Abby Cooper 03 - Hilferuf aus dem Jenseits
dich.«
»Geht mir genauso, Brett. In jeder Hinsicht. Ich melde mich bald wieder.«
Wir hängten ein, und ich lehnte mich melancholisch und todmüde ans Kopfende des Bettes. Theresa war vier Jahre lang meine beste Freundin gewesen, und wir hatten uns die Praxis geteilt, bis sie nach Kalifornien übersiedelte. Es war mir schwergefallen, mich daran zu gewöhnen, dass sie nicht mehr da war. Und mit drei Stunden Zeitunterschied und unseren vollen Terminkalendern blieb offenbar wenig Zeit für Anrufe. Die traurige Wahrheit war, dass wir immer weniger miteinander sprachen.
Gerade als mir die Augen zufielen, klingelte das Telefon. »Hallo?«
»Wie geht es deinem Freund?«, fragte meine Schwester.
»Hallo Cat.« Ich setzte mich auf. »Es geht ihm schon besser. Danke für die Nachfrage.«
»Keine Ursache. Und wie läuft unserer Immobilienprojekt? Ich nehme an, der Kauf ist glattgegangen?«
Oh, oh! Ich hatte völlig vergessen, sie hinsichtlich unseres Spukhauses auf den neuesten Stand zu bringen. »Äh ...«, begann ich. »Wir sind da auf ein kleines Problem gestoßen.«
»Was für ein Problem?«, fragte sie schon leicht angespannt.
»Nichts Großes«, versuchte ich sie zu beruhigen. »Nichts, was sich nicht lösen lässt.«
»Abby, worum geht es?«, verlangte sie zu wissen.
»Die Sache ist die«, setzte ich neu an und überlegte dabei, wie ich ihr die unheimliche Entwicklung der Sache beibringen sollte. »Allem Anschein nach spukt es in dem Haus.«
»Ach, ist das alles?«, fragte sie lachend, und ich hörte ihre Erleichterung. »Meine Güte! Ich dachte schon, du hättest mir etwas Schreckliches zu berichten, zum Beispiel dass wir irgendeine Genehmigung nicht bekommen.«
Nur meine Schwester konnte meinen, dass das schlimmer wäre, als mit einem Spukhaus fertig zu werden. »Na ja, Dave hat es eine Heidenangst eingejagt«, sagte ich, um den Ernst der Situation zu vermitteln.
»Ach, Unsinn«, erwiderte sie herablassend. »Sag ihm, er soll an die Arbeit gehen und aufhören, sich wie ein Weichei zu benehmen!«
»Mensch, Cat, wie einfühlsam von dir«, sagte ich tonlos.
»Ach komm, Abby! Du kannst nicht im Ernst von mir erwarten, dass ich wegen einer kleinen Geistererscheinung Mitgefühl aufbringe! Was kann einem so ein kleiner Caspar schon tun? Schließlich ist er tot.«
Ich wollte nicht mit ihr darüber streiten, dämm sagte ich bloß: »Hör zu, ich bin völlig k. o. Wir telefonieren später noch mal, ja?«
»Na schön. Aber du sagst Dave, er soll sich nicht so anstellen und mit der Arbeit anfangen.«
»Klar. Ich muss jetzt Schluss machen. Gute Nacht.«
Wir legten auf, und ich lehnte mich wieder zurück. Kaum hatte ich die Augen geschlossen, klingelte es wieder. »Hallo?«, meldete ich mich zaghaft.
»Hallo Süße«, sagte mein Lieblingsbariton in bester Bogart-Manier. »Was hast du an?«
»Dutch?« Ich setzte mich wieder auf. »Von wo rufst du an?«
»Von unten, über die Dienstleitung.«
»Was gibt s?«
»Was hast du an?«, wiederholte er mit rauchiger Stimme.
Ich kicherte. »Meine neue Kette.«
»Und dazu?«, fragte er spielerisch.
»Nichts ... ich bin nackt.«
»Ahhh«, sagte er noch verführerischer. »Willst du nicht runterkommen zu einer Modenschau?«
»Was machst du gerade?«, fragte ich ein bisschen ernster.
»Ich liege auf der Couch und telefoniere mit meinem Mädchen.«
»Aha! Soweit ich weiß, hat der Arzt dir befohlen, dich in den nächsten Wochen zu schonen. Das schließt Fummeln schon mal aus.«
»Können wir dann wenigstens knutschen?«, fragte er.
»Ich lege jetzt auf.«
»Schon gut, schon gut«, sagte er, »aber wenn du heute Nacht Angst kriegst und jemanden brauchst, der dich in den Arm nimmt, musst du dir nicht extra was anziehen.«
»Gute Nacht«, trällerte ich und legte auf.
Als ich mich mit Eggy unter die Decke kuschelte und endlich die Augen zumachte, drängte sich mir das Bild von der Frau am Fuß der Kellertreppe wieder auf. Wer war sie gewesen und wie war es zu diesem tragischen Ende gekommen? Schaudernd dachte ich an die Aussicht, mich mit dem Geist befassen zu müssen. Ich habe wirklich Angst vor Geistern. Aber wenn ich diesen Schlamassel hinter mich bringen wollte, würde ich einen Weg finden müssen, das Haus vom Spuk zu befreien, damit Dave seine Arbeit erledigen konnte. Ich war es, die die Zahlungen am Hals hatte, und die würden mich für die nächsten dreißig Jahre belasten, wenn wir diesen Fall nicht lösten. Dazu hatte ich knapp einen Monat Zeit, dann
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