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Abdruecker (Splattergeschichten)

Abdruecker (Splattergeschichten)

Titel: Abdruecker (Splattergeschichten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Bach
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hochging bis in die Haarspitzen der Hausgiebel. Zek und das Ziel waren in einige dieser Diskotheken hinab gestiegen. Man sah dort junge Menschen aller Erdteile in diesen Höhlen trinken, tanzen und fixen. Überall zeigten große Bildschirme vor, wie man sich zu bewegen hatte. Ein Mythos, der seine Wirkung auf Zek verloren hatte, waren diese jungen afrikanischstämmigen Frauen, die am Anfang eines stampfenden Liedes mitsummten oder mitkreischten vor lauter Vorfreude, oder junge afrikanischstämmige Burschen, die zur Einleitung eines Liedes kleine Finger und Daumen von der Faust abspreizten und „Yo!“ riefen. Davon gab es hier leider mehr als genug. Was Zek aber an dieser Stadt immer noch gefiel, war das dichte, schiebende Gedränge in diesen zahllosen Diskotheken, das von Rauch durchzogene Flackerlicht, der Geruch von Schweiß, Parfum und Alkohol. Es war eine Stadt, in der man nachts unterwegs war und dabei anonym blieb in der Verwinkeltheit zwischen den Wassern. Mehrmals kam er dem Ziel dabei nahe zum Anstreifen, und einmal blickte das Ziel ihn dabei an wie jemand, der sich fragt, ob er einen schon wo gesehen hat. Ein Messerstich im Gewühl vor der Disco, und man könnte von einer Verwechslung reden, hatte Zek überlegt. Aber er hatte kein Messer dabei, das dafür geeignet gewesen wäre. Außerdem hatte dieser Auftrag eine Klausel. Der Tod musste drastisch sein, und sich herumsprechen als Auftragsmord, nicht als mögliche Verwechslung. Dieser Tod war weniger eine Tat als ein Wort, eine Nachricht, die noch auf Jahre hinaus gelten würde. Deshalb war er ja auch in den Baumarkt gefahren, und das Grinsen des Verkäufers, als er dieses einzelne Stück in den Kassencomputer einlas, war der Beweis dafür, dass gerade diese Todesart ihre Wirkung haben würde. Denn es war leicht, andere Menschen mit einer Automatik so lange zu verletzen, bis der Tod eintrat. Ein gezielter Schlag aber, der die Schädeldecke sprengte, das war so etwas wie eine treffende Bemerkung.
    Auf den nächtlichen Straßen von Amsterdam teilten sich die Menschen sichtlich in Zweiergruppen ein: Käufer und Gekaufte, Geldausgeber und Geldsammler. Das Leben hatte hier einen Preis, das spürte man. War auch nicht schlecht, überlegte Zek. Das Ziel fühlte sich hier sichtlich zuhause. Es war jemand, der gerne kauft. Das konnte man an seiner Körperhaltung erkennen. Es sprach Leute an, darunter vor allem Männer. Das Ziel mochte den einen oder anderen bereits von vorhergehenden Aufenthalten kennen, und wenn ein Gespräch mit diesen Männern zustande kam, dann holte Zek seine Nachtsichtkamera, zog sich in Deckung zurück, zoomte an die beiden Gesprächspartner ran und machte ein Bild. Das Gegenüber des Ziels war dabei meistens ein gut aussehender, schrill gekleideter Afrikaner, und wenn Zek dazu die überraschend helle, fordernde Stimme des Zieles hörte, das irgendetwas Aufreizendes zu sagen schien, so konnte man glauben, es sei hier ein Schwuler auf Wochenendfahrt. Aber es war wohl etwas anderes. Der Auftraggeber war Dealer, also hatte es wohl mit Drogen zu tun, was das Ziel hier beackerte. Tatsächlich merkte man an den geschäftsmäßigen Mienen der Afrikaner, dass es hier um mehr ging als um Sex, um Preis und Menge einer Ware, deren Wert den Wert eines Menschen weit überstieg, und dass das Ziel hier auf Einkaufstour war, neue Kontakte knüpfte, während er sichtlich auf jemanden Bestimmten wartete. Zehn vor zwei Uhr morgens verabschiedete sich das Ziel von den zwei Männern, mit denen es gesprochen hatte, drehte sich nach Zek um, den es aber aus seinem Blickwinkel heraus nicht sehen konnte, und ging rasch weiter. Das Ziel kam auf einen Platz mit einer Kirche und blieb dort vor dem Eingang stehen. Nun suchte es keinen Kontakt mehr, sondern wartete, während es sich immer wieder umdrehte. Binnen weniger Minuten kam ein großer schwarzer Junge mit dem Rad durch, hielt beim Ziel an und man begrüßte sich kurz wie Leute, die sich verabredet haben. Beide gingen nun nebeneinander her, der Junge schob das Rad, und man tauchte gemeinsam in die Nacht entlang einer Gracht ein. Zek folgte dicht auf und sah wenig mehr als die hellen Ränder der Schuhe des Jungen, die zu phosphoreszieren schienen. Es war hier so dicht am Wasser kühler und man fühlte sich allein, sofern nicht überraschend jemand, einen kleinen flackernden Lichtschein werfend, mit dem Rad durchratterte. Zek hörte die beiden reden, auf Deutsch, das Ziel gepresst und kurz angebunden wie jemand, der

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