Abby Cooper 03 - Hilferuf aus dem Jenseits
zu mir zurückgekrochen, bat mich, ihn zurückzunehmen. Er sagte, dass Lisa ihm seine kostbarsten Juwelen gestohlen habe und aus dem Land geflohen sei. Danach hat er sie nie wieder erwähnt.«
»Aber Sie wussten, was wirklich passiert war«, sagte ich und bemerkte die Veränderung in ihrer Aura. Sie verschwieg noch immer etwas.
Sie bedachte mich mit einem kalten, harten Blick. »Er redete im Schlaf.«
»Was hat er gesagt?«, fragte Dutch.
»Nichts Bestimmtes«, behauptete sie. »Es gab einfach Zeiten, wo er vor sich hin faselte und Dinge sagte wie: ›Gib sie zurück, oder ich bring dich um!‹«
»Was zurückgeben?«, hakte Dutch nach.
»Das weiß ich nicht«, sagte Simone kopfschüttelnd. »Aber in einer Nacht hatte er einen besonders lebhaften Traum und da brachte er mich fast um.«
Wir drei sagten kein Wort, sondern warteten, dass sie weitererzählte.
»Er rief ihren Namen«, sagte sie schließlich, »so als suchte er nach ihr, und dann packte er mich beim Hals und würgte mich. Er nannte mich Lisa und schrie mich an, ich hätte ihn betrogen.
Zum Glück konnte ich ihn aufwecken, bevor er mich vollends strangulierte. Danach habe ich nie wieder im selben Zimmer wie er geschlafen.«
»Was können Sie uns sonst noch über sie sagen?«, fragte Dutch.
Einen Moment lang schaute sie nachdenklich, dann sagte sie: »Sie war keine Französin, obwohl sie behauptete, aus derselben Gegend zu stammen wie Jean-Paul.«
»Woher wissen Sie das?«
»Anhand ihrer Sprechweise«, sagte sie. »Sie sprach fehlerfrei Französisch, aber eben zu fehlerfrei. Es kam auch vor, dass sie ich verplapperte, und sie hatte einen ganz leichten Akzent, der uns auffiel ... vielleicht einen deutschen. Aber auch den wollte Jean-Paul nicht wahrhaben. Er war geblendet von ihrer Schönheit und ihrem Interesse an ihm.«
»Kennen Sie ihren Nachnamen?«, fragte ich.
»Proditio«, antwortete Simone.
»Das klingt nicht französisch«, meinte Milo.
»Das ist Latein«, sagte Dutch. »Es heißt betrogen.«
Während ich beeindruckt eine Braue hochzog, schluckte Simone nervös. Vielleicht fand sie, sie hätte zu viel verraten. »Wenn es keine weiteren Fragen gibt, möchte ich, dass Sie jetzt gehen.«
Das war mehr eine Forderung als eine Bitte. Ich nickte, und wir begaben uns zur Tür. Auf halbem Weg drehte Dutch sich noch einmal um, als ihm plötzlich etwas einfiel. »Wie kamen Sie eigentlich mit seinen Enkeln zurecht, James und Jean-Luke?«
Simone machte ein mürrisches Gesicht. »Schreckliche Jungs«, sagte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung.
»Wirklich?«, hakte ich nach.
»Zumindest Jean-Luke. Er führte immer etwas im Schilde. Nach dem Tod seines Großvaters musste ich aus dem Haus ausziehen. Er bestand darauf, obwohl ich dort mit Jean-Paul gelebt und ihn bis zu seinem Tod gepflegt hatte. Nicht, dass die beiden je einen Finger krummgemacht hätten. Sie zwangen mich, zu meiner Schwester zu ziehen, und sagten nicht mal Danke. Undankbares Pack.«
»Nochmals vielen Dank für die Informationen«, sagte Dutch und zog eine Visitenkarte hervor, die er auf ein Tischchen neben der Haustür legte. »Falls Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie uns bitte an.«
Simone sah ihn kalt an. Sie würde anrufen, sobald der Wetterbericht in der Hölle einen Schneesturm vorhersagte.
Ich schauderte unwillkürlich, als wir Simones Haus verließen. »Ist dir kalt?«, fragte Dutch, der es bemerkte.
»Das nicht, aber die Energie in diesem Haus ist ziemlich schrecklich. Übrigens«, sagte ich auf dem Weg zum Auto, »du hast eine Nachricht auf der Mailbox, die du abhören solltest.«
Dutch grinste, während wir alle ins Auto stiegen, und als Milo den Motor anließ, griff er nach seinem Handy und rief seine diversen Mailboxen ab. Auf der dienstlichen war eine Nachricht von T.J.
»Er hat was über das Wappen, das ich ihm geschickt habe«, erzählte Dutch noch beim Abhören. »Lass uns irgendwo Essen holen und damit nach Hause fahren, dann rufe ich ihn an.«
Wir bestellten bei einem Deli etwas zum Mitnehmen, und Milo parkte in zweiter Reihe, während wir hineingingen und es abholten. Ein paar Minuten später waren wir zu Hause, und Milo verteilte das Essen. Ich holte Bier aus dem Kühlschrank, und Dutch rief T. J. an.
»Er meldet sich nicht«, sagte er und probierte es unter einer anderen Nummer.
»Wann hat er die Nachricht denn hinterlassen?«, fragte ich, weil ich wissen wollte, um wie viel wir ihn verpasst hatten.
»Zwei Minuten bevor du es mir gesagt
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