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Abdruecker (Splattergeschichten)

Abdruecker (Splattergeschichten)

Titel: Abdruecker (Splattergeschichten) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Bach
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hin, um Sichtschutz zu nehmen. Sie gingen einige Minuten so durch die laue Nacht zwischen den bulligen Körpern der Autos dahin. Die völlige Anonymität der Menschen dazwischen erhöhte den Reiz, einfach nach vorne zu laufen, dem Ziel den Hammer auf den Scheitel zu hauen und den Körper auf den Boden zu drücken in die Finsternis zwischen den Reifen. Zek merkte, dass sein Atem rascher ging und sich der Herzschlag zum Trommeln aufbaute. Dabei konnte er leicht das Ziel aus dem Auge verlieren, nebst allen Sicherheitsvorkehrungen. Er merkte, dass er weniger genau hörte, ein untrügliches Zeichen dafür, dass ihm heute die notwendige Kaltblütigkeit fehlte. Er blieb stehen und zwang sich zur Ruhe. Der Stiel des Hammers lag verschwitzt in seinen Händen. Er hatte schon lange nichts mehr gegessen und merkte, dass ihm schwindlig war. Er stand aufrecht und lauschte, bis er ruhiger geworden war. Das gab dem Ziel, das nun entschlossen ausschritt, einen Vorsprung, der sich beständig vergrößerte. Der Nachthimmel war heller geworden und hier vorne hatte keiner mehr den Scheinwerfer an. Man richtete sich wohl auf eine längere Wartezeit ein. Der Mond war hinter Wolken verborgen und nur eine Sichel, also war die Nacht mächtiger als sonst. Man sah alles, was auf der Erde war, nur mehr als Kontur, und den Himmel als trüben Pool, in dem die Wolken schwammen. Zek hätte nicht sagen können, wo das Ziel jetzt war. Er hatte ihn verloren. Er drehte sich um und ging dann bis zur Fahrbahnmitte durch, um sich zu orientieren. Da merkte er, wie vorne, ganz weit vorne, die Lichter angingen und ein Hupkonzert begann. Die wartende Schlange musste irgendwo los gerückt sein, denn vorne flammten Lichter auf, und wenn man sich nun umdrehte, konnte man sehen, wie Gelb und Rot als Lichterspur über die nächste Bodenerhebung floss. Zek drehte sich um und steckte dabei den Hammer wieder unter die Jacke. Er begann zu laufen, trabte zwischen den Blechkolonnen durch und atmete die Luft, die im Laufen frischer wirkte und kühlte. Zu seinem Wagen zurückgekehrt, hörte er bereits auch auf dieser Höhe allerorts die Motoren starten und stieg geblendet von aufflammenden Lichtern in seinen Wagen ein. Die Ungeduld des langen Wartens entlud sich hier und da ebenfalls in Huptönen, es waren die Geräusche des Erwachens von Blech. Zek saß im Wagen und spürte die Nachwelle einer Erregung, die vergeblich gewesen war. Vorne huschte auch das Ziel – es mochte ihm eng auf den Fersen gewesen sein – in seinen Wagen, als es schon längst weiterging und die ersten Vehikel es bereits ungeduldig umkurvten.
     
     
    Zek liebte die großen Fenster in Holland. Das große Fenster in Amsterdam ist wohl so eine Art Sinnbild. Nirgendwo auf der Welt, ausgenommen in ehemaligen holländische Kolonien, sind die Fenstern größer. Wenn es regnet und die Tropfen verteilen sich auf der Scheibe, und dann, nach der Rückkehr der Sonne, glitzert alles, das hat Tiefgang wie ein Ozeandampfer und die Weite des Meeres. Es ist ein großes erleichtertes Durchatmen der Seele. Zek konnte sich vorstellen, dass man in Amsterdam den Nebel stärker spürte als anderswo, und man ihn beständig beobachtete, wenn man hier lebte, wahrscheinlich ein Leben lang, und es genoss, zu sehen, wie die Scheibe behaucht wurde von Weiß, innen oder außen.
    Er erwachte am späten Vormittag mit dem Gefühl der Deplatziertheit. Das winzige, schäbige Zimmer hätte in Deutschland einen Bruchteil des Geldes gekostet und wäre nicht so staubig gewesen, vor allem aber nicht so laut: Vor dem Fenster brandete am Himmel das Geräusch eines startenden Flugzeugs auf in Form einer Lautkerze, unsichtbar und mächtig. Dann ging in bestimmten Abständen inmitten der blinkenden Reklamezeichen ein oranges Licht an und stieß schrille Warntöne aus, bevor wieder das tiefe, die vier Wände erschütternde Rollen eines Bootes am Kanal durchkam, Betrunkene an der Tür pochten, lachten und schrien, ein Wagen vorbeifuhr, bremste und das baufällige Pflaster holpern und poltern und klöppeln ließ wie von Holzpantoffeln.
     
    Drei Stunden waren vergangen, seitdem das Ziel in das Hotel zurückgekehrt war nach einem endlosen Spaziergang, den es nachts noch durch die schillernden Gassen des Zentrums gemacht hatte. Dazwischen hatte es an Ecken gestanden, auf Brücken oder in Winkeln. Wenn man hier nachts das Ohr an eine Hausmauer legte, hörte man irgendwo in den Eingeweiden der Stadt jederzeit das Stampfen eines Tanzlokals, das

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