Abby Cooper 02 - Moerderische Visionen
fassen bekam.
Nach dem Essen beschloss ich, noch einmal Milo anzurufen und ihn zu fragen, ob er wegen der Verbindung zur Post etwas herausgefunden hatte. Beim zweiten Klingeln ging er ran.
»Johnson«, meldete er sich.
»Hallo, Milo, schöner Schlips«, sagte ich.
»Du hast die Nachrichten gesehen«, schloss er.
»Ja. Ich schätze mal, das war das Beste, was du tun konntest, hm?«
»Abby, wir haben den Richtigen. Ich hab‘s im Gefühl. Er war 65.«
Linke Seite, Schweregefühl. Ich schüttelte den Kopf, beschloss aber, nicht zu streiten. Stattdessen fragte ich leichthin: »Hattest du schon Gelegenheit, dem Hinweis mit dem Briefträger nachzugehen?«
»Ja.«
»Und?«
»Und wir haben keine Verbindung entdecken können. Drei verschiedene Stadtteile, drei verschiedene Briefträger.«
»Was ist mit dem Springer?«
Ich hörte ein gereiztes Schnauben, dann antwortete er: »Nichts, tut mir leid. Das ist eine Sackgasse.«
Verflixt. »Milo, da muss etwas dran sein. Etwas, das wir nur nicht...«
»Abby, hör mir zu. Du wirst langsam ein bisschen übereifrig und ich möchte, dass du dich entspannst und uns unsere Arbeit tun lässt, okay?«
»Also, jetzt warte mal. Wenn mich nicht alles täuscht, und das glaube ich nämlich nicht, dann warst du es, der mich um Hilfe gebeten hat, und wenn ich den Eindruck erwecke, ein bisschen übereifrig zu sein«, sagte ich höhnisch und schrill, »dann nur, weil ich mir wirklich Mühe gebe zu helfen!«
»Nicht etwa, weil du dich dringend von etwas anderem ablenken möchtest?«
Meine Augen wurden größer. Ich hatte eine dunkle Ahnung, was er damit andeuten wollte, und konnte nicht glauben, dass er so fies sein konnte. »Was meinst du damit?«
»Nun, wenn du deine ganze Energie auf diesen Fall verwendest, brauchst du dich nicht mit einem gewissen Herrn vom FBI zu befassen, der sich neulich zum Trottel gemacht hat.«
Ich brachte nur noch ein Flüstern heraus. »Er hat dich angerufen?«
»Heute morgen.«
»Was hat er gesagt?«
»Dass er dich seinem neuen Partner vorstellen wollte und das völlig ins Auge gegangen ist, und außerdem hat er deine Intelligenz beleidigt und deinen Beruf runtergemacht und dann den Vogel abgeschossen, als er dich am nächsten Abend anrief und sich rechtfertigen wollte, weil du ihn deswegen zur Rede gestellt hast.«
»Ist das deine Zusammenfassung oder seine?«
Milo lachte. »Hauptsächlich seine.«
Ich seufzte schwer und sagte: »Milo, ich mag diesen Idioten so sehr, dass es schon albern ist, aber er frustriert mich total.«
»Dann weißt du jetzt, warum er so lange lieber allein geblieben ist. Der Kerl hat einfach keine Ahnung, wie man mit Frauen umgeht.«
»Und was soll ich jetzt tun?«
»Tja, er hat mir gesagt, dass er bald wieder zurückkommt und versuchen wird, mit dir zu reden. Meine Empfehlung an euch beide wäre, besser zuzuhören, bevor ihr urteilt, und zu sehen, ob ihr euch nicht wieder zusammenraufen könnt.«
»Meinst du, es würde sich am Ende lohnen?« Ich wünschte mir einen Grund, um an Dutch festzuhalten, und hoffte, Milo würde ihn mir liefern.
»Ich kann nur sagen, dass ich Dutch Rivers seit zehn Jahren kenne, und in der ganzen Zeit ist er nach keiner Frau so verrückt gewesen wie nach dir. Halte noch ein bisschen durch, meine Liebe. Er ist es wert.«
Mir stiegen die Tränen in die Augen. Ich nickte und merkte dabei, dass ich nicht mehr groß reden konnte, ohne loszuheulen. Darum sagte ich hastig: »Danke. Muss jetzt Schluss machen.«
»Dann bis später«, sagte Milo. Er hatte offenbar verstanden.
Ich legte auf.
Ich rollte mich in meinem Lieblingssessel zusammen, mit Eggy auf dem Schoß, und weinte leise vor mich hin, während ich mir wünschte, nicht so eine dumme Göre zu sein.
Am Donnerstagmorgen brauchte ich keinen Wecker, um rechtzeitig wach zu werden. Ich wälzte mich schon seit einer Stunde im Bett hin und her, weil ich wieder den gleichen Traum gehabt hatte. Diesmal war ich imstande gewesen, wegzurennen, sodass er mir nicht ganz so schrecklich erschienen war, aber die übrigen Elemente waren dieselben geblieben. Ich wusste, meine Geister wollten mir verzweifelt etwas mitteilen, aber es drang nicht richtig zu mir durch, was es war.
Schließlich stand ich auf, ging unter die Dusche und band mein Haar lediglich zu einem Pferdeschwanz zusammen. Überhaupt kümmerte mich meine Erscheinung heute wenig, denn dafür war ich viel zu müde.
In meinem Beruf passiert es leicht, dass man sich übernimmt. Wenn man zu
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