davon angenommen hätte, wäre ich jetzt nicht in dieser Klemme. Aber es war zu spät, ihn jetzt noch anzurufen und zu sagen, dass ich es mir anders überlegt hätte. Es war ein großer Geschenkkorb mit selbst gebackenen Schokokeksen und einem getöpferten Aschenbecher bei mir angekommen, samt einer großen Karte mit den Unterschriften der Jungen und Mädchen des Clubs, die sich alle bei mir für die großzügige Spende bedankten. Eine Gedenktafel mit meinem Namen würde am Spielfeld angebracht werden, sobald die Renovierung abgeschlossen wäre.
In einem Anfall von Depressionen hatte ich die Kekse in mich reingestopft und jetzt war mir ein bisschen schlecht. Schläfrig lag ich in meinem Sessel und spielte mit dem Gedanken, ins Bett zu gehen, als das Telefon klingelte. Hastig griff ich zum Hörer und hauchte: »Hallo?«
»Warum flüsterst du?«, fragte ein vertrauter Bariton.
»Dutch?« Ich richtete mich augenblicklich auf und blinzelte die Müdigkeit weg.
»Ja, Süße, ich wollte bloß mal anrufen ...«
Mein Herz machte einen Salto. Ein Friedensangebot! »Ich bin wirklich froh darüber«, sagte ich und zerquetschte den Hörer beinahe in den Fingern.
»Ich weiß nicht, was neulich mit mir los war ...«
»Ich weiß, ich weiß. Ich auch nicht.«
»Es tut mir leid.«
»Mir auch.«
Stille. Jeder überlegte, was er als Nächstes sagen sollte.
»Du hörst dich müde an«, sagte er.
»Bin ich auch. Das war eine höllenmäßige Woche. Wo bist du?«
»Im Süden, Süße«, antwortete er ausweichend.
»Wie läuft s?«
»Es geht.« Dutch war kein redseliger Typ. »Ich wollte dich um einen kleinen Gefallen bitten.«
»Wie klein?«
Dutch lachte leise. »Mikroskopisch.«
Ich musste gegen meinen
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