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Abdruecker (Splattergeschichten)

Abdruecker (Splattergeschichten)

Titel: Abdruecker (Splattergeschichten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Bach
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und wohl trainiert, hatte freilich einen Bauch und schon etwas dünne Schultermuskeln. Es sah kurz her, als Zek, den Hammer nun ganz unverhohlen in der Hand schwingend, zwei Autoreihen weiter, an ihm vorüber ging und ihm einen flüchtigen Blick zuwarf, der gleichwohl als bohrend empfunden werden konnte, denn Zek hatte sehr helle Augen. Das Ziel blickte gleichmütig, hatte kein Interesse. Der Blick war gelangweilt, als würde das Ziel im Supermarkt an einer Reihe von Artikeln vorüber gehen, die es nicht im Traum kaufen würde.
    Zu seinem Wagen zurückgekehrt, legte Zek den Hammer auf den Rücksitz, schloss die Türen und öffnete das Fenster. Der Stau schien sich zu verfestigen, unsichtbare Gerinnsel wurden von Bindegewebsfäden durchsprosst, so kam es ihm vor. Die Luft war trotz der Nacht, die sich mittlerweile über die Landschaft gesenkt hatte, lau und es war vollkommen windstill geworden. Zek merkte, dass er leicht genervt war. Kein Wunder, wenn man eine Verfolgung hat, die über Stunden und Tage geht, dann ist man längst Sklave der Bewegung eines anderen.
    Da stieg das Ziel plötzlich aus dem Wagen. Es streckte sich, sah sich ringsum wie einer, der etwas Heimliches im Schilde hat und ging dann langsam weg. Zek packte den Hammer, verließ neuerlich seinen Wagen, drückte leise die Tür zu, sperrte ab und folgte dem Ziel. Es war dunkel und schwül auf der Autobahn. Man hörte vereinzelt Menschen reden, und nirgendwo mehr Motorengeräusche. Zek bewegte sich schwitzend zwischen Metallteilen, die Hitze abstrahlten, ging vorbei an Scheiben mit dem gelben Licht der Innenraumbeleuchtung und Menschen, die ausgestellt wie in Käfigen oder in Museumskästen wirkten und etwas Puppenhaftes hatten. Die meisten sahen geradeaus, als könne man den Stau mit den Blicken und etwas Willenskraft auflösen.
    Das Ziel wirkte größer im Stehen, massiger. Zek wog den Hammer in der Hand, ein großer, schwerer Hammer aus dem Baumarkt, zum Einschlagen besonders großer Nägel. Folgender Plan formierte sich: Wenn das Ziel soweit ins Unterholz ging, um sich zu erleichtern, konnte man es mit etwas Glück am Schädel treffen, mit einem harten, entschiedenen Schlag. Ähnlich wie bei einer Kokosnuss musste das klingen, wenn ihre Schale einen Riss bekam und die Milch austrat. Dann den Körper in einer Kuhle in Fötalstellung bringen und mit Tannenreisig zudecken. Bei der Auflösung des Staus wäre es ein Leichtes, das Ziel in seinen Wagen zu hieven. Womöglich passte es in den Kofferraum. Aber das konnte angesichts der Körpergröße auch schief gehen. Zek hatte vor seinen Augen das Bild zweier Füße, die vor standen, während er den Kofferraumdeckel wieder und wieder hinab schlug. Dann vergraben. Einen Spaten würde er mitnehmen. Dann zurück kommen, den Wagen am nächsten Parkplatz versperrt lassen. Es würde lange dauern, bis man den abschleppte. Aber eine Unsicherheit blieb: Wenn Zek hier seinen eigenen Wagen auf dem Pannenstreifen ließ: Würde er, wenn sich der Stau aufgelöst hatte und er zurück kehrte, den Wagen noch auffinden? Und wenn er abgeschleppt worden oder von der Polizei registriert worden war, was geschah dann weiter? Oder das Ziel gleich hier an Ort und Stelle vergraben, sobald der Stau weg war und die Autos wieder blind vorüber rasten. Zwei Autos am Pannenstreifen, die man nachher bis zur nächsten Ausfahrt schaffen musste. Wie weit war das? Eine Strecke, die man zurückjoggen konnte, um den zweiten Wagen zu holen? Anschließend Hunderte Kilometer weiter fahren und den Wagen des Ziels irgendwo abstellen, seine persönlichen Habseligkeiten an anderer Stelle zu vernichten. Mit der Eisenbahn zurückkommen, den eigenen Wagen holen. Aber es war das alles schon sehr kompliziert, dachte er.
    Am Impuls, dem Ziel in die Büsche zu folgen, merkte er, dass er so genervt war, dass er jetzt die Angelegenheit hinter sich bringen wollte, koste es, was es wolle. Er schloss mit raschen, lautlosen Schritten zum Ziel auf. Die Gelegenheit war da, und es galt, sie am Schopf zu packen.
    Der Fahrbahnstreifen machte eine leichte Rechtskurve, und das Ziel ging vor und immer weiter nach vor, weil er nicht der Typ war, der in die Büsche springt, um sich zu erleichtern. Nein, er zog eine Parkplatztoilette vor. Und jetzt wollte er sehen, ob ein Parkplatz in nächster Nähe lag, und wohl auch, wie lange der Stau sich in diese Richtung noch hin zog. Zek verschob sich, während er ihm folgte, wieder parallel nach links bis zur Hecke an der Leitplanke

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